Neue Regelung ab 1. Juni

Kinderärztlicher Notdienst im Landkreis Bad Kreuznach wird stark eingeschränkt

Stand
Autor/in
Lucretia Gather
Sibylle Jakobi

Wer mit seinem hustenden oder fiebernden Kind am Wochenende einen Kinderarzt braucht, der sieht im Landkreis Bad Kreuznach in Zukunft alt aus. Die Notdienste werden massiv eingeschränkt.

Bisher konnten Eltern mit ihren kranken Kindern an Feiertagen, am Wochenende und mittwochs nachmittags ins Diakoniekrankenhaus in Bad Kreuznach kommen. Dort wurden die kleinen Patienten von Kinderärzten versorgt, die sich den Notdienst aufteilten. Doch damit ist jetzt Schluss.

Allgemeinärztlicher Notdienst muss auch Kinder übernehmen

Mittwochs nachmittags wird ab dem 1. Juni nur noch der allgemeine ärztliche Notdienst zuständig sein. Das bedeutet, dass sich Allgemeinärzte auch um Kinder kümmern müssen. Die Öffnungszeiten des kinderärztichen Notdienstes an Samstagen, Sonn- und Feiertagen werden verkürzt. Das heißt: der Nachmittagsdienst entfällt ersatzlos, Kinderärzte sind nur noch von 9 bis 13 Uhr da.

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Zu hohe Belastung für Kinderärzte

Der Notdienstverein der Kinder- und Jugendärzte an Nahe und Glan e.V. zieht mit diesen Kürzungen Konsequenzen aus einer Situation, die der Verein schon lange kritisiert. Der kinderärztliche Notdienst ist eine freiwillige zusätzliche Leistung der niedergelassenen Kinder- und Jugendärzte aus Bad Kreuznach, Bingen, Wöllstein und Bad Sobernheim. Zurzeit übernehmen elf Kinderärzte aus der Region diesen Dienst. Das bedeutet, dass jeder Arzt zwei Notdiensttage pro Monat übernehmen muss.

Ärzte haben in eigenen Praxen mehr zu tun

Peter Schreiner ist Kinderarzt in Bad Kreuznach. Er sagt, die Notdienste seien eine große Belastung, weil sie noch zum Praxisalltag hinzu kämen. Die Arbeit dort habe wegen der gestiegenen Bürokratie deutlich zugenommen. Deswegen müssten er und seine Kollegen oft sowieso schon am Wochenende arbeiten, um das zu erledigen, was unter der Woche liegen bleibe. Schreiner ärgert sich, dass nicht alle Kollegen auch den kinderärztlichen Notdienst mitmachen, weil das nicht verpflichtend ist.

Nicht alle Ärzte in Region beteiligen sich an Notdiensten

"Diese Situation können und wollen wir so nicht mehr mittragen", heißt es in einer Mitteilung des Notdienstverein der Kinder- und Jugendärzte an Nahe und Glan e.V. "Wir sehen uns nicht mehr in der Lage, der Doppelbelastung aus Praxis und der Vielzahl von Notdiensten gerecht zu werden." Hinzu komme, dass die Nachfrage nach ärztlicher Hilfe außerhalb der Sprechzeiten zunehme. Und: Der Anteil an Patienten aus Praxen, deren Ärzte sich nicht an den Notdiensten beteiligen, liege bei 30-40 Prozent.

Kritik an Kassenärztlicher Vereinigung

Der Förderverein schreibt: "Lange Zeit hatte die Kassenärztliche Vereinigung kommuniziert, dafür zu sorgen, dass mehr Kinderärzte aus der Region sich am Notdienst beteiligen. Passiert ist in den letzten Jahren nichts." In anderen Bundesländern, etwa in Hessen, sei die Lage besser. Hier seien Ärzte sogar verpflichtet, sich auch am Notdienst zu beteiligen. Die Pressesprecherin der Kassenärztlichen Vereinigung Julia Lampferhoff verweist darauf, dass der Notdienst ein freiwilliges Angebot ist: "Wir begrüßen dieses Engagement außerordentlich und finden es bedauerlich, dass der Notdienst eingeschränkt werden muss." Der KV sei es aber auch ein großes Anliegen, weiter steigende Arbeitsbelastung vom Praxispersonal abzuwenden.  

Zukunft der kinderärztlichen Notdienste ungewiss

Wie es langfristig mit dem kinderärztlichen Notdienst im Landkreis Bad Kreuznach weitergeht, ist noch nicht beschlossen. Nach Angaben eines Sprechers des kinderärztlichen Notdienstvereins wird in einer außerordentlichen Sitzung Ende Juni möglicherweise beschlossen, dass sich der Verein auflöst. Kinderarzt Peter Schreiner aus Bad Kreuznach geht allerdings nicht davon aus, dass es wirklich zur Auflösung kommt: "Es ist noch nichts entschieden. Ich denke, dass wir jetzt erstmal gucken, wie es mit den geänderten Öffnungszeiten läuft."

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