Es ist ohne Frage ein Spektakel, eine Show ist es aber nicht. "Historisch gerüsteter Vollkontaktkampf" ist die offizielle Bezeichnung für einen Kampfsport der etwas anderen Art.
Die Kämpfer und Kämpferinnen hauen sich richtig auf die Köpfe - und nicht nur auf die. 35 Teams aus der ganzen Welt treten zum Turnier der Eisenliga am zweiten Septemberwochenende an und kämpfen dabei auch um internationale Wertungen.
"Ritter" dürfen keine Angst vor blauen Flecken haben
Es ist ein Sport, der es in sich hat, bestätigt Alexander Jost. Er ist Präsident der Eisenliga, dem Dachverband der deutschen Vereine und weiß: "Wenn Sie Angst vor blauen Flecken haben, dürfen Sie den Sport nicht machen. Fertig aus!"
Es werde aber sehr viel Wert auf Sicherheit gelegt, ergänzt Jost. In der Fußball-Kreisliga gebe es schlimmere Verletzungen: "Da treten sich die Leute die Bänder kaputt. Wir schlagen und treten natürlich auch, aber wir haben halt eine Rüstung an. Und das ist der kleine, aber feine Unterschied."
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Ritterrüstungen nach historischen Vorbildern
Die Rüstungen sind den Originalen aus dem Mittelalter sehr ähnlich. Es sind Plattenrüstungen aus gehärtetem Stahl. Innen sind sie dick gepolstert, um die Schläge abzudämpfen. Und entgegen so manchem Irrglauben sei man in ihnen sehr beweglich, erklärt die Sportlerin Melanie Gras: "Ich kann in meiner Rüstung alles Mögliche machen: Hampelmänner, Spagat, Handstand, Liegestütze."
Es seien so um die 30 Kilogramm, die die Kämpferinnen und Kämpfer mit sich herumtragen. Dazu kämen noch die Sportgeräte: Ein- und Zweihandwaffen wie Schwerter, Äxte, Schilde oder Streitkolben.
Duelle oder Gruppenkämpfe in Pfaffen-Schwabenheim
Gekämpft wird in einer Arena, entweder im Duell oder als Gruppenkampf, dem sogenannten Buhurt. Beim Turnier in Pfaffen-Schwabenheim traten die Sportlerinnen und Sportler in fünf gegen fünf oder zwölf gegen zwölf Konstellationen an. Und dabei galt es, irgendwie den Gegner oder die Gegnerin zu Boden zu kriegen. Erlaubt war dafür fast alles.
Ein kräftiger Schlag mit der langen drei Kilo Axt auf den Kopf gehört da zur Routine. Auch wenn der gepolsterte Helm die Sportler schütze, würden einem da schon mal die Ohren klingeln: "Das ist schon kein Antippen oder sonst was. Die Schläge werden mit voller Kraft durchgeführt", erzählt Alexander Jost.
Kindheitstraum Ritter
Bei den Kämpfen gehe es um Körperkontrolle, Taktik, Kraft und Durchhaltevermögen, meint Jost. Und am Ende erfülle er sich mit diesem Sport auch einen Kindheitstraum. "Welcher Junge träumt nicht, davon mal Ritter zu sein?"