Einst aus der Käfighaltung ausgebüxt leben inzwischen mehr als 5.000 Halsbandsittiche (Psittacula krameri) im Rhein-Mainz-Gebiet.

Exoten im Rhein-Main-Gebiet

Immer mehr Halsbandsittiche - in Mainz wird gelebt, in Wiesbaden geschlafen

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AUTOR/IN
Sabine Steinbrecher

Eigentlich gehören sie in Indien oder Pakistan ins Alltagsbild, inzwischen aber auch in Mainz: Halsbandsittiche. 5.000 von den kleinen grünen Papageien gibt es in der Region und alle schlafen in Wiesbaden.

Irgendwann einmal waren wohl ein paar Halsbandsittiche aus ihren Käfigen ausgebüxt, so dass sie seit den 1970er Jahre auf der anderen Rheinseite - in Wiesbaden - heimisch wurden. Jetzt gibt es aber auch immer mehr der kleinen Papageien in Mainz zu sehen. Sie brüten zum Beispiel im Botanischen Garten.

Dort zeigt der Mainzer Ornithologe Detlef Franz hoch auf einen Baum. "Da, das Loch! Da brüten bald wieder die Sittiche." Zu zweit oder zu dritt fliegen die Papageien im Botanischen Garten umher, auf der Suche nach Früchten und Knospen.

Halsbandsittiche nisten auch in Häuserfassaden

Weniger schön: Sie brüten auch in frisch isolierten Häuserfassaden. Drei tennisballgroße Löcher sieht man in einem benachbarten Werksgebäude. Eingänge, die ursprünglich Spechte geschaffen haben und die dann von den Sittichen übernommen wurden, sagt der Ornithologe.

"Für die Sittiche sind diese Höhlen toll. Sie haben eine Wandheizung und sind regendicht."

Wenn Hausbesitzer solche Löcher versiegeln, kommen die Vögel und klopfen ihren Eingang wieder frei, weiß Franz. Da helfe nur, den Sittichen Nistkästen hinzuhängen und zu hoffen, dass sie sich auf den Umzug einlassen.

Der Ornithologe Detlef Franz ist Experte für Halsbandsittiche im Rhein-Main-Gebiet.
Der Ornithologe Detlef Franz ist Experte für Halsbandsittiche im Rhein-Main-Gebiet.

5.000 Halsbandsittiche im Rhein-Main-Gebiet

Franz beschäftigt sich schon seit mehr als 25 Jahren mit den Exoten im Rhein-Main-Gebiet. Er weiß, sie haben sich etwa 1976 entlang des Rheins angesiedelt. Man geht davon aus, dass die Exoten ausgesetzt wurden oder weggeflogen sind. Unabhängig voneinander sind Familienverbände gewachsen, so in Wiesbaden, in Worms und im Raum Mannheim-Heidelberg. Mittlerweile gibt es im Rhein-Main-Gebiet 5.000 Halsbandsttiche - und sie alle schlafen in Wiesbaden.

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Leben in Mainz, schlafen in Wiesbaden

Die Vögel haben offenbar ein sehr gutes Gedächtnis und eine innere Uhr. Pünktlich machen sie sich nachmittags wieder auf den Heimweg. Dabei folgen sie festen Flugrouten und die, die weiter weg sind, fliegen entsprechend früher los, um mit den anderen weiterzuziehen. Nur brütende Vögel fliegen nachts nicht zurück. So fliegen die Sittiche aus dem Botanischen Garten in Mainz beispielsweise über Gonsenheim, das Gonsbachtal, Mombach und dann über den Rhein - quer über den Rhein nach Wiesbaden, dort zum Hauptbahnhof und dann zum Schlafbaum in der Wilhelmstraße.

3.000 Sittiche auf einem Schlafbaum

Geschlafen wird in großen Scharen auf einem Baum, gerne auf Platanen. Zusammen fühlen sich die Vögel sicher. 3.000 auf einem einzigen Baum haben die Ornithologen im vergangenen Sommer gezählt.

"So ein Schlafbaum ist auch ein großer Heiratsmarkt."

Konkurrenz in ihren Schlafgebieten bekommen sie von den Alexandersittichen, ebenfalls eine zugewanderte Papageienart. Während die Halsbandsittiche nur etwa 40 Zentimeter lang werden, sind die Alexandersittiche etwas größer.

Ein Alexandersittich knabbert im Schlosspark von Wiesbaden-Biebrich an den Knospen eines Astes.
Ein Alexandersittich knabbert im Schlosspark von Wiesbaden-Biebrich an den Knospen eines Astes.

Alexandersittiche vertreiben Halsbandsittiche

Und obwohl sie zahlenmäßig mit nur 800 bis 900 in Wiesbaden unterlegen sind, haben sie es schon geschafft, die Halsbandsittiche aus dem Biebricher Schlosspark zu vertreiben, von wo aus sich die kleinen grünen Vögel ursprünglich verbreitet haben.

Zu ihrem Schaden war es wohl nicht, jetzt haben die Halsbandsittiche einen noch feudaleren Schlafplatz gefunden - direkt am Fünf-Sterne-Luxushotel Nassauer Hof.

Halsbandsittiche in Rheinland-Pfalz

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Sabine Steinbrecher