Der Wasserverbrauch der Industrie ist enorm. Meist wird das Wasser in der Produktion eingesetzt und verschmutzt. In vielen Fällen wird es durch Abwassersysteme gereinigt, manchmal auch wiederverwendet oder umweltschonend entsorgt. Wir haben recherchiert: Wie machen das große Unternehmen in Rheinhessen?
Die drei größten industriellen Wasserverbraucher befinden sich in Worms und Ingelheim.
Rhein- und Grundwasser für die Röhm GmbH in Worms
Am Wormser Standort des Darmstädter Chemieunternehmens Röhm arbeiten etwa 1.100 Menschen. Es gehört nach eigenen Angaben zu den führenden Herstellern im Methacrylat-Geschäft. Das ist ein Kunststoff, der unter anderem in der Automobilindustrie oder in der Medizintechnik verwendet wird.
Für die Produktion braucht das Unternehmen viel Wasser. Nach Angaben der Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd (SGD) hatte Röhm zuletzt einen Grundwasserverbrauch von fast 3,2 Millionen Kubikmetern pro Jahr. Vergleicht man diese Zahl beispielsweise mit dem jährlichen Wasserverbrauch der Menschen, die in Alzey leben, ist das gut drei mal so viel. Der Wasserverbrauch des Wormser Chemieunternehmens ist also vergleichbar mit einer mittelgroßen Stadt.
Röhm hat eigene Brunnen
Dieses Wasser wird nach Angaben von Christina Höhn, Sprecherin von Röhm, über eigene Förderbrunnen aus dem Grundwasser gewonnen, aber auch direkt aus dem Rhein entnommen. 75 Prozent des Brunnenwassers werde für Kühlzwecke genutzt und weitestgehend in den Wasserkreislauf zurückgeführt, so das Unternehmen auf SWR-Anfrage. Das restliche Wasser wird dazu genutzt, vollentsalztes Wasser zu erzeugen. Dieses wird für die Produktion gebraucht.
Die Röhm GmbH ist nach eigener Aussage ständig bemüht, ihren Wasserverbrauch zu reduzieren. Im Jahr 2000 habe man noch fünf Millionen Kubikmeter Wasser verbraucht, inzwischen sei es nur noch die Hälfte. Man arbeite derzeit außerdem an einer Wasserstrategie, um den Verbrauch bis 2030 weiter deutlich zu reduzieren.
Grace GmbH in Worms: "Wasser ist Teil des Rezepts"
In Worms befindet sich auch ein Standort des US-amerikanischen Spezialchemiekonzerns Grace - ein weltweiter Anbieter von Katalysatoren, Feinchemikalien und technischen Materialien. Etwa 1.200 Menschen arbeiten hier. Nach Angaben der SGD verbraucht Grace rund 2,7 Millionen Kubikmeter Wasser im Jahr.
Wofür Grace im Betriebsablauf Grundwasser benötigt, darüber möchte das Unternehmen offenbar keine konkreten Angaben machen. "Unser Werk in Worms stellt Produkte her, die für die deutsche und europäische Wirtschaft wichtig sind", heißt es auf SWR-Anfrage. Wasser sei für den Betrieb zwingend erforderlich.
Grace will mehr Wasser wiederverwenden
In den vergangenen zehn Jahren hat das Chemieunternehmen nach eigenen Angaben schon einige Anstrengungen unternommen, um Wasser einzusparen, so Sprecherin Monika Lahmer. Dazu zähle zum Beispiel, dass Kühlwasser wiederverwendet werde oder dass Waschvorgänge optimiert würden. Daran wolle man auch in den kommenden Jahren festhalten.
Bei Boehringer Ingelheim wird mit Wasser gekühlt und gekocht
Das Pharmaunternehmen Boehringer Ingelheim ist einer der größten Arbeitgeber in der Region, hat in Ingelheim knapp 10.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und zuletzt einen Jahresumsatz von 24 Milliarden Euro gemacht. Das Unternehmen erforscht und entwickelt Arzneimittel.
Dafür braucht es weniger Wasser als die beiden Wormser Chemieunternehmen. Nach Angaben der SGD waren es zuletzt 860.000 Kubikmeter. Um beim Vergleichswert zu bleiben: Boehringer verbraucht ungefähr so viel Wasser im Jahr wie die Stadt Alzey. Der Pharmakonzern in Ingelheim hat nach Angaben der Kommunikationschefin Kristin Jakobs in den vergangenen Jahren massiv Wasser eingespart und wird das auch in den kommenden Jahren tun.
Boehringer Ingelheim verbraucht das Wasser für die Verpflegung und die Zubereitung von Mahlzeiten in den Kantinen, für die Hygiene der Belegschaft, aber auch für einige Produktionsprozesse. So werde zum Beispiel mit Wasser Dampf für den Betrieb von Maschinen produziert oder für deren Kühlung.
Wasser ist eine entscheidende Ressource
In den vergangenen Jahren hat der Ingelheimer Pharmakonzern nach eigenen Angaben einiges getan, um Wasser einzusparen. So wird immer mehr mit geschlossenen Kühlkreisläufen gearbeitet, das heißt Wasser wird in einem ständigen Umlauf wiederverwendet.
Man sei sich bewusst, dass der Klimawandel auch zu einer Wasserkrise führen könne. Deswegen versuche man Wasser weitestgehend einzusparen und maßvoll zu nutzen, heißt es von Seiten Boehringers.
Wasser ist auch eine "Frage des Geldes“
Der Kostenfaktor Wasser in einem Industrieunternehmen sei nicht zu unterschätzen, sagt Uwe Emnet vom BUND-Südpfalz. Wasser ist ein bedeutender Kostenfaktor wie Strom, direkt nach den Grundstoffen für die Produktion eines Betriebs.
Sei Wasser teuer, dann sei die Bereitschaft es einzusparen umso höher, so der Fachmann. Vor allem mit dem Grundwasser müsse man sehr sorgsam umgehen, dieses sei zwischen 100 und 2000 Jahre alt und nicht unbegrenzt verfügbar.
Rheinland-Pfalz sieht keinen Handlungsbedarf
Bund und Länder ziehen aber bislang kaum Konsequenzen. Lediglich fünf Bundesländer (Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Saarland, Sachsen) haben konkret vor, die Wasserentnahmeentgelte für die Industrie zu erhöhen. Rheinland-Pfalz plant keine Erhöhungen.