Helfer sind tabu!

Gewalt gegen Rettungskräfte in Rheinhessen verhindern

Stand
Autor/in
Tjada Huchtkötter
Christiane Spohn
Christiane Spohn ist Reporterin im SWR Studio Mainz

Pöbeleien und Schläge - Rettungskräfte müssen während ihrer Einsätze viel aushalten. Der Verein "Helfer sind tabu" in Ingelheim will das ändern.

Der Verein "Helfer sind tabu!" in Ingelheim (Kreis Mainz-Bingen) will nicht mehr hinnehmen, dass Rettungskräfte bei ihren Einsätzen beschimpft, beleidigt oder geschlagen werden.

Zu dem Verein gehören unter anderem die Rettungsorganisationen in Rheinhessen wie der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), das Deutsche Rote Kreuz (DRK), die Johanniter-Unfall-Hilfe und der Rettungsdienst Corneli.

Professoren und Einsatzkräfte gemeinsam gegen Gewalt

Die ehrenamtlichen und hauptberuflichen Einsatzkräfte der Rettungsorganisationen des Vereins "Helfer sind tabu!" haben sich mit dem Institut für Professionelles Konfliktmanagement zusammengetan.

Zwei Dinge haben die Einsatzkräfte mit den Professoren Mario Staller und Swen Körner des Instituts erarbeitet: Zuerst ist ein Tool entwickelt worden, mit dem alle Vorfälle im Kreis Mainz-Bingen von 2019 bis 2022 erfasst worden sind. Danach haben sie ein Konzept entwickelt, wie Rettungkräfte sich wehren können.

Keine "Bedrohungswelle" im Kreis Mainz-Bingen

Die erfassten Daten hätten gezeigt, dass die Lage zwar "herausfordernd" für die Einsatzkräfte im Kreis Mainz-Bingen sei, so der Verein. Aber von einer Bedrohungswelle der Rettungskräfte könne man nicht sprechen. 76 Vorfälle habe es in dem erfassten Zeitraum von drei Jahren gegeben, darunter seien zahlreiche Beleidigungen der Rettungskräfte gewesen. 19 versuchte Körperverletzungen habe man gezählt.

Die erfassten Fälle seien kein Grund, jungen Menschen vom Beruf des Notfallsanitäters oder Feuerwehrmanns abzuraten. Vielmehr sollen die Rettungskräfte lernen, Gefahren einzuschätzen.

Einsatzkräfte lernen, der Gewalt vorzubeugen

Deshalb hat der Verein "Helfer sind tabu!" jetzt ein Konzept entwickelt, um Übergriffe gegen Einsatzkräfte zu verhindern. Rettungskräfte sollen zu Gewaltpräventionslehrern ausgebildet werden und ihr Wissen an ihre Kolleginnen und Kollegen weitergeben.

Den Kern des Deeskalationstrainings bilden drei Regeln: Beschimpfungen aushalten, die andere Perspektive einnehmen und Aufmerksamkeit schenken. Um sie zu verinnerlichen, stellen die Rettungskräfte während des Trainings realitätsnahe Situationen in Rollenspielen nach.

Schon seit der Gründung des Vereins im Jahr 2018 werden Rettungskräfte geschult, sich gegen Angriffe und Pöbeleien zu verteidigen. Dieses Gewaltpräventionstraining soll jetzt mithilfe des neuen Tools und der Daten verbessert werden.

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