Lina Jonnakuti aus Worms, Opfer eines so genannten Love-Scammings, sitzt in ihrer Küche vor ihrem Laptop.

Betrugsmasche "Love-Scamming"

Frau aus Worms zahlt fast 14.000 Euro an Betrüger

Stand
Autor/in
Jürgen Wolff

In Worms hat ein Betrüger eine Frau durch die so genannte "Love-Scamming"-Masche um fast 14.000 Euro geprellt. Dabei war sie nur auf der Suche nach einem Tanzpartner.

Lina Jonnakuti kann immer noch nicht fassen, was in den vergangenen Monaten passiert ist. Im Juni lernt sie den Mann kennen – er nennt sich Patrick Bonetti, und ist angeblich ein wohlhabender Arzt, der auf einer Bohrinsel in der Nordsee arbeitet. Er schreibt ihr nette Nachrichten, interessiert sich für sie und gibt vor, sie kennen lernen zu wollen.

Täuschungen und Lügen

Es gelingt ihm, die arglose Frau aus Worms zu täuschen. Irgendwann kommt ein Anruf – angeblich aus England, in dem er sie bittet, die Speditionskosten für ein teures Paket zu übernehmen. Er hätte Probleme, auf sein Konto zuzugreifen. Lina Jonnakuti ist zwar misstrauisch, überweist aber schließlich das Geld.

Nur erster Schritt einer komplexen Betrugsmasche

Kurze Zeit später erhält sie einen Anruf aus einem Krankenhaus in England. Ihr neuer "Tanzpartner" hätte sich bei einem Unfall schwer verletzt. Um seine Behandlung fortzusetzen, müsse Lina Jonnakuti die Kosten dafür übernehmen. Erneut überweist sie Geld, um dem Mann zu helfen. "Ich hatte Angst, dass er stirbt, nur weil ich im nicht helfe," sagt sie im SWR-Interview.

Opfer aus Worms meldet sich bei Polizei

Das Ganze summiert sich auf insgesamt 13.887 Euro, bis sie sich endlich entschließt, zur Polizei zu gehen. Zuvor hatte sie herausgefunden, dass es das Krankenhaus in England gar nicht gibt. Heute bezeichnet sie den Betrug als "Albtraum".

Das ist eine emotionale und finanzielle Vergewaltigung. Wie ein böser Traum. Also ein richtiger Albtraum. Mit schlimmen Folgen.

Betrüger bei "Love-Scamming" mit vielen Identitäten

Insbesondere die Professionalität, mit der der Betrüger und seine Mittäter vorgehen, schockiert die 48-Jährige aus Worms immer noch. Falsche Adressen, Bilder und vieles mehr. Ihr vermeintlicher "Tanzpartner" ist in den sozialen Medien mit vielen Profilen unterwegs. Während er sich bei Lina Jonnakuti als Patrick Bonetti vorgestellt hat, nennt er sich auch Patrick Dominguez, Patrick L. Dominguez oder auch Patrick Lee Dominguez. Sein Bild, so glaubt die Polizei, ist vermutlich gestohlen.

Betrugsfälle in sozialen Netzen nehmen zu

Und die Fälle in sozialen Netzen nehmen offenbar zu. In Lina Jonnakutis Fall agiert der Betrüger möglicherweise aus Nigeria, vermutet die Polizei. Insofern sei es schwer, an ihn heran zu kommen. Zwar könne man nicht darauf schließen, dass es sich dabei um Bandenkriminalität handelt, erklärt Rinaldo Roberto von der Polizei in Mainz. "Aber da steckt Organisation dahinter, Strukturen gibt es da schon", so sagt er.

Lina Jonnakuti hat eine Aufstellung darüber gemacht, was sie dem Betrüger überwiesen hat:

Eine Liste von Überweisungen, die eine Frau aus Worms für einen Betrüger getätigt hat

Hilfe gibt es bei der Polizei und der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz

Wer sich unsicher fühlt, ob er betrogen wird, kann sich gern an die örtliche Polizei wenden, so Sprecher Rinaldo Roberto. Auch die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz in Mainz hilft Betroffenen.

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