Ein Tag, an dem alles zählt: Nur heute ernten Dirk Berges und sein Team vom Weingut Bacchushof in Dexheim (Kreis Mainz-Bingen) die Weinbeeren für den Federweißen. Für bis zu 4.000 Liter Most habe er Platz in der Kühlung, dann sei Schluss, so Berges. Den gepressten Trauben, der sogenannten Maische, werde sofort Hefe zugesetzt und damit der Gärungsprozess gestartet. Schon am Freitag könne der milchige, neue Wein dann in den Verkauf gehen.
"Der Ertrag letztes Jahr war deutlich besser", vermutet Berges kurz vor der Lese. Diesen Juni - in der Blütezeit - habe es viel geregnet, das sei schlecht für die Blüte. "Manche Weinbeeren sind nicht befruchtet worden und klein geblieben." Im vergangenen Jahr sei der Juni sonniger gewesen.
Weinbau: Gute Wasserversorgung, aber Gefahr durch Pilze
Durch die viele Feuchtigkeit sei jedoch die Wasserversorgung in diesem Jahr sehr gut gewesen, so Andreas Köhr vom Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd. "Man muss zwar in diesem Jahr sehr gut aufpassen, dass man die Pilzkrankheiten wie falscher Mehltau im Zaum hält", so Köhr. Darauf hätten die meisten Winzer jedoch gut reagieren können.
Vor allem die frühen Traubensorten Solaris, Ortega oder Müller-Thurgau werden für die Produktion von Federweißem geerntet. Den offiziellen Startschuss zur Federweißer-Ernte gibt das Deutsche Weininstitut allerdings erst in der kommenden Woche.
Zwei Millionen Liter Federweißer in Rheinland-Pfalz
Der Federweiße sei nur eines von vielen Standbeinen der Winzer, so Bernd Kern, Geschäftsführer von Rheinhessenwein e.V.. Maximal würde er ein Drittel der Umsätze ausmachen, in den meisten Fällen weniger. Die Betriebe hätten oft Lieferverträge mit Supermärkten oder Getränkemärkten. Viele verkauften auch ab Hof. In ganz Rheinland-Pfalz würden rund zwei Millionen Liter Federweißer produziert. Für Rheinhessen gibt es keine genauen Angaben.
Die Hauptweinlese beginnt dann in der ersten Septemberwoche, so Andreas Köhr vom Bauern- und Winzerverband Rheinland-Pfalz Süd. Wie groß der Ertrag sein werde, können man jetzt allerdings noch nicht einschätzen. "Da kann noch zuviel passieren, zum Beispiel Unwetter oder Hagel", so Köhr. Die Bedingungen seien in diesem Jahr aber "nicht verkehrt" gewesen, sagt er. Qualitativ stehe einem guten Jahrgang deshalb nichts im Wege.