Die Stadionkneipe Hasekaste. An Spieltagen sind Fans mit Gästetrikot nicht erwünscht.

Getrennte Fanbereiche

Viele Fans unzufrieden mit neuer Zuschauer-Regelung bei Mainz 05

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Für Gästefans mit Trikot und Schal sind bestimmte Kneipen und Bereiche vor dem Mainzer Stadion seit dieser Saison tabu. Doch viele Fans verstehen die Regelung nicht, wie sich auch am Samstag beim Spiel gegen Bayern München zeigte.

"Ich hab‘ erst gedacht, der Ordner macht einen Witz." Die Bayern-Anhängerin und ihre Familie stehen ratlos vor dem Stadion von Mainz 05. Kurz vor dem Spiel wollten sie mit ihrem Sohn in der Gastronomie Hasekaste noch etwas trinken. Ein Ordner hat sie freundlich, aber bestimmt abgewiesen. Kein Eintritt mit Bayern-Trikot oder Bayern-Schal.

Denn seit dieser Saison gibt es in bestimmten Bereichen vor dem Stadion keinen Zutritt mehr für Fans mit Trikots oder Schals des Gastvereins. Für die Mutter im Bayern-Trikot unverständlich: "Gerade bei Kindern finde ich das total komisch. Die sollten doch anziehen können, was sie wollen."

Er ist Mitglied bei Bayern München, sie ist Mainz 05-Fan. Zusammen dürfen sie nicht mehr in die Schobbeschachtel.
Dürfen nicht zusammen in Hasekaste und Schobbeschachtel: Axel und Ramona Acht.

Viele Fans enttäuscht - Klub will Heimspielgefühl stärken

Tausende Fans pilgern in der goldenen Herbstsonne am Samstagabend zum Mainzer Stadion. In vielen Bereichen ist es egal, ob die Fans ein Mainz 05- oder ein Bayern München-Trikot tragen. Doch seit dieser Saison sind Gästetrikots in dem Hasekaste, in der Schobbeschachtel und im großen Biergarten dazwischen tabu.

Der Verein hatte das vor der Saison damit begründet, dass die Heimspielatmosphäre weiter gestärkt werden solle. Das Thema Gästefankleidung in bestimmten Bereichen des Stadions sei auch von Fan-Vertretern an den Club herangetragen worden. In Abstimmung mit den Fan-Vertretern habe der Verein daher die bestehende Regelung zum Verbot des Tragens von Gästefankleidung erweitert. 

Die überwiegende Mehrheit der Fans findet das schade und kann die neue Regel nicht nachvollziehen. Deutlich wird Bayern-Fan Axel Acht: "Ich war jahrelang im Hasekaste als Bayern-Fan. Es war nie was gewesen. Ich find’s Quatsch! Jahrelang sind wir hier mit den Mainz-Fans verbunden gewesen und es ist nie was passiert. Schade. In München gibt es vor dem Stadion keine Fantrennung."

Enttäuscht ist auch seine Frau Ramona, die eine Mainz 05-Mütze trägt. "Ich wollte mich mit meiner Freundin treffen und jetzt kann ich nicht reingehen. Also ich alleine könnte, aber nur ohne meine Familie. Das mache ich ja nicht."

Keine Lust auf die Aufbewahrungsstation

Während viele Bayern-Anhänger enttäuscht an der Security-Kontrolle kehrt machen, verweist ein Ordner auf die Aufbewahrungsstation direkt daneben. Einige Fans würden Schals oder Trikots dort parken, um in den abgegrenzten Bereich zu gehen. Bei einem Kontrollblick in die Schlange sind dort keine Bayern-Fans zu sehen. "Das Verhältnis ist 50/50", sagt der Ordner. "Viele Gästefans sind beleidigt, dass sie hier nicht mit ihrer Fankleidung reindürfen."

Das ist verständlich. Denn eine Rivalität zwischen den Fangruppen sucht man vergebens. Viele tragen sogar einen Fan-Freundschaftsschal mit beiden Vereinswappen drauf. Doch auch die sind nach den neuen Regeln in bestimmten Bereichen verboten.

Bayern-Fan Martin Hoffmann versteht deswegen die Mainzer Fußballwelt nicht mehr: "Der Fankultur kann das nur schaden. Es ist nicht bekannt, dass wir Bayern-Fans manchmal unangenehm auffallen. Ich halte die Trennung für Quatsch. Wenn man sich wie Mainz 05 als familiärer Verein positioniert, dann sollten die Fans hier auch ganz familiär zusammen was trinken können."

Viele Fans tragen einen Freundschaftsschal mit den Wappen beider Vereine.
Viele Fans tragen einen Freundschaftsschal mit den Wappen beider Vereine.

Verständnis bei Familien

Beifall bekommen die gästefreien Fanzonen vor dem Stadion vor allem von Familien. Wie zum Beispiel von 05-Fan Sebastian Rose, der mit seiner Frau und seinem Sohn zum Spiel gegen den Rekordmeister im Stadion ist: "Ich find’s grundsätzlich gut, weil wir leider erleben mussten, dass es auch Probleme gibt. Dass wir teilweise mit ganzen Fußballmannschaften aus der Jugend dort gesessen haben, wollten einen netten Abend verbringen und unsere Jungs haben sich teilweise gar nicht mehr getraut, weil sie von zum Beispiel Schalke oder Stuttgart-Fans umringt waren. Das war ein absoluter Stimmungskiller für die Kinder."

Offenbar ist das aber die Ausnahme. Von Reibereien, stressigen Situationen oder gar Ausschreitungen bei Mainz 05 berichtet fast niemand. Auch nicht Milan Stojanov, der auf dem Bierwagen vom Hasekaste im Akkord ein Pils nach dem anderen in die großen Plastikbecher zapft. "Seit 13 Jahren haben wir hier überhaupt kein Problem. Mit niemandem. Auch mit Gästefans nicht", sagt der langjährige Pächter der Stadionkneipe.

Gästetrikots und Gästeschals sind nicht erlaubt. Absperrung vor Hasekaste und Schobbeschachtel.
Gästetrikots und Gästeschals sind nicht erlaubt. Absperrung vor Hasekaste und Schobbeschachtel.

Mehr Verständnis für Einschränkungen bei Risikospielen

Ein paar Meter weiter sitzt Mainz 05-Fan Christian Timm mit seinem Sohn und einem Freund in der Schobbeschachtel. Von der neuen Regelung hört er zum ersten Mal. Bei Risikospielen hätte er für die Fantrennung mehr Verständnis: "Zum Beispiel gegen Frankfurt. Im Pokal vielleicht gegen Offenbach, Mannheim oder Kaiserslautern. Ich glaube dann ist es schon richtig, dass man die Fans trennt. Die meisten anderen Vereine sind friedlich, wie die Mainzer. Vielleicht muss die Trennung nicht bei jedem Spiel sein."

Mainz 05 will Erfahrungen der Heimspiele auswerten

Der Verein will nach eigenen Angaben bei den Heimspielen der Saison Erfahrungen sammeln und auswerten. Die Regelungen sollten keinesfalls eine Abkehr von der positiven Willkommenskultur sein, die sich über viele Jahre in Mainz etabliert habe.

Mittlerweile schieben sich die Fans zu den Eingängen der verschiedenen Blöcke. Bis zum Anpfiff dauert es nur noch eine halbe Stunde. Im Stadion selbst haben erkennbare Gäste-Fans zu fast zwei Dritteln der Plätze, wie in vielen anderen Bundesligastadien auch, keinen Zutritt und sind in Blöcke aufgeteilt. Kurz bevor er zum Stadioneingang geht, fasst Mainz 05-Fan Chris Wöll die Diskussion um die Fanzonen davor zusammen: "Das ist eigentlich Blödsinn. Aber es kommt darauf an: Manche haben sich nicht im Griff und die, die sich benehmen, fallen halt hinten runter in dem System." Um seinen Hals trägt er einen Mainz 05/FC Bayern München-Freundschaftsschal.

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