Eltern wollen nicht mehr hinnehmen, dass ständig die Schulbusse wegen Streiks ausfallen. Jetzt demonstrieren sie im ganzen Land - am Freitag in Alzey.

Wegen vieler Streiks im Busgewerbe

Eltern gehen in Alzey für zuverlässige Schülerbeförderung auf die Straße

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Wolfgang Seligmann

Etwa 70 Eltern aus dem Kreis Alzey-Worms haben am Freitagvormittag in der Alzeyer Innenstadt demonstriert. Sie fordern nach unzähligen Busstreiks im Land, die tägliche Schülerbeförderung sicherzustellen.

Keine schöne Überraschung für die Eltern: Parallel zu ihrer Demonstration hat die Gewerkschaft ver.di am Freitagmorgen wieder private Busunternehmen zu Streiks aufgerufen. Laut Gewerkschaft fallen hier in der Region vor allem Busse im Landkreis Alzey-Worms aus. Man habe die Schüler und Schülerinnen und Eltern am Donnerstagabend aber schon vorgewarnt, so ein Gewerkschaftssprecher. Die Kinder seien am Freitagmorgen noch von den Busfahrern zur Schule gefahren worden.

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Ihre Kinder während eines Streiks selbst zur Schule zu fahren, gehe für berufstätige Eltern zu Lasten ihrer Arbeit. "Wir müssen alle arbeiten", sagte eine Mutter bei der Demonstration. "Wir sind zwar nur wenige heute, aber wir stehen auch für die, die sich eben nicht frei nehmen können, weil sie heute Mittag ihre Kinder wieder abholen müssen". Der Protestmarsch begann auf dem Rossmarkt und endete vor der Kreisverwaltung mit einer Kundgebung.

Busstreiks ohne Vorankündigung - problematisch für Eltern

Das Fass zum Überlaufen brachte aus Sicht der Eltern schon der letzte unangekündigte Streik der Busfahrer im privaten Busgewerbe zu Beginn des Monats. Nach gescheiterten Verhandlungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern hatte die Gewerkschaft ver.di mitgeteilt, Arbeitsniederlegungen der Busfahrer nicht mehr vorab anzukündigen. Dies wurde zum Monatsanfang umgesetzt.

Im Kreis Alzey-Worms vor allem private Busunternehmen im Einsatz

Die Schülerinnen und Schüler im Landkreis Alzey-Worms sind bisher am stärksten von den Streiks betroffen, denn dort sind vor allem private Busunternehmen mit der Schülerbeförderung beauftragt. In einem Schreiben des Landeselternbeirats heißt es: Wieder seien Kinder nicht nach Hause gefahren worden oder hätten den Bus vor dem Ziel verlassen müssen. Das gehe aus Sicht der Eltern gar nicht. Wer trage in diesen Fällen die Verantwortung, wenn den Schülerinnen und Schülern etwas passiere?

Kreisverwaltung verantwortlich bei Schülerbeförderung

Die Proteste in Alzey richteten sich nun gegen die Kreisverwaltung. In einem offenen Brief an die Verwaltungen heißt es: "Sehr geehrte Landräte - es reicht uns jetzt". Die Kreisverwaltungen sind laut Schulgesetz dafür verantwortlich, eine zuverlässige Schülerbeförderung sicherzustellen. Die Eltern, die immer wieder ihre Kinder zur Schule bringen oder sie abholen müssten, seien an der Grenze des Zumutbaren angelangt.

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Gleichzeitig sind die Eltern dem Schreiben zufolge solidarisch mit den Busfahrerinnen und Busfahrern und unterstützen deren Forderung nach einer angemessenen Bezahlung. Die Eltern bitten alle Beteiligten im Tarifkonflikt, an den Verhandlungstisch zurückzukehren.

Mediationsverfahren im Busgewerbe gefordert

Auch die Vereinigung der Arbeitgeberverbände des Verkehrsgewerbes Rheinland-Pfalz VAV teilte am Freitag mit, die Situation sei Schülerinnen und Schülern sowie Pendlern nicht länger zumutbar. "Wir brauchen endlich eine Lösung des seit Wochen und Monaten andauernden Tarifkonflikts", sagte Geschäftsführer Heiko Nagel. Aus eigenen Kräften heraus schafften es die Sozialpartner jedoch nicht. Die VAV spreche sich für ein weiteres Mediationsverfahren aus. "Nur mit der Unterstützung Dritter kommen wir in dieser festgefahrenen Phase weiter." 

Kein Ersatzverkehr: Busse und Busfahrer fehlen

Der Landrat des Kreises Alzey-Worms, Heiko Sippel (SPD), kam auch zu der Demonstration der Eltern. Er sagte, der Kreis könne keinen Ersatz-Schulbusverkehr organisieren. Dazu bräuchte der Kreis 130 Busse und 180 Busfahrerinnen und -fahrer. Die gebe es jedoch nicht.

"Wir appellieren mit Nachdruck an die Tarifvertragsparteien, sich an einen Tisch zu setzen", sagte Sippel. Die Fronten dürften nicht weiter verhärtet sein. Der Streit dürfe nicht auf dem Rücken der Schülerinnen, Schüler und Eltern ausgetragen werden.

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