Die Kindertagesstätte in Bacharach kann wieder ihren vollen Betrieb aufnehmen. Das hat der Landkreis Mainz-Bingen mitgeteilt. Nach den Protesten soll der fehlende zweite Ausgang, der als Fluchtweg vorgeschrieben ist, provisorisch über eine Außentreppe geschaffen werden. Bis diese Treppe in ein bis zwei Wochen stehe, werde eine Brandwache der Feuerwehr täglich am Gebäude für die Sicherheit der Kinder sorgen. Zudem sollen Flure und Gänge von leicht brennbaren Materialien befreit werden.
Streit um Brandschutz eskalierte
Die Kita war am Freitag geschlossen worden - auf Anordnung der Kreisverwaltung, hieß es in einem Schreiben der Stadt Bacharach an die Eltern. Und das, nachdem es einen Tag zuvor noch nach einer Lösung im monatelangen Streit um den Brandschutz in der Kita ausgesehen hatte.
Am Donnerstag hatten sich Experten sowie Vertreter der Stadt Bacharach und der Kreisverwaltung Mainz-Bingen getroffen und die Räume der Kita begutachtet. Danach sprach die Kreisverwaltung von einer gemeinsamen Suche nach Lösungen. Der Bürgermeister von Bacharach, Philipp Rahn, bestätigte dem SWR, dass verschiedene Möglichkeiten besprochen wurden.
Nach der Begutachtung Schließung der Kita Bacharach
Am Tag danach sprach dann die Kreisverwaltung ein Nutzungsverbot für das Obergeschoss und das Dachgeschoss aus. Daraufhin schloss die Stadt die komplette Kindertagesstätte in Bacharach bis auf weiteres. Betroffen waren 65 Kinder. Bürgermeister Rahn schrieb den Eltern, dass lediglich ein Notbetrieb im Erdgeschoss der Kita stattfinden könne. Unklar sei, wie viele Kinder tatsächlich betreut werden könnten. Außerdem könne keine Mittagsverpflegung gewährleistet werden.
Daraufhin protestierten Eltern am Montagvormittag vor der Kreisverwaltung in Ingelheim - offenbar mit Erfolg.
Brandschutz seit Monaten Streitthema
Der Brandschutz in der Kindertagesstätte Bacharach ist seit längerem Diskussionsthema zwischen der Kreisverwaltung und der Stadt Bacharach. Die Kreisverwaltung muss regelmäßig den Brandschutz in den Kindertagesstätten kontrollieren. Im Fall der Kita in Bacharach bemängelte die Kreisverwaltung, dass es im Ober- und im Dachgeschoss keine zwei Fluchtwege gebe. Als Lösungsvorschlag wurde eine Außentreppe am Gebäude vorgeschlagen.
Die Stadt Bacharach sah das anders. Jahrelang sei die Rettung der Kinder über Drehleitern der Feuerwehr geübt und als ausreichend eingestuft worden. Außerdem seien die vorgeschlagenen Baumaßnahmen an dem historischen Gebäude zu teuer und mit den Auflagen der Denkmalschutzbehörde nicht vereinbar. Auf eine Frist zur Umsetzung der geforderten Maßnahmen hat die Stadt laut Kreisverwaltung nicht reagiert. Deshalb wurde die Nutzung der beiden oberen Geschosse untersagt.
Die Stadt Bacharach hatte zuvor bereits eine Resolution zu dem Thema unter anderem an die Ministerpräsidentin, das Bildungsministerium und Bundestagsabgeordnete verschickt, um auf die Probleme aufmerksam zu machen.