Die ausgebildete Pädagogin Cornelia Boller arbeitete bis zur Rente im Kindergarten. Kurz vor der Corona-Krise beschloss die 65-Jährige, als ehrenamtliche Sterbebegleiterin zu arbeiten.
Ihrem Entschluss folgte eine Schulung im Hospiz Christophorus in Mainz. "Man lernt dort nicht nur etwas darüber, wie man mit Menschen umgeht, die in absehbarer Zeit sterben, sondern auch viel über den Tod an sich", erzählt die 65-Jährige. Während der Schulung bekam sie auch Ratschläge, wie sie mit den Angehörigen der todkranken Menschen spricht, denn die erwartbar letzten Lebenswochen sind für alle sehr belastend.
Die Schulung hat Cornelia Boller erfolgreich beendet. Sie kennt sich somit auch mit rechtlichen und ethischen Aspekte der Sterbebegleitung aus. Seit 2020 begleitet sie Menschen bis zu deren Tod.
Schweigen gehört zur Sterbebegleitung dazu
Cornelia Boller besucht die Kranken Zuhause. Aktuell betreut sie einen Mann. Er ist Anfang 70, und unheilbar krank. Ihm reiche es, wenn Cornelia Boller alle zwei Wochen für zwei Stunden vorbei komme, sagt sie. "Ich würde ihn auch jede Woche besuchen, aber das möchte er nicht." Wenn sie bei ihm ist, reden sie viel. Das gelte für beide, sagt sie. "Wir können aber auch schweigen, wenn es die Situation erfordert."
Für die zwei Stunden gebe es keinen Plan. "Wir reden und lachen gemeinsam, manchmal höre ich einfach nur zu, tröste oder halte einfach nur seine Hand." Durch die jahrelange Beschäftigung mit dem Tod habe Cornelia Boller inzwischen selbst die Angst vor dem eigenen Tod verloren. "Ich habe akzeptiert, dass der Tod unweigerlich irgendwann kommt, er aber nichts Schlimmes sein muss."
Menschen freuen sich über den Kontakt
Als Cornelia Boller angefangen hat als Sterbebegleiterin, habe sie versucht, ihren Job nach Lehrbuch zu machen und habe sich selbst zu viel zurückgestellt. Im Laufe der Jahre habe sie aber gelernt, dass sie natürlich auftreten kann und sich nicht verstellen muss: "Ich erzähle auch mal gern aus meinem Leben. Aber ich achte dann darauf, dass es dem Patienten auch Recht ist."
Die Patientinnen und Patienten freuen sich über die Betreuung. Die Angehörigen aller acht bisher von ihr betreuten Menschen hätten Cornelia Boller immer positive Rückmeldung gegeben.
Es seien auch diese positiven Erfahrungen, die sie so sehr an der Arbeit als Sterbebegleiterin schätze, sagt Cornelia Boller. Nichtsdestotrotz brauche sie nach dem Besuch bei einem Patienten auch erstmal ein wenig Ruhe, um das Erlebte zu verarbeiten. Als belastend empfindet die 65-Jährige ihren Job aber nicht. "Für mich ist das eine große Bereicherung und ich mache ja auch noch viele andere Dinge, die mir Spaß machen."