Normalerweise denkt man bei einem Gerichtsprozess an Richter, Staatsanwalt und Verteidiger. Aber auch die Schöffinnen und Schöffen haben eine sehr wichtige Rolle. Nach Angaben der Bundeszentrale für politische Bildung sind sie eine wesentliche Säule des deutschen Rechtsstaates.
Schöffen stimmen bei Gerichtsurteilen mit ab
Schöffen entscheiden unter anderem gemeinsam mit Berufsrichtern darüber, ob Angeklagte verurteilt werden und wie hoch bei einer Verurteilung das Strafmaß ausfällt. Sie nehmen an rund 12 Sitzungen während eines Jahres teil.
Und ihr Einfluss vor Gericht ist groß: Die Stimmen der ausgebildeten Berufsrichter und der Schöffen zählen bei der Urteilsfindung gleich viel. Mitunter können die Schöffen also sogar Berufsrichter überstimmen.
Keine juristischen Kenntnisse nötig
Sie haben in Verhandlungen auch das Recht, Zeugen oder Sachverständigen Fragen zu stellen – allerdings darf der vorsitzende Richter aus seiner Sicht ungeeignete oder nicht zur Sache gehörende Fragen zurückweisen. Die Laien haben auch nicht denselben Einblick in die Gerichtsakten wie die Berufsrichter.
Schöffen haben in der Regel keine juristische Vorbildung und werden auch Laienrichter genannt. Wie auch die Berufsrichter handeln die Schöffen unabhängig und sind nur dem Gesetz unterworfen. Sie erhalten für ihre Tätigkeit kein Entgelt, bekommen aber eine Entschädigung für Verdienstausfall und Fahrtkosten.
Schöffen brauchen hohe soziale Kompetenz
In Bingen werden aktuell Schöffen für das Amtsgericht gesucht. Bewerben können sich Menschen mit Wohnsitz in Bingen, die mindestens 25 und höchstens 69 Jahre alt sind. Voraussetzung ist unter anderem, dass sie die deutsche Staatsbürgerschaft haben und die deutsche Sprache ausreichend beherrschen.
Außerdem ist es nach Angaben der Stadtverwaltung wichtig, dass die künftigen Schöffen über eine hohe soziale Kompetenz sowie Lebenserfahrung und Menschenkenntnis verfügen.
Binger Stadtrat entscheidet über Vorschlagsliste
Bewerbungen für die Amtszeit von 2024 - 2028 sind nach Angaben der Stadt Bingen bis Ende Mai dieses Jahres möglich. Der Binger Stadtrat entscheidet dann spätestens im Juni 2023 über die Aufstellung der Vorschlagsliste, die doppelt so viele Kandidaten und Kandidatinnen beinhaltet, wie an Schöffen benötigt werden. Auch für das Landgericht Mainz kann man sich derzeit als ehrenamtlicher Schöffe oder Schöffin bewerben.