Sie sind ein eingeschworenes Team im Hechtsheimer Autobahntunnel: Tunnelwart Kai und seine neunköpfige Truppe. "Wir Nachteulen sind auch alle beim Du", lacht Kai. Gemeinsam sind sie für die Reinigungs- und Wartungsarbeiten nachts alleine im Hechtsheimer Tunnel unterwegs.
Jeweils von 20 bis 5 Uhr wurde der Tunnel in der vergangenen Woche gereinigt. Diese Woche steht in der gleichen Zeit die Wartung des Tunnels auf dem Programm.
Hunderttausende Fahrzeuge hinterlassen viel Dreck im Tunnel
Bei der Reinigung geht es mit insgesamt neun Fahrzeugen und Maschinen dem Dreck aus sechs Monaten an den Kragen - nach dem Motto "von oben nach unten". Denn die mehr als 100.000 Fahrzeuge am Tag im Hechtsheimer Tunnel hinterlassen viel Dreck, Staub und Reifenabrieb auf der Decke, aber auch an den Wänden.
Zuerst kommt ein Unimog mit Hochdruckreiniger und Reinigungsbürste zum Einsatz. Bahn für Bahn arbeitet er langsam die rund 400-Meter-Tunnellänge ab. Das Ergebnis ist sofort zu sehen, als eine braune Plörre die Tunnelwand herabläuft und die Wände wieder in neuem Glanz erstrahlen.
Reinigungsarbeiten: Spezialmittel für Tunnel im Einsatz
Kai erzählt, dass dabei ein Spezial-Tunnelreinigungsmittel zum Einsatz kommt. "Ja, das gibt’s", lacht der Tunnelwart. "Extra für Reifenabrieb. Und ist sowohl für rauen Beton als auch für glatte Flächen geeignet." Schließlich seien saubere Wände auch für die Sicherheit im Tunnel wichtig: "Wenn die Schmutzschicht zu groß ist, könnten sie bei einem Brand auch anfangen, zu brennen."
Anschließend fährt dann die Kehrmaschine durch den Tunnel und saugt den Dreck vom Boden auf. Die Mischung aus Reifenabrieb, Staub und Dreck muss gesondert entsorgt werden, sagt Kai. "Da ist schließlich alles Mögliche drin."
Größere Teile wie Radkappen oder Außenspiegel müssen die Männer dagegen mit der Hand einsammeln. Genauso müssen auch die unzähligen Kameras im Tunnel von Hand gereinigt werden - ganz klassisch mit Papier und Glasreiniger.
1.500 Lampen werden mit der Hand überprüft
Die größte Sisyphusarbeit kommt aber ganz zum Schluss. Wenn die Reinigungsbürste an der Decke entlangfährt, berührt sie auch die Tunnelleuchten. "Wir müssen danach bei den etwa 1.500 Lampen den Glasdeckel checken", sagt Kai. Also fährt das Team auf einer Hebebühne durch den Tunnel und kontrolliert mit der Hand, ob die vier Verriegelungen bei jeder Lampe noch richtig sitzen.
Aber auch die Wartung des Tunnels bedeutet viel Arbeit: Funktionieren alle Türen und die digitalen Schilderbrücken über der Autobahn? Oder müssen die Hydranten im Tunnel gefettet oder die Kameras nachfokussiert werden? Das alles wird bis Freitagfrüh genau protokolliert, berichtet Kai. Anschließend bekomme man aber ein gutes Gewissen, zu wissen, dass alles funktioniere. "Und wenn nicht, habe ich viel zu arbeiten."
Jeden Tag vor Ort im Hechtsheimer Tunnel
Die Reinigungs- und Wartungsarbeiten sind für Tunnelwart Kai ganz besondere Termine im Jahr. "Es ist nicht so, dass ich darauf hinfiebere wie auf ein Champions-League-Finale. Es sind aber die Termine, mit denen alles steht oder fällt." Kai ist bei der Autobahn GmbH als Tunnelwart für den Hechtsheimer Tunnel zuständig und beschäftigt sich auch abseits der Reinigungs- und Wartungsarbeiten das ganze Jahr über mit dem Tunnel Hechtsheim.
"Wir haben auch eine 24/7-Rufbereitschaft. Bei jeder Störung sind wir also alsbald vor Ort. Eigentlich ist mein Arbeitsplatz zwar bei der Autobahnmeisterei in Heidesheim, aber ich bin mindestens einmal pro Tag hier." Die Technik unter dem Tunnel sei also quasi sein zweiter Arbeitsplatz.
Viel Kaffee hilft in der Nachtschicht
Nach zwei Wochen geht der Frühjahrsputz im Hechtsheimer Tunnel nun zu Ende. Damit sind für Kai und sein Team auch zwei Wochen Nachtschicht am Stück vorbei. "Man kann sich dran gewöhnen", sagt der Tunnelwart. "Natürlich ist der Rhythmus aber komplett aus der Bahn geschmissen."
Kaffee helfe, sagt Kai und lacht. "Je nachdem, wie lange die Nacht ist, auch mal zehn Kaffee." Er lacht wieder. Schließlich könne eine Nacht im Tunnel, wenn die Reinigung oder Wartung ansteht, auch mal zwölf Stunden dauern, so der Tunnelwart.