Bauarbeiter waren Anfang März bei Leitungsarbeiten auf den Sarkophag gestoßen und hatten die Landesarchäologie der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz informiert. Daraufhin mussten die Bauarbeiten an dem Spielplatz zwei Monate lang unterbrochen werden.
Archäologen rückten für Grabungen an und stießen auf weitere Fundstücke - darunter römische Dachziegeln, Fußbodenfliesen einer ehemaligen Klosterkirche oder eine mittelalterliche Münze. Außerdem deckten sie Mauerreste und mehrere Bestattungen auf. 20 Skelette wurden ausgegraben, die vermutlich aus dem Mittelalter stammen.
Standort von ehemaligem Kloster
Auf dem Gelände befand sich im Mittelalter das Frauenkloster St. Johann. Es war dem Kloster Eberbach im Rheingau unterstellt und wurde von Zisterzienserinnen betrieben. Im Zuge der Reformation wurde das Kloster erst in ein Armenhospiz umgewandelt, später in ein herrschaftliches Hofgut. Schließlich wurde die Anlage abgerissen.
Bereits im Jahr 1963 fanden auf dem ehemaligen Klostergelände archäologische Ausgrabungen statt, bei denen zahlreiche Fundstücke entdeckt wurden. Einige davon werden im Alzeyer Museum ausgestellt.
Sarkophag wird kommende Woche geöffnet
Günter Brücken von der Landesarchäologie geht davon aus, dass die Bestattungen aus der Zeit des Armenhospizes stammen könnten. Darauf weise hin, dass die Skelette sehr dicht beieinander lagen. Der Sarkophag stamme zwar aus der Römerzeit, doch es sei durchaus üblich gewesen, Sarkophage ein zweites Mal zu nutzen. Auch hier könnte es sich also um eine mittelalterliche Bestattung handeln. In der kommenden Woche soll der Sarkophag in Mainz geöffnet und der Inhalt untersucht werden.
Die übrigen Fundstücke würden ebenfalls dokumentiert und eingelagert. Aus den alten Knochen könnten viele wissenschaftliche Erkenntnisse gewonnen werden, zum Beispiel Alter, Geschlecht, Herkunft oder auch Krankheiten der Toten. Landesarchäologe Brücken erzählt, dass das zum Beispiel von Studierenden im Rahmen einer Masterarbeit untersucht werden könnte.
Spielplatz wird nicht zum Beginn der Sommerferien fertig
Die Stadt Alzey reagiert mit gemischten Gefühlen auf die archäologischen Funde. Zwar sei man sich der Verantwortung zur Zusammenarbeit bewusst. Doch die Ausgrabungen hätten Zeit und Geld gekostet. Eigentlich sollte der neue Spielplatz in der Pfalzgrafenstraße zum Beginn der Sommerferien fertiggestellt werden. Wegen der Unterbrechung der Bauarbeiten könne dies jetzt frühestens zum Ferienende passieren.
Außerdem muss die Stadt die Kosten von rund 14.000 Euro für die Ausgrabungen übernehmen. Bürgermeister Steffen Jung (SPD) rechnet insgesamt mit Mehrkosten von bis zu 80.000 Euro für das Bauprojekt. Weil die Erneuerung des Spielplatzes aber zum großen Teil vom Land gefördert wird, müsse Alzey auch die Mehrkosten nicht komplett aus der eigenen Tasche bezahlen.