Entdeckung bei Bauarbeiten

Neuer Spielplatz in Alzey verzögert sich wegen archäologischer Funde

Stand
Autor/in
Katharina Feißt
Bild von Katharina Feißt, Studio Mainz

Bei Bauarbeiten für einen Spielplatz in Alzey sind mehrere archäologische Funde gemacht worden. Unter anderem wurde ein römischer Sarkophag ausgegraben. Die Stadt hat das Zeit und Geld gekostet.

Bauarbeiter waren Anfang März bei Leitungsarbeiten auf den Sarkophag gestoßen und hatten die Landesarchäologie der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz informiert. Daraufhin mussten die Bauarbeiten an dem Spielplatz zwei Monate lang unterbrochen werden.

Archäologen rückten für Grabungen an und stießen auf weitere Fundstücke - darunter römische Dachziegeln, Fußbodenfliesen einer ehemaligen Klosterkirche oder eine mittelalterliche Münze. Außerdem deckten sie Mauerreste und mehrere Bestattungen auf. 20 Skelette wurden ausgegraben, die vermutlich aus dem Mittelalter stammen.

"Wir haben ein Sammelsurium gefunden: Von den Römern bis ins 21. Jahrhundert."

Foto von einem Sarkophag aus der Römerzeit. Das Fundstück war bei Bauarbeiten für einen Spielplatz in Alzey entdeckt worden.
Dieser römische Sarkophag wurde bei den Bauarbeiten entdeckt. Er soll bald in Mainz geöffnet und untersucht werden.

Standort von ehemaligem Kloster

Auf dem Gelände befand sich im Mittelalter das Frauenkloster St. Johann. Es war dem Kloster Eberbach im Rheingau unterstellt und wurde von Zisterzienserinnen betrieben. Im Zuge der Reformation wurde das Kloster erst in ein Armenhospiz umgewandelt, später in ein herrschaftliches Hofgut. Schließlich wurde die Anlage abgerissen.

Bereits im Jahr 1963 fanden auf dem ehemaligen Klostergelände archäologische Ausgrabungen statt, bei denen zahlreiche Fundstücke entdeckt wurden. Einige davon werden im Alzeyer Museum ausgestellt.

Ein Skelett liegt in einer Baugrube. Bei Arbeiten in Alzey wurden mehrere Körperbestattungen gefunden, vermutlich aus dem Mittelalter.
Die Archäologen stießen bei ihren Ausgrabungen auf Bestattungen und konnten 20 Skelette sichern. Vermutlich befinden sich auf dem ehemaligen Klostergelände noch mehr.

Sarkophag wird kommende Woche geöffnet

Günter Brücken von der Landesarchäologie geht davon aus, dass die Bestattungen aus der Zeit des Armenhospizes stammen könnten. Darauf weise hin, dass die Skelette sehr dicht beieinander lagen. Der Sarkophag stamme zwar aus der Römerzeit, doch es sei durchaus üblich gewesen, Sarkophage ein zweites Mal zu nutzen. Auch hier könnte es sich also um eine mittelalterliche Bestattung handeln. In der kommenden Woche soll der Sarkophag in Mainz geöffnet und der Inhalt untersucht werden.

Die übrigen Fundstücke würden ebenfalls dokumentiert und eingelagert. Aus den alten Knochen könnten viele wissenschaftliche Erkenntnisse gewonnen werden, zum Beispiel Alter, Geschlecht, Herkunft oder auch Krankheiten der Toten. Landesarchäologe Brücken erzählt, dass das zum Beispiel von Studierenden im Rahmen einer Masterarbeit untersucht werden könnte.

Spielplatz wird nicht zum Beginn der Sommerferien fertig

Die Stadt Alzey reagiert mit gemischten Gefühlen auf die archäologischen Funde. Zwar sei man sich der Verantwortung zur Zusammenarbeit bewusst. Doch die Ausgrabungen hätten Zeit und Geld gekostet. Eigentlich sollte der neue Spielplatz in der Pfalzgrafenstraße zum Beginn der Sommerferien fertiggestellt werden. Wegen der Unterbrechung der Bauarbeiten könne dies jetzt frühestens zum Ferienende passieren.

"Die Freude über die Funde war im Rathaus überschaubar."

Außerdem muss die Stadt die Kosten von rund 14.000 Euro für die Ausgrabungen übernehmen. Bürgermeister Steffen Jung (SPD) rechnet insgesamt mit Mehrkosten von bis zu 80.000 Euro für das Bauprojekt. Weil die Erneuerung des Spielplatzes aber zum großen Teil vom Land gefördert wird, müsse Alzey auch die Mehrkosten nicht komplett aus der eigenen Tasche bezahlen.

Mainz

60-Millionen-Neubau Leibniz-Zentrum für Archäologie in Mainz wurde eröffnet

Mehr als 15 Jahre wurde geplant und gebaut. Am Freitag war es so weit, das neue Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA) in Mainz wurde eröffnet.

Am Nachmittag SWR4 Rheinland-Pfalz

Mainz

Ausstellung im Landesmuseum Neues Zuhause für die Göttin ohne Kopf aus dem Mainzer Zollhafen

Vor zwei Jahren entdeckten Archäologen bei Ausgrabungen eine Statue der Göttin Salus. Kopflos, aber gut erhalten lag sie in der Erde. Jetzt steht die Heilsgöttin im Museum.

SWR Aktuell Rheinland-Pfalz SWR Fernsehen RP

Römisches Erbe in RLP:

Herforst

Archäologische Funde in der Eifel Warum die Römer ein Industriegebiet in der Eifel angelegt haben

Archäologen haben in der Eifel ein großes römisches Industriegebiet ausgegraben. Rätselhaft bleibt für die Forscher, warum es die Töpfer dorthin zog. Doch es gibt neue Spuren.

Am Morgen SWR4 Rheinland-Pfalz

Bad Ems

Erstmaliger Fund: Abwehrkonstruktion aus Holz 2.000 Jahre alt: Archäologen entdecken römische Militärlager in Bad Ems

Archäologen haben bei Bad Ems zwei bislang unbekannte römische Militärlager entdeckt. In einem der 2.000 Jahre alten Lager machten die Forscher eine ganz besondere Entdeckung.

Am Vormittag SWR4 Rheinland-Pfalz