Wie die Goethe-Universität Frankfurt mitteilt, hatten die Römer die beiden Lager im 1. Jahrhundert nach Christus auf der Suche nach Silbererz eingerichtet. Entdeckt wurden die Lager im Rahmen von sogenannten Lehrgrabungen, die 2019 starteten. Die Grabungen wurden von Experten der Goethe-Universität Frankfurt geleitet, unter anderem war an dem mehrjährigen Projekt auch die Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz beteiligt.
Riesige Spur im Feld brachte Forscher auf römische Gräben
Auslöser für die archäologischen Forschungen in der Nähe von Bad Ems waren Beobachtungen eines Jägers, der 2016 von seinem Hochsitz aus Farbunterschiede in einem Getreidefeld bemerkte. Ein Drohnenfoto von dem Gebiet bestätigte, dass der Acker nicht etwa von einer riesigen "Traktorspur" durchzogen wurde. In Wirklichkeit handelte es sich laut den Archäologen um einen doppelten Graben, der ein römisches Lager umrahmte.
Lager mit 40 Türmen für 3.000 Soldaten
Nach Angaben der Goethe-Universität zeigte die geomagnetische Untersuchung der Fläche, ein acht Hektar großes Militärlager mit rund 40 Türmen aus Holz. Die anschließenden archäologischen Grabungen brachten laut den Forschern dann weitere Details hervor: Das Lager wurde demnach nie fertiggestellt. Die Archäologen teilten mit, dass die etwa 3.000 Soldaten vermutlich in Zelten schliefen. Außerdem zeigen Brandspuren den Angaben zufolge, dass das Lager nach wenigen Jahren niedergebrannt worden war.
Weiteres Lager war kein römisches Hüttenwerk
Ein weiteres kleineres Militärlager entdeckten die Archäologen zwei Kilometer entfernt auf der anderen Seite des Emsbachtals. Bislang war laut den Forschern an der Stelle ein römisches Hüttenwerk vermutet worden, in dem Silbererz vermeintlich weiterverarbeitet wurde.
Der Fund von Mauerfundamenten, Brandresten und Metallschlacken habe diese Vermutung nahegelegt, teilte die Universität mit. Darüber hinaus habe man lange Zeit angenommen, dass das Hüttenwerk in Verbindung zum Limes stand, der um 110 nach Christus 800 Meter weiter östlich errichtet worden war. Die neuen Erkenntnisse zeigen laut Universität aber, dass es sich bei dem vermeintlichen Ofen um einen Wachturm handelte.
Erstmaliger Fund: Abwehrkonstruktion aus Holzpfählen
In dem kleineren Lager - das Platz für etwa 40 Mann geboten haben soll - entdeckten die Archäologen nach eigenen Angaben auch eine Abwehrkonstruktion aus zugespitzten Holzpfählen. Das martialisch wirkende Konstrukt habe mögliche Feinde von einem Angriff auf das Lager abhalten sollen, so die Experten. Laut den Forschern wusste man von solchen Anlagen, die sich in ihrer Wirkung vielleicht mit einem Stacheldraht vergleichen lassen, aus der Literatur - Caesar hatte sie erwähnt - gefunden hatte man sie bislang aber nicht.
Silberabbau für Römer nicht erfolgreich
Die Forscher gehen davon aus, dass die Römer das Lager nach einigen Jahren aufgaben, weil die Ausbeute an Silbererz zu gering war. Das geht nach Angaben der Goethe-Universität auch aus Schriften aus der damaligen Zeit hervor.
Und tatsächlich konnte das Team der Frankfurter Archäologen nach eigenen Angaben ein Schacht-Stollen-System identifizieren, das auf römische Herkunft schließen ließ. Der Stollen liegt demzufolge wenige Meter oberhalb der Bad Emser Erzader, der den Römern 200 Jahre Silberabbau gewährt hätte - wenn sie davon gewusst hätten. Ausgebeutet wurde das Silber in der Region dann erst in späteren Jahrhunderten.