Am Freitagvormittag wurde noch einmal für die Obdachlosen und Bedürftigen geöffnet. Ein letztes Mal wurden sie mit Lebensmitteln und Kleidern versorgt und sie konnten sich in dem ihnen vertrauten Aufenthaltsraum im umgebauten Kiosk am Festplatz in Speyer nochmal zu einem Kaffee und Kuchen zusammensetzen. Tränen flossen, sowohl bei den Helfern, als auch bei ihren Gästen. "Was soll nun werden?", fragte einer in die Runde.
Helfer sehen das Aus für die Anlaufstelle
Um 11 Uhr war Schluss. Das Team machte sauber, "um die Räume anständig an die Stadt zurückzugeben", so einer der Helfer.
Die Stadt hatte angekündigt, dass sie die Anlaufstelle auf jeden Fall erhalten will. Das Helferteam geht davon aus, dass das allerhöchstens in abgespeckter Form überhaupt möglich ist. "Wer soll das bei der Stadt machen?", fragt eine aus dem Team. "Man muss auch die Sprache der Menschen sprechen, die manchmal auch nicht so höflich ist. Eine Dame, die oben bei der Stadt schafft, wie soll die das bewältigen?"
Keine Gespräche mit der Stadt möglich
Am meisten frustriert ist das Team darüber, das niemand von der Stadtverwaltung mal persönlich mit Ihnen gesprochen hat. Der bisherig Leiter Stefan Wagner habe sich absolut selbstlos bis über sein Limit hinaus für die Bedürftigen engagiert.
Er habe gekämpft und immer wieder die Stadt gefordert. "Ohne ihn hätte es dieses Projekt nie gegeben", sagt eine andere Helferin. "Er hat immer versucht, mit wenig öffentlichen Mitteln und viel Eigenleistung das meiste rauszuholen." Wenn die Stadt mit ihm ein Problem habe, warum habe man nicht mal das Team an einen Tisch geholt und nach einer Lösung gesucht?
Stadt hat dem Leiter die Führung entzogen
Nach wie vor ist unklar, wie es mit der Sozialen Anlaufstelle Speyer für Obdachlose und andere Bedürftige (SAS) weiter geht. Als Begründung für seinen Entschluss, aufzuhören, nannte der bisherige ehrenamtliche Leiter gesundheitliche Gründe. Er hatte sich seit Monaten darum bemüht, der Sozialen Anlaufstelle mehr Räumlichkeiten zu verschaffen und hatte auch öffentlich in sozialen Medien angedroht, andernfalls im Herbst die Station zu schließen.
Die Stadt hatte ihm daraufhin geschrieben, dass sie ab Herbst die Leitung in andere Hände geben wird. Wagner protestierte zwar - auch wieder öffentlich - und bat um ein Gespräch mit der Stadt. Die blieb bei ihrem Entschluss und sprach von einem Vertrauensverlust.
Was steckt dahinter? Stadt Speyer trennt sich von ehrenamtlichem Leiter der Anlaufstelle für Obdachlose
Die Soziale Anlaufstelle Speyer - kurz SAS - soll nach Willen der Stadt ab Oktober einen neuen Leiter bekommen. Der bisherige Mitbegründer und ehrenamtliche Leiter des Projekts ist empört.
Stadt: "Weiterer Betrieb der Anlaufstelle spätestens in 14 Tagen"
Die Stadt schreibt auf SWR-Anfrage, dass nun früher in die Wege geleitet wird, eine neue Leitung für die Einrichtung zu finden. Den Obdachlosen und anderen Gäste der SAS sei nicht zuzumuten, wenn die Stelle erst zum ursprünglich angekündigten Wechsel im Oktober wieder geöffnet hätte.
Die Stadt wolle alles schnellstmöglich klären. "Dies soll innerhalb der nächsten 14 Tage geschehen." Auch will die Stadt "die Ehrenamtlichen einladen, um gemeinsam über die künftige Zusammenarbeit unter Berücksichtigung der Bedarfe aller Beteiligten zu sprechen." Ein Kommentar der Helfer dazu: "Wie wollen die uns einladen? Die Stadt kennt uns doch gar nicht?"
Oberbürgermeisterin Seiler war demnach zwar zweimal in der Anlaufstelle, aber sonst habe sich in den viereinhalb Jahren, die das Projekt existiert hat, niemand von der Stadt blicken lassen.