Die Bilanz beim Weinkonsum zeigt: Der Weinverbrauch sinkt deutlich. Der Pro-Kopf-Verbrauch der über 16-Jährigen, die laut Gesetz Wein trinken dürfen, ist in Deutschland im vergangenen Jahr von 23,6 auf 22,5 Liter pro Jahr zurückgegangen. Auch der sinkende Weinabsatz bestätigt den Trend: Minus vier Prozent im Jahr 2023.
Nach einer Untersuchung im Auftrag des Deutschen Weininstitutes haben unter anderem jüngere Singles seltener Wein eingekauft. Den größten Anteil am Rückgang haben aber Zweipersonenhaushalte, in denen die Menschen älter sind. Sie sind beim Weinkauf deutlich zurückhaltender geworden.
Weniger Weintrinker: Winzergenossenschaft spürt den Trend
Ganz besonders deutlich zeigt sich dieser Trend bei der Winzergenossenschaft Weinkeller Hoheburg eG in Ruppertsberg, eine der größten Genossenschaften in der Pfalz. Das Inlandsgeschäft über den Fachhandel und den Lebensmitteleinzelhandel verzeichnet dort ein Minus von 30 Prozent. Auch im Januar und Februar 2024 läuft das Geschäft in Deutschland weiter schleppend, sagt Hoheburg-Geschäftsführer Gerhard Brauer.
Wichtigster Absatzmarkt für die Ruppertsberger Winzer: Skandinavien
Um das auszugleichen, setzt die Winzergenossenschaft auf den Export in Europa und nach China. Besonders erfolgreich laufen die Geschäfte der Genossenschaft mit dem Pfälzer Wein mit Norwegen, Schweden und demnächst wohl auch mit Finnland.
Doch das Skandinavien-Geschäft läuft nur, wenn das Produkt Wein durchgehend nachhaltig hergestellt wird. Das heißt: keine klimaschädlichen Einweg-Glasflaschen sondern Mehrweg-PET-Flaschen oder gleich Bag-in-Box-Verpackungen. Und auf keinen Fall darf der Wein mit dem LKW transportiert werden: Der Wein-Transport auf der Schiene ist für die Skandinavier Pflicht.
Sinkender Weinkonsum: Auch Spitzenwinzer machen sich Gedanken
Das Weingut Boris Kranz in Ilbesheim bei Landau zählt zu den Spitzenweingütern in der Pfalz. Es ist Mitglied des Verbands der Prädikatsweingüter (VDP). Der Familienbetrieb in fünfter Generation hat keine Probleme seine Weine zu verkaufen, auch in höheren Preislagen.
Und dennoch macht sich auch Boris Kranz Sorgen um die weltweite Überproduktion und das nachlassende Interesse am Wein bei den jüngeren Verbrauchern. Sie verfügten oft nicht über das nötige Einkommen, um sich gute Weine leisten zu können. Außerdem führt ein geschärftes Gesundheitsbewusstsein ohnehin dazu, dass viele Jüngere die Finger vom Alkohol lassen.
Pfälzer Experte: Alkoholfreie Weine sind Trend der Zukunft
Eine Zukunftsperspektive könnte sein, die Idee des alkoholfreien Weines weiter auszubauen oder alkoholärmere Weine zu produzieren. Für viele Winzer, so Boris Kranz, ist das im Augenblick noch ein absolutes Nischenthema für eine Minderheit. Aber er ist sich sicher: Wein ohne Alkohol wird in der Zukunft einen Teil des Weinumsatzes ausmachen.
Jungwinzerin aus der Pfalz: Weniger Interesse an Wein
Die Zurückhaltung von jungen Menschen beim Weintrinken hat auch Jungwinzerin Yvonne Libelly schon persönlich beobachtet. Bei einer Hochzeitsfeier in Berlin, auf der sie als Gast eingeladen war, stellte sie erstaunt fest, dass nur wenige Gäste Wein trinken wollten.
Ursache dafür, so vermutet sie, ist der Alkohol im Wein. Keiner möchte und darf heute mehr nach Alkoholkonsum Autofahren. Außerdem ernähren sich viele gesundheitsbewusst und verzichten deshalb auf Wein. Wein ohne Alkohol oder mit weniger Alkohol, das wäre eine Idee, diese jungen Verbraucher zurückzugewinnen, sagt Winzerin Libelly.
Es wird weniger Wein getrunken - nur nicht in der Pfalz
Die Weintrinker in der Pfalz jedenfalls sehen das Thema wohl eher entspannt. Die einen genießen den Wein, andere wiederum verzichten bewusst und wieder andere wollen sogar "aktiv ins Geschehen eingreifen", mehr trinken und den Trend dadurch mit eigenem Zutun aufhalten.