Mit Kindern vor dem Krieg geflohen

Minfeld: Ukrainerin arbeitet seit über einem Jahr in Kita

Stand
Autor/in
Thilo Eickhoff
Porträt Thilo Eickhoff

Der Krieg in der Ukraine dauert nun ein Jahr und acht Monaten. Der SWR hat von Anfang an Menschen begleitet, die aus diesem Krieg geflohen sind. Eine davon: Halyna Ovsiannikova, die in Minfeld (Kreis Germersheim) als Kindergärtnerin arbeitet.

Ein herbstlicher Nachmittag im Kindergarten "Abenteuerland" in Minfeld – im Raum der Tigergruppe, um genau zu sein. Vor einem Jahr haben wir Halyna Ovsiannikova hier zum ersten Mal getroffen. Die Eingangsfrage ist die gleiche wie damals; eben die Frage, die man einem Menschen stellt, der vor einem Krieg aus seiner Heimat in die Fremde fliehen musste: "Wie geht es Ihnen?"

Ukrainische Gefluechtete arbeitet in Kita in Minfeld
Halyna Ovsiannikova an ihrem Arbeitsplatz in Minfeld

"Alles ist gut", sagt sie. Sie arbeite nun zu 100 Prozent im Kindergarten. Und sie habe viele Freunde in Minfeld gefunden.

Eigene Wohnung in Minfeld

Beim letzten Treffen hatte sie von dem anstehenden Umzug in eine eigene Wohnung erzählt. Inzwischen wohnt sie dort mit ihren beiden Kindern schon fast ein Jahr. Sie ist unabhängig, das ist ihr wichtig: "Ich kann diese Wohnung selbst bezahlen, und brauche keine Hilfe. Ich kann mich und meine Kinder selbst versorgen."

So läuft die Integration ukrainischer Flüchtlinge in der Pfalz
Kindergartenleiterin Anne Lang und Halyna Ovsiannikova: "Wir haben sie ins Herz geschlossen!"

"Sie ist ein Goldstück", sagt ihre Chefin Anne Lang, die Leiterin der Kita. Sie hätten auch immer wieder mal Flüchtlingskinder aus der Ukraine in den Gruppen, die manchmal auch schon einiges hinter sich hätten. "Halyna spricht zwar Deutsch mit ihnen, aber manchmal, in Krisensituationen, braucht es dann doch die Muttersprache. Und die Fähigkeit, sich ein bißchen einzufühlen."

Halynas Geschichte ist eine, die Mut macht, wenn man die Diskussionen bedenkt, die aktuell rund um die Themen Flüchtlinge und Integration geführt werden. Sie ist aber auch ziemlich einzigartig: Halyna hat vor Jahren in der Ukraine Deutsch studiert. Damit hatte sie einen gigantischen Vorsprung gegenüber anderen.

Sprache nach wie vor das größte Problem

Die zuständige Arbeitsagentur in Landau sagt auf Anfrage, dass die Sprache nach wie vor das größte Problem ist, wenn es um die Vermittlung der Geflüchteten aus der Ukraine geht. Deswegen dauere es oft etwas, bis die Ukrainer in einen Job vermittelt werden können. Hinzu kommt der Agentur zufolge, dass es oft um Frauen mit Kindern geht und auch für die Kinder erstmal eine Betreuung gefunden werden muss.

Halynas Kinder gehen in die Schule und haben Freunde gefunden

Auch Halyna kam mit ihrem Sohn – heute achtzehn Jahre alt – und mit ihrer Tochter nach Deutschland, die heute neun Jahre alt ist. Beide hätten keinerlei Deutschkenntnisse gehabt. Und nun sei das Deutsch ihrer Tochter so gut, dass die neue Lehrerin sogar gefragt hätte, welches Mädchen in der Klasse denn das aus der Ukraine sein solle. Ihr Sohn gehe inzwischen in die 12. Klasse der IGS in Kandel. "Er will später irgendwas mit Computern machen", sagt Halyna: "Ich bin sehr stolz auf die beiden!"

Halyna will in der Pfalz bleiben

Halynas Mann und ihr ältester Sohn -  21 Jahre alt – sind in der Ukraine geblieben, um sich um ihre Schwiegereltern zu kümmern. Sie hofft, dass sie irgendwann alle zusammen hier in der Pfalz leben können. Über die Frage, wann das so weit sein könnte - wann dieser Krieg zu Ende sein könnte - versuche sie nicht mehr nachzudenken. "Es dauert."

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