"Es gibt immer wieder die ein oder anderen, die glauben mir nicht, dass ich genau dieselben Tätigkeiten mache, wie die Männer, was ich ja mache", erzählt Louisa Prohaska. Gerade ist die Schornsteinfegerin auf dem Weg zu einem Hausbesitzer in ihrem Kehrbezirk.
Sie kommt aus einer Schornsteinfegerfamilie
Die 26-Jährige hat seit knapp vier Monaten ihren eigenen Kehrbezirk. Nach dem Fachabitur hatte sie eine Ausbildung zur Schornsteinfegerin absolviert und danach noch ihren Meister gemacht. Sie kommt aus einer Schornsteinfegerfamilie: Ihr Großvater hatte 31 Jahre einen Kehrbezirk in Frankenthal und ihr Vater führt auch einen eigenen Kehrbezirk.
"Ich wäre wahrscheinlich nie auf die Idee gekommen, Schornsteinfegerin zu werden, wenn es mein Vater nicht wäre", sagt sie nachdenklich.
Sie bedauert, dass ihrer Ansicht nach in Schulen zu wenig über handwerkliche Berufe informiert wird.
Keine Angst alleine in fremde Häuser zu gehen
Inzwischen ist Louisa Prohaska bei ihrem Kunden angekommen und steht vor einem modernen Einfamilienhaus in einem Neubaugebiet.
Angst, als Frau alleine in fremde Häuser zu gehen, hat sie nicht. Obwohl sie schon von einer anderen Schornsteinfegerin mitbekommen hat, die "angetatscht" worden sei.
Louisa Prohaska läuft mit Haspel und Kehrleine die Treppen hoch zum Dachboden. Die beiden Geräte braucht sie, um den Schornstein zu kehren.
Liebe zum Beruf
Bei ihren Hausbesuchen sieht man ihr an, dass sie ihren Job liebt und den Kundenkontakt genießt: "Ich mache meinen Beruf sehr, sehr gerne, viel Kontakt zu Menschen. Wir sind teilweise nicht nur Schornsteinfeger, sondern auch Psychologen und sind für ältere Leute da, wenn sie Hilfe brauchen." Sie erzählt, dass gerade die älteren Leute sich sehr über einen Schornsteinfeger freuen.
Inzwischen ist Louisa Prohaska mit der Kehrung fertig. Während sie ihre Sachen einpackt, unterhält sie sich mit dem Kunden über Wärmepumpen.
"Das ist meine Last, die ich trage"
In der Regel stehen bei Louisa am Tag um die 15 Termine auf dem Kalender. Sie packt ihre Ausrüstung zurück in den Kofferraum.
"Es sieht bei mir vielleicht immer heavy aus, wenn ich viele Sachen zu schleppen habe, wo halt die Männer immer meinen, sie müssen mir dann helfen, wo ich sage, alles gut, ich habe das jeden Tag, das ist meine Last, die ich trage", sagt sie. Louisa Prohaska gehört als Frau immer noch zur Minderheit in ihrer Branche.
Frauenanteil von 10 bis 15 Prozent
Der Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks spricht von einem Frauenanteil von 10 bis 15 Prozent, mit steigender Tendenz. Der Bundesverband führt das auf verstärkte Aufklärungsarbeit zurück.
Sprecherin Julia Bothur teilt auf SWR-Anfrage mit: "Ich habe immer wieder Fragen von Frauen bekommen, ob sie den Beruf körperlich schaffen oder ob man Beruf und Familie unter einen Hut bekommt, da sind Ängste und Sorgen dabei."
Wandel über Generationen
Inzwischen ist Louisa Prohaska bei ihrer nächsten Kundin angekommen. Sie geht in den Keller: "Ich führe jetzt eine Messung an der Gasheizung durch. Ich überprüfe, ob die Werte in Ordnung sind und schaue bei dem Verbindungsstück nach, ob es rostfrei ist und dass kein Vogel darin liegt."
Das Schornsteinfegerhandwerk habe sich über Generationen gewandelt. "Früher war es dreckiger, viel mehr Holz, viel mehr Öl, heute ist das nicht mehr so der Fall. Mein Opa ist mit seinem Fahrrad und der Leiter auf der Schulter zu den Kunden gefahren, das ist bei mir heute nicht mehr so", erklärt sie.
Pläne für die Zukunft
Für die Zukunft hat Louisa Prohaska Pläne: Sie will irgendwann jemanden ausbilden und ihr Wissen weitergeben. Langfristig plant sie, den Kehrbezirk von ihrem Vater und sein Kaminofenstudio zu übernehmen.