Ein Jahr lang haben Wissenschaftler der Hochschule Ludwigshafen erforscht, warum viele Backwaren weggeworfen werden. Das Ergebnis ist banal: Die Leute wissen offenbar viel zu wenig über Brot und Kuchen. Die Bäcker müssen viel mehr informieren, so das Fazit der Studie.
66 Prozent der Kunden werfen Brot weg
Bäckermeister Peter Görtz, der in der Region 220 Filialen betreibt, hat die Studie unterstützt. Die Wissenschaftler nutzten die Görtz-Internetseite, um Bäckereikunden zu befragen. Das Ergebnis: 66 Prozent der fast 600 Teilnehmer gaben an, dass sie gelegentlich oder regelmäßig Brot und Kuchen wegwerfen.
Peter Görtz tut diese Zahl weh: "Wir stellen unsere Produkte mit viel Herzblut her. Ich wünsche mir, dass unsere Backwaren wertgeschätzt werden." Nahrungsmittel spielen im Leben der Menschen keine große Rolle mehr, so Peter Görtz. "Früher war das anders. Früher hat man sich 80 Prozent des Tages Gedanken gemacht, dass man was zu Essen hat."
Wissenschaftler fordert mehr Infos zum Brot
Deshalb muss mehr über Brot und Kuchen informiert werden, fordert Prof. Dieter Thomaschewski, der das Institut für Management und Innovation an der Hochschule Ludwigshafen leitet. "Das geht schon beim Einkaufen los", sagt er. "Vor allem Männer kaufen oft viel mehr Brot, als benötigt wird."
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Wie wird Brot richtig gelagert?
Viele Menschen wissen außerdem nicht mehr, wie man Brot und andere Backwaren richtig lagert, damit sie frisch bleiben. Ist das Brot hart geworden, wird es einfach weggeworfen. 10 Kilo pro Jahr wirft jeder Einwohner im Land weg, das haben Studien ergeben.
Brot-Rechner im Internet
Prof. Thomaschewski und sein Team haben deshalb die Görtz-Internetseite genutzt, um über richtiges Brot-Lagern zu informieren. Und sie haben einen Brot-Rechner installiert, der jedem Kunden ausrechnet, wie viel Brot er benötigt. Auch ein Brot-Quiz wurde angeboten. Pro Monat hatten diese Online-Seiten bis zu 20.000 Zugriffe. "Eine phantastische Zahl", schwärmt der Wissenschaftler.
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Die im Ludwigshafener Projekt gewonnen Erkenntnisse sollen an alle Bäcker in Deutschland weitergegeben werden. Ziel ist, dass die Bäckereien viel stärker über ihre Produkte informieren. Große Unternehmen wie Görtz haben dazu ihre Internetseiten. Kleine Betriebe mit nur ein oder zwei Filialen sollen stärker das persönliche Gespräch mit den Kunden suchen, empfiehlt der Wissenschaftler.
Brot-Erkenntnisse auf andere Lebensmittel übertragbar?
Die in Ludwigshafen gewonnen Erkenntnisse, wie man Lebensmittelverschwendung bei Backwaren eindämmen könnte, will das Team der Hochschule Ludwigshafen auf andere Produkte übertragen. Erforscht werden soll, welche Informationen Bürger zum Beispiel zu Obst, Gemüse und Fleisch benötigen und wie man diese vermitteln kann, damit auch dort künftig weniger weggeworfen wird.