XXL-Kühlschrank auf der Ludwigstraße

Aktionen in Mainz gegen Lebensmittelverschwendung

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Autor/in
Sabine Steinbrecher
Sabine Steinbrecher ist Reporterin im SWR Studio Mainz

Ein überdimensionaler Kühlschrank des Ministeriums für Ernährung macht in Mainz Station auf der Ludwigstraße. Die Idee: Wer seine Lebensmittel richtig lagert, wirft weniger weg.

Jedes Jahr landen in Deutschland mehr als elf Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll, hat das Bundesministerium für Ernährung ausgerechnet. Statistisch wirft jeder 79 Kilo einfach weg. Das könnte größtenteils vermieden werden.

Der XXL-Kühlschrank auf der Mainzer Ludwigstraße soll Aufmerksamkeit erregen und dafür sensibilisieren. Drei Meter hoch ist er. In ihm stecken keine Lebensmittel, sondern hilfreiche Tipps. Man erfährt, welches das kälteste Fach ist oder dass man Milch am besten nicht in der Tür, sondern in der Mitte des Kühlschranks aufbewahrt. Auf Knopfdruck lassen sich humorvolle Dialoge zwischen Lebensmitteln starten und man hört zum Beispiel, dass Äpfel nicht neben Blaubeeren gelagert werden wollen.

Ehrenamtliche engagieren sich gegen Verschwendung von Lebensmitteln in Mainz

In Mainz gibt es zahlreiche Ehrenamtliche, die sich schon länger dem Kampf gegen die Lebensmittelverschwendung verschrieben haben. Sie arbeiten zum Beispiel für die Tafel und holen Lebensmittel bei Supermärkten und Bäckereien ab. Bei der Tafel verteilen sie die Lebensmittel an Bedürftige.

Oder sie engagieren sich beim Netzwerk Foodsharing. Mehr als zehn Jahre gibt es die Zusammenarbeit zwischen Helfenden und Betrieben in Mainz nun schon. Foodsharer organisieren kostenlose Lebensmittel mittlerweile in allen Stadtteilen.

Lebensmittel in Fairteiler und WhatsApp-Gruppen

600 Aktive holen in über 100 Supermärkten, Bäckereien, Cafés oder anderen Geschäften regelmäßig nach Ladenschluss die aussortierten Lebensmittel ab und verteilen sie weiter. Sie packen sie entweder in einen der sieben offenen Fairteiler-Schränke oder geben über eine Handy-App bekannt, was sie haben.

In einem draußen zugänglichen Regal liegen abgepackte Lebensmittel, ein Mann steht davor.
Fairteiler in Mainz-Bretzenheim

Eva Benz leitet als "Botschafterin Mainz" die Initiative. Die Foodsharer arbeiten eng mit der Tafel zusammen und nehmen sich nur die Lebensmittel, die die Tafel nicht von den Läden abholt und die ansonsten weggeworfen würden. Die Supermärkte und Bäckereien, die mit ihnen zusammenarbeiten, stellen ihnen die Waren zur Abholung bereit.

Manchmal stehen da 20 Kisten Bananen oder 40 Brote.

Darüber hinaus gibt es Gruppen auf Stadtteilebene, in denen Waren angeboten werden, die nicht mehr in die Schränken gepasst haben. In den Gruppen geben sich auch Privatpersonen untereinander Lebensmittel. "930 Menschen sind in der Foodsharing-Gruppe in Mainz-Bretzenheim", erzählt Eva Benz stolz. Wer etwas zu viel hat, informiert die anderen über WhatsApp oder Telegram und packt einen Essenskorb zum Abholen.

Dabei helfen auch kleine Lebensmittelabgaben. Ein halber Kuchen vom Geburtstag, zwei Joghurts, ein Käse, all das geben Privatleute untereinander weiter. Wie viel da in Summe zusammen kommt? "Schlecht zu sagen", meint Eva Benz. Vor einiger Zeit hätten die Foodsharer in Mainz mal 24 Stunden lang alles auf den Gutenbergplatz gebracht, um nachzuschauen, wie viel es ist. Gewogen wurde eine Tonne Nahrung, die fast im Müll gelandet wäre.

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