Die Idee entstand im Rahmen der Bieneninitiative in Speyer, bei der Stadtbibliohek und Volkshochschule auch dabei sind, sagt Anke Mertens. Sie ist Leiterin des Bildungszentrums Villa Ecarius, unter deren Dach beide Einrichtungen zu finden sind. Das Ziel sei, die Pflanzenvielfalt in Speyer zu erhalten und zu stärken. In der Saatgutbibliothek sollen vor allem Pflanzen zu finden sein, die in Speyer schon lange wachsen und gedeihen. "Es geht uns nicht um die Hybridzüchtungen, wo ich in den Baumarkt gehe, und etwas kaufe, wovon ich im nächsten Jahr nichts mehr habe, weil sie keine Samen abgeben."
Ein Kollege habe kürzlich gesagt, ein Same trage das Erbgut der Pflanze in sich. Damit sei er doch auch ein Informationsträger, wie die Bücher und die anderen Medien in der Stadtbibliothek. "Ich finde, das ist ein wunderschöner Gedanke!" sagt Mertens.
So funktioniert die Saatgutbibliothek in Speyer
Das Prinzip der Saatgutbibliothek ist einfach: Im Frühjahr bietet die Stadtbibliothek ihren Nutzern die Möglichkeit, Pflanzensamen mitzunehmen, um sie zuhause im Garten, oder auf dem Balkon auszusähen, zu gießen und zu pflegen. Im Herbst können die Hobby-Gärtner nach der Ernte Saatgut entnehmen, es trocknen, abpacken, beschriften und zurück in die Stadtbibliothek bringen. Das ist zumindest die Hoffnung der Initiatoren.
Mit Kosten oder Verpflichtungen ist das aber nicht verbunden. Trostfpflaster für die, die keinen grünen Daumen haben sollten: "Wir erheben keine Mahngebühren", sagt Mertens lachend. Verglichen mit der Stadtbibliothek folge die Saatgutbibliothek eher dem Prinzip offener Bücherschrank: "Wir freuen uns, wenn Leute holen, wir freuen uns aber auch, wenn Leute bringen."
Es läuft bereits an: Kürzlich habe ihr jemand einen ganzen Sack Ringelblumensamen in die Hand gedrückt.
Und selbstverständlich stellt die Stadtbibliothek auch ausgewählte Literatur zur Samengärtnerei zur Verfügung.