Berliner Platz in Ludwigshafen, morgens um 7 Uhr: Anders als sonst ist es dort an Freitag Morgen fast menschenleer und ungewöhnlich ruhig - denn es fahren weder Busse noch Bahnen. Der öffentliche Nahverkehr streikt - so wie auch in anderen Teilen der Pfalz und des Landes.
Ein Schüler steht etwas verloren auf dem Platz und erklärt, er habe es vergessen und warte nun auf einen "Kollegen", der ihn abhole. Dieser kommt schließlich auf einem Elektroroller angefahren und nimmt ihn mit.
Ludwigshafen: Keine Busse und Straßenbahnen fuhren
Jürgen Knoll, Bezirksgeschäftsführer von ver.di Pfalz ging davon aus, dass sich der gesamte kommunale ÖPNV in Rheinland-Pfalz dem Warnstreik anschließen wird - seiner Schätzung nach rund 4.000 bis 5.000 Beschäftigte.
Ludwigshafen: Beschäftigte des rnv gingen am Freitag nicht zur Arbeit
Auch die Beschäftigten der Ludwigshafener rnv folgten geschlossen dem Warnstreik-Aufruf der Gewerkschaft ver.di. und traten ihre Arbeit am Freitag erst gar nicht an. Das hatte drastische Auswirkungen auf den öffentlichen Nahverkehr in Ludwigshafen und der Region.
Nach Schätzung von Jürgen Knoll von ver.di Pfalz betraf der Warnstreik allein in der Rhein-Neckar-Region zwei Millionen Einwohner plus die Pendler.
Ver.di Pfalz: "Beschäftigte kämpfen für ihre berechtigten Interessen"
Trotzdem bat Knoll um Verständnis: "Das ist für die, die zur Arbeit wollen und unterwegs sein wollen, sehr lästig, das weiß ich. Aber wir haben im Öffentlichen Dienst im Bereich der Dienstleistungen keine andere Chance als die Dienstleistung nicht zu erbringen. Und das heißt notwendigerweise, dass heute keiner den Bus fährt."
Das zeige allerdings auch nochmals, wie wichtig ein guter ÖPNV für die Menschen im Land sei.
Ludwigshafen: Kein Bahn- und Busverkehr in der Metropolregion
Die rnv und die Stadt Ludwigshafen wiesen im Vorfeld daraufhin, dass am Freitag von Betriebsbeginn, 3 Uhr, bis zum Betriebsende Samstagnacht gar nichts geht: Alle Straßenbahnen, Stadtbahnen und Busse blieben im Betriebshof stehen. Und das nicht nur in Ludwigshafen.
Auch die Mobilitätszentralen in Mannheim und Heidelberg blieben am Freitag streikbedingt komplett geschlossen, so die Stadt Ludwigshafen. Zudem fielen alle Schulbusse aus, die im Auftrag der Stadt fahren.
Bad Dürkheim: Rhein-Haardt-Bahn stand ebenfalls still
Auch die Rhein-Haardtbahn verkehrte am Freitag nicht wie sonst zwischen Bad Dürkheim, Ludwigshafen und Mannheim, teilte die rnv auf SWR-Anfrage mit.
Die Busse der Palatina Bus GmbH, die unter anderem in der Region Bad Dürkheim, dem Rhein-Pfalz-Kreis und in Teilen der Südpfalz unterwegs sind, beteiligten sich nach Angaben der rnv nicht an dem Warnstreik.
Auch der Busverkehr und Schülertransport der Queichtal-Nahverkehrsgesellschaft (QNV), die im Raum Annweiler, Bad-Bergzabern und Landau unterwegs ist, sei nicht von dem Warnstreik betroffen, so ein Sprecher.
Keine S-Bahnen zwischen Germersheim, Wörth und Karlsruhe
Die S-Bahnen, die zwischen Germersheim, Wörth und Karlsruhe verkehren, fielen am Freitag ebenfalls aus. Das teilten die Karlsruher Verkehrsbetriebe (KVV) mit. Sie betreibt über die Albtalverkehrsgesellschaft (AVG) die Linien S52 und S3 im Kreis Germersheim sowie die Linie S33 zwischen Germersheim und Bruchsal.
"Auf Alternativen zum ÖPNV ausweichen"
Außerdem war der Stadtbahnverkehr in Karlsruhe durch die Warnstreiks komplett lahmgelegt. Die Verkehrsgesellschaften dort baten ihre Fahrgäste, am Freitag am Besten auf Alternativen zum ÖPNV auszuweichen.
Warnstreik bei der rnv: Keine Aushänge, voraussichtlich wenig Auskünfte
Die Rhein-Neckar-Verkehrsgesellschaft wies zudem darauf hin, dass die Ausfälle weder in den digitalen Fahrplanauskünften noch an allen Haltestellen vermerkt sind. Das sei in der Kürze der Zeit nicht möglich gewesen.
Ver.di und Beamtenbund fordern 10,5 Prozent mehr Lohn
Die Gewerkschaft ver.di und der Beamtenbund dbb fordern von den Arbeitgebern im Öffentlichen Dienst 10,5 Prozent mehr Einkommen, mindestens aber 500 Euro mehr im Monat für die rund 2,5 Millionen Beschäftigten von Bund und Kommunen. Bei der zweiten Verhandlungsrunde hatte es vergangene Woche noch keine Einigung gegeben. Die Arbeitgeberseite lehnte die Forderungen als überzogen ab.
Die Warnstreiks fanden zeitgleich mit einem globalen Klimastreik der Klimabewegung "Fridays for Future" statt.