Der Abriss der Hochstraße Nord, des Rathauses und der Bau der geplanten Helmut-Kohl-Allee in Ludwigshafen machen den Weg frei für ein neues Stadtquartier. Die Stadt will die Bürger an den Planungen beteiligen und wissen, wie sie sich das Viertel vorstellen. Am Montag startete der sogenannte Bürgerdialog im Internet.
Ludwigshafener können drei Wochen lang Ideen einbringen
Jetzt geht es erstmal um das Konzept für das 39 Hektar große Areal mitten in der Stadt. Bevor die erste städtische Planung beginnt, können Bürger auf der Homepage "ludwigshafen-diskutiert" drei Wochen lang ihre Ideen einbringen.
Vor allem junge Menschen sollen sich angesprochen fühlen, sagte Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (parteilos). Spätestens 2035 sollen im neuen Stadtquartier erste Gebäude entstehen.
Ideen der Bürger werden bei Wettbewerb von Architekturbüros berücksichtigt
Ab Anfang September startet ein Wettbewerb mit drei Architekturbüros aus Tübingen, Düsseldorf und Kopenhagen. Dabei sollen drei Konzepte entstehen und mit den Ideen der Bürger weiterentwickelt werden.
Anfang 2025 soll dann das beste Konzept von einer Jury ausgewählt und im Anschluss vom Stadtrat beschlossen werden.
Umfrage im Hemshof: Diese Ideen haben die Bürger
Die Bewohner des Ludwigshafener Stadtteils Hemshof hatten im Gespräch mit dem SWR schon vor dem Start des Bürgerdialogs einige Ideen, was das neue Quartier bräuchte.
Veton Osmani: Es fehlt an Möglichkeiten zum Einkaufen
In seinem Schreibwarenladen und Paketshop erlebt Veton Osmani jeden Tag eine Paketflut. Ein Grund aus seiner Sicht: "Die Menschen haben hier kaum noch Möglichkeiten zum Einkaufen." Daher lassen sie sich offenbar viele Waren per Post schicken. Es gebe im Hemshof nur noch einen Supermarkt. Für das neue Quartier wünscht er sich mehr Möglichkeiten zum Einkaufen.
Der 47-Jährige fände es auch schön, wenn es eine richtige Fußgängerzone in seinem Stadtteil geben würde. Mit "Gastronomie und Läden, das würde die Stadt attraktiver machen". Generell habe Ludwigshafen viel aufzuholen, in der Vergangenheit sei viel liegen gelassen worden.
Gülden Akgün: Mehr Grünflächen für Kinder
Seit zehn Jahren wohnt die zweifache Mutter Gülden Akgün schon im Hemshof. Der alleinerziehenden Frau fehlen vor allem saubere Grünflächen für die Kinder und sie wünscht sich einen Park, wo Hunde frei laufen können.
Außerdem fehle es an Wohnraum: "Aber keine Hochhäuser, lieber kleine zweistöckige Häuser mit Garten und Grünfläche." Seit das Rathaus Center geschlossen worden ist, vermisst sie einen Drogeriemarkt und einen Supermarkt. Gülden Akgün: "Es wäre schön, wenn einfach alles in der Nähe ist."
Hans-Rudolf Wahl: Veränderungen grundsätzlich positiv sehen
1997 ist Hans-Rudolf Wahl mit seiner Frau in den Ludwigshafener Stadtteil Hemshof gezogen. Vieles habe sich seitdem verändert - nicht alles zum Positiven, wie er sagt. Im neuen Quartier sieht er eine Chance für Ludwigshafen: "Wenn die Stadt das gut hin bekommt". Davon sei er noch nicht ganz überzeugt.
Bei den neuen Häusern könne sich Ludwigshafen ein Beispiel an Kopenhagen nehmen: "Dort bauen sie sehr schön modern, in Deutschland wird ja eher zweckmäßig gebaut." Aber er glaube nicht daran, dass sich Menschen mit einem normalen Einkommen eine Wohnung im neuen Quartier leisten werden können.
Aber das Ganze interessiere ihn auch nicht zu sehr. Bis alles fertig sei, sei er eh schon tot, so der 71-Jährige.
Vanessa Blum: Es braucht einen Hundepark im Hemshof
"Für Leute, die Tiere haben, braucht es mehr Möglichkeiten", sagt Vanessa Blum. Es sei schade, dass die Menschen in den Friedenspark gehen müssen und es dort weniger Platz für Kinder gibt. Sie beobachte immer wieder Hundehalter, die dort die Flächen nutzen, die eigentlich für Kinder gedacht seien.
Vanessa Blum ist traurig darüber, dass "Ludwigshafen den Bach runter geht". Seit 18 Jahren wohnt die 46-Jährige im Stadtteil Hemshof. Was sie schätzt: "Die Menschen halten hier zusammen."