Ein kaputter Kühlschrank liegt im Hemshof am Gehwegrand

Glücksrad-Spiele gegen Müllsünder

Stadt Ludwigshafen will Müll-Problem im Hemshof in den Griff bekommen

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Autor/in
Martin Gärtner
Bild von Reporter Martin Gärtner aus dem SWR-Regionalbüro Bad Neuenahr-Ahrweiler in Rheinland-Pfalz.

Die Zahl illegaler Müllablagerungen im Ludwigshafener Wohnviertel Hemshof steigt immer weiter. Verantwortliche sprechen von einer dramatischen Situation. Jetzt soll eine Image-Kampagne helfen.

Die Stadt Ludwigshafen lässt sich die Kampagne 50.000 Euro kosten. Für die Marketingleute aus Mainz ist der Auftrag, den Hemshof sauber zu bekommen, eine echte Herausforderung. Der Geschäftsführer der Marketingagentur, Stefan Degreif, sagte auf einer Pressekonferenz in Ludwigshafen: "Die wilde Vermüllung auf dem Hemshof ist extrem. Ich habe mir vor Ort ein Bild gemacht.“

Plakat "Besser leben ohne Müll", Sauberkeitskampagne der Stadt
Das Plakat "Besser leben ohne Müll" ist Teil der Ludwigshafener Kampagne gegen Vermüllung im Wohnviertel Hemshof.

Zwei Scouts verteilen Flugblätter

Degreif will bis Ende November zwei sogenannte Scouts in den Stadtteil schicken, die mit den Bürgern ins Gespräch kommen und deren Verantwortungsbewusstsein wecken sollen. Das Motto der Kampagne: "Besser leben ohne Müll“. Glücksrad-Spiele für Kinder sollen auf das Problem hinweisen. Außerdem werden die Scouts Flugblätter in verschiedenen Sprachen verteilen. Darauf wird beschrieben, wie man Müll ordnungsgemäß entsorgt und dass die Vermüllung die Lebensqualität im Hemshof beeinträchtigt. Zudem weisen die Flyer auf Strafen hin, die bei illegaler Müllentsorgung drohen.

Doch wie sollen die Scouts ins Gespräch mit den Bürgern kommen, wenn sie nicht die Muttersprachen der Menschen sprechen, die überwiegend im Hemshof leben? Stefan Degreif musste auf der Pressekonferenz in Ludwigshafen einräumen, dass es nicht gelungen sei, Scouts anzuwerben, die beispielsweise türkisch, bulgarisch oder arabisch sprechen.

Illegal abgeladener Sperrmüll in Ludwigshafen Hemshof
Illegal abgestellter Sperrmüll gehört im Hemshof zum alltäglichen Anblick, sagen Kräfte der Stadtreinigung.

Ausländische Mitbürger kennen deutsche Müllregeln nicht

Denn für die Vermüllung seien überwiegend Bürger verantwortlich, die nach 2017 nach Deutschland gekommen sind und im Hemshof eine neue Heimat fanden. Das sagte der Leiter des Umweltbereichs der Stadtverwaltung, Rainer Ritthaler. "Diese Bürger kennen eine geregelte Müllentsorgung nicht. Sie denken, es ist in Ordnung, den Müll einfach auf die Straße zu werfen,“ so Ritthaler. "Mit ihnen müssen wir ins Gespräch kommen.“

"Diese Bürger kennen eine geregelte Müllentsorgung nicht. Sie denken, es ist in Ordnung, den Müll einfach auf die Straße zu werfen.“

Die Stadtreiniger, die im Hemshof unterwegs sind, haben enorm viel zu tun, berichtete Stephan Möhring von den Wirtschaftsbetrieben Ludwigshafen. "Es gibt eine eigene Reinigungstruppe für den Hemshof. Täglich sind dort mindestens acht bis zehn Männer und Frauen unterwegs, um den illegalen Müll zu beseitigen.“

"Kaum gereinigt, sieht es kurz danach aus wie vorher“

Einmalig in Ludwigshafen ist: Im Hemshof ist eigens ein kleines Pritschenfahrzeug stationiert, das auch größere Gegenstände abtransportieren kann, die illegal entsorgt worden sind. Die Arbeit der Stadtreiniger ist gut organisiert. Das Ergebnis allerdings laut Möhring deprimierend: "Stellen, die frisch gereinigt worden sind, sehen kurz danach wieder genauso aus wie vorher.“

Videoüberwachung soll endlich starten

Die Stadt Ludwigshafen will einerseits an die Vernunft der Bürger im Hemshof appellieren. Gleichzeitig wird aber auch auf Strafen hinweisen, die Müllsündern drohen, die erwischt werden. Um mehr Täter überführen zu können, wird voraussichtlich im Herbst eine Videoüberwachung starten, über die seit Jahren diskutiert wird.

"Ein wichtiger Mitarbeiter in der Stadtverwaltung ist leider lange Zeit ausgefallen“, sagte Umweltbereichsleiter Ritthaler. "Doch jetzt haben wir das Überwachungssystem fast im Griff. Es fehlen nur noch wenige Tests.“ Voraussichtlich im September oder Oktober solle die Videoüberwachung starten.

Ludwigshafen

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