Als die Stadt am Montag im Hauptausschuss den Erdbebenopfern in Gaziantep eine Schweigeminute widmete, war von etwa 2.000 Todesopfern die Rede. Als Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (SPD) drei Tage später am Donnerstag vor die Presse tritt, spricht sie von 16.000 Toten – und dabei werde es wohl nicht bleiben, sagt sie. Ludwigshafen will helfen, das hatte Steinruck schon am Montag angekündigt. Inzwischen gibt es auch konkrete Pläne, wie diese Hilfe aussehen könnte.
Hohe Spendenbereitschaft in Ludwigshafen
Mehr als 33.000 Euro sind seit Montag an Spenden beim Freundeskreis Ludwigshafen-Gaziantep zusammengekommen, Stand Donnerstagnachmittag. Er schaue alle paar Stunden auf das Konto und komme aus dem Staunen nicht mehr heraus, so der Vorsitzende Hans-Uwe Daumann (Grüne). Das Geld soll insbesondere für Schlafsäcke und Decken verwendet werden.
Oberbürgermeisterin Steinruck weist in dem Zusammenhang noch einmal darauf hin, wie es vor Ort aktuell aussieht: "Das sind Menschen, die nachts in ihren Schlafanzügen ohne Schuhe aus ihren Häusern geflohen sind und seitdem auf der Straße leben." Wer an diesem Donnerstagmorgen die einschlägigen Wetterdienste im Netz durchforstete, bekommt für Gaziantep 4 Grad als aktuelle Temperatur mitgeteilt. In der Nacht auf Freitag sollen es minus 2 Grad werden.
Warum keine Sachspenden abgegeben werden sollen
Die Stadt bittet darum, weiterhin Geld zu spenden (mehr dazu hier). Die Stadtverwaltung Gaziantep habe eine Liste geschickt, was am meisten gebraucht werde, so Steinruck. Das soll nun koordiniert besorgt werden. Es sei außerdem wichtig, dass die Güter transportgerecht verpackt werden. Und: "Wir haben in der Vergangenheit auch nicht immer gute Erfahrungen mit Sachspenden gemacht," so Steinruck. Zuweilen seien Sachen abgegeben worden, so zerschlissen und schmutzig, dass man die niemandem mehr zumuten konnte.
So kommen die Güter von Ludwigshafen nach Gaziantep
Am Montag sollen die Hilfsgüter in Ludwigshafen in einen Container gepackt und dann am Dienstag auf den Weg gebracht werden, mit Unterstützung der Logistikunternehmen HCL und Contargo. Zollrechtlich ist alles schon geregelt, sagt HCL Chef Frank Hirsch. Zeitgleich wird am Dienstag auch in Limburgerhof ein Container auf die Reise geschickt, den eine private Initiative gefüllt hat. Auch hier kümmert sich HCL um den Transport.
Die große Frage sei, wie weit sie an das Katastrophengebiet herankommen: "Wir haben geschäftlich viel in der Türkei zu tun, und nach allem, was wir von unseren Partnern dort hören, ist da eigentlich gerade kein Durchkommen." Unter Umständen müsse man eben hinter der Landesgrenze noch einmal auf kleinere Fahrzeuge wechseln.
Fünf Container sollen insgesamt nach Gaziantep gefahren werden – und dann dort bleiben. "Die können danach dort als Notunterkunft oder als Lager genutzt werden", so Firmenchef Hirsch.
Ludwigshafen schickt Container und Sachverstand
Schon am Sonntag wird sich Murat Isik auf den Weg nach Gaziantep machen. Der Ludwigshafener Feuerwehrmann engagiert sich im humanitären Verein "Help me" und hat nach eigenen Angaben auch schon Erfahrungen in Krisengebieten gesammelt.
Er habe Kontakt zur Feuerwehr in Gaziantep aufgenommen, sagt Isik, und auch von "Help me" seien bereits Leute vor Ort. In Ankara seien Zelte, Decken und Heizgeräte gekauft worden, die möglichst schnell verteilt werden sollen. Die Feuerwehr Ludwigshafen stattet Isik und seine Helfer mit warmer Einsatzkleidung aus. Er und sein Verein seien sonst eher in wärmeren Gebieten tätig, so der Feuerwehrmann. "Ich kann die Menschen nur bitten: Spendet weiter! Es ist ein gigantisch großes Gebiet, das da betroffen ist.“