Erdbeben in der Türkei

Ludwigshafen schickt Hilfstransport nach Gaziantep

Stand
Autor/in
Thilo Eickhoff

Binnen weniger Tage sind in Ludwigshafen mehr als 33.000 Euro an Spenden für Erdbebenopfer in der Türkei zusammengekommen. So soll das Geld nun verwendet werden.

Als die Stadt am Montag im Hauptausschuss den Erdbebenopfern in Gaziantep eine Schweigeminute widmete, war von etwa 2.000 Todesopfern die Rede. Als Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (SPD) drei Tage später am Donnerstag vor die Presse tritt, spricht sie von 16.000 Toten – und dabei werde es wohl nicht bleiben, sagt sie. Ludwigshafen will helfen, das hatte Steinruck schon am Montag angekündigt. Inzwischen gibt es auch konkrete Pläne, wie diese Hilfe aussehen könnte.

Erdbeben - TürkeiSyrien im Vergleich zu Deutschland

Hohe Spendenbereitschaft in Ludwigshafen

Mehr als 33.000 Euro sind seit Montag an Spenden beim Freundeskreis Ludwigshafen-Gaziantep zusammengekommen, Stand Donnerstagnachmittag. Er schaue alle paar Stunden auf das Konto und komme aus dem Staunen nicht mehr heraus, so der Vorsitzende Hans-Uwe Daumann (Grüne). Das Geld soll insbesondere für Schlafsäcke und Decken verwendet werden.

Hilfe für Gaziantep
Die Hilfsgüter aus Ludwigshafen sollen in Containern wie diesem hier in die Türkei geschickt werden

Oberbürgermeisterin Steinruck weist in dem Zusammenhang noch einmal darauf hin, wie es vor Ort aktuell aussieht: "Das sind Menschen, die nachts in ihren Schlafanzügen ohne Schuhe aus ihren Häusern geflohen sind und seitdem auf der Straße leben." Wer an diesem Donnerstagmorgen die einschlägigen Wetterdienste im Netz durchforstete, bekommt für Gaziantep 4 Grad als aktuelle Temperatur mitgeteilt. In der Nacht auf Freitag sollen es minus 2 Grad werden.

Rettungskräfte suchen nach dem schweren Erdbeben in Gaziantep in den Trümmern nach Menschen. Ständige Nachbeben und beschädigte Straßen erschwerten die Bewältigung der Notlage.
Rettungskräfte suchen nach dem schweren Erdbeben in Gaziantep in den Trümmern nach Menschen. Ständige Nachbeben und beschädigte Straßen erschwerten die Bewältigung der Notlage.

Warum keine Sachspenden abgegeben werden sollen

Die Stadt bittet darum, weiterhin Geld zu spenden (mehr dazu hier). Die Stadtverwaltung Gaziantep habe eine Liste geschickt, was am meisten gebraucht werde, so Steinruck. Das soll nun koordiniert besorgt werden. Es sei außerdem wichtig, dass die Güter transportgerecht verpackt werden. Und: "Wir haben in der Vergangenheit auch nicht immer gute Erfahrungen mit Sachspenden gemacht," so Steinruck. Zuweilen seien Sachen abgegeben worden, so zerschlissen und schmutzig, dass man die niemandem mehr zumuten konnte.

So kommen die Güter von Ludwigshafen nach Gaziantep

Am Montag sollen die Hilfsgüter in Ludwigshafen in einen Container gepackt und dann am Dienstag auf den Weg gebracht werden, mit Unterstützung der Logistikunternehmen HCL und Contargo. Zollrechtlich ist alles schon geregelt, sagt HCL Chef Frank Hirsch. Zeitgleich wird am Dienstag auch in Limburgerhof ein Container auf die Reise geschickt, den eine private Initiative gefüllt hat. Auch hier kümmert sich HCL um den Transport.

Die große Frage sei, wie weit sie an das Katastrophengebiet herankommen: "Wir haben geschäftlich viel in der Türkei zu tun, und nach allem, was wir von unseren Partnern dort hören, ist da eigentlich gerade kein Durchkommen." Unter Umständen müsse man eben hinter der Landesgrenze noch einmal auf kleinere Fahrzeuge wechseln.

Fünf Container sollen insgesamt nach Gaziantep gefahren werden – und dann dort bleiben. "Die können danach dort als Notunterkunft oder als Lager genutzt werden", so Firmenchef Hirsch.

Murat Isik, Feuerwehrmann aus LU, 47 Jahre alt
Wird Sonntag nach Gaziantep aufbrechen: Murat Isik

Ludwigshafen schickt Container und Sachverstand

Schon am Sonntag wird sich Murat Isik auf den Weg nach Gaziantep machen. Der Ludwigshafener Feuerwehrmann engagiert sich im humanitären Verein "Help me" und hat nach eigenen Angaben auch schon Erfahrungen in Krisengebieten gesammelt.

Er habe Kontakt zur Feuerwehr in Gaziantep aufgenommen, sagt Isik, und auch von "Help me" seien bereits Leute vor Ort. In Ankara seien Zelte, Decken und Heizgeräte gekauft worden, die möglichst schnell verteilt werden sollen. Die Feuerwehr Ludwigshafen stattet Isik und seine Helfer mit warmer Einsatzkleidung aus. Er und sein Verein seien sonst eher in wärmeren Gebieten tätig, so der Feuerwehrmann. "Ich kann die Menschen nur bitten: Spendet weiter! Es ist ein gigantisch großes Gebiet, das da betroffen ist.“

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