Jahrelanger Streit zwischen Gemeinde und Verwaltung

Gericht entscheidet: Moschee in Germersheim darf nicht gebaut werden

Stand
Autor/in
Ulrike Brandt
SWR Reporterin Ulrike Brandt

Im jahrelangen Streit um den Neubau einer Moschee hat das Verwaltungsgericht Neustadt entschieden: Das Gotteshaus der Ditib-Gemeinde darf nicht gebaut werden.

Das Verwaltungsgericht in Neustadt hat die jüngste Klage zum Bau einer Moschee in Germersheim abgewiesen. Das Urteil wurde am Freitag - drei Tage nach der Verhandlung - veröffentlicht.

Zu viele Besucher beim Freitagsgebet und im Ramadan?

Grundsätzlich spreche nichts gegen den Neubau einer Moschee in dem Wohngebiet, so das Gericht. Allerdings sei fraglich, ob die Moschee ins Wohngebiet passe und ob Lärm und Verkehr der Nachbarschaft zuzumuten seien. Die Angaben im Bauantrag seien zum großen Teil nicht plausibel. So rechne der türkisch-islamische Ditib-Verein mit maximal 500 Besuchern gleichzeitig in der Moschee. Das Gericht geht allerdings davon aus, dass es zum Freitagsgebet und zu Festgebeten deutlich mehr Besucher werden könnten.

Auch das Parkplatzkonzept für die Moschee in einem Wohngebiet sei problematisch: Unter anderem solle ein Großteil der Parkplätze an der Moschee in der Nacht gesperrt werden. Doch vor allem in Fastenmonat Ramadan sei mit deutlich mehr Pkw auch in der Nacht zu rechnen, so das Gericht in seiner Urteilsbegründung.

Wie reagiert die Ditib-Gemeinde auf Urteil?

Die Ditib-Gemeinde kündigte in einer ersten Reaktion am Freitag an, gegen das Urteil Berufung einzulegen. "Wir sind sehr enttäuscht." Kurz nach der Gerichtsverhandlung hatten sich Vertreter der Gemeinde optimistisch gezeigt, vor Gericht Recht zu bekommen. "Vor Gericht hatte das anders auf uns gewirkt", sagte Hayrettin Günes, der Vorsitzende der Gemeinde.

Jahrelanger Streit um Moschee in Germersheim

Um die neue Moschee gab es seit Jahren Streit zwischen der Ditib-Gemeinde und der Kreisverwaltung Germersheim. Zwei Kuppeln, zwei Minarette, Keller, Erdgeschoss und Obergeschoss, eine Nutzfläche von rund 2.300 Quadratmetern - so stellte sich die islamisch-türkische Ditib-Gemeinde in Germersheim ihre Moschee vor. Stadt und Kreisverwaltung hatten den Bauantrag in den vergangenen Jahren aber immer wieder abgelehnt. Deswegen war die Ditib-Gemeinde jüngst vor das Verwaltungsgericht in Neustadt gezogen.

Vor Gericht hatte der türkisch-islamische Ditib-Verein noch einmal mündlich sein Betriebskonzept erläutert, zu welchen Zeiten mit wie vielen Besuchern in der Moschee zu rechnen sei. Die Stadt Germersheim hatte in der Verhandlung deutlich gemacht, dass sie diese Zahlen nicht für realistisch hält. Sie erwarte im Gegenteil mehr Lärm, der durch die mit dem Auto ankommenden und wegfahrenden Moschee-Besucher entstehen könnte.

Karlsruhe

Blick hinter die Kulissen Rohbau der neuen Moschee in Karlsruhe ist fertig

Der Neubau der Ditib-Moschee im Karlsruher Osten kommt gut voran. Gemeindeangaben zufolge sind die Rohbauarbeiten fast abgeschlossen.

SWR4 BW aus dem Studio Karlsruhe SWR4 BW aus dem Studio Karlsruhe

2020: Bauantrag für Moschee in Germersheim wegen Lärm abgelehnt

Bereits vor zehn Jahren hatte die Kreisverwaltung dem Bau auf dem Grundstück direkt neben dem Gemeindegebäude in Germersheim zugestimmt. Nach dem offiziellen Baustart 2016 hatte die Stadt aber vor dem Verwaltungsgericht Neustadt einen Baustopp bewirkt. Später hatte das Oberverwaltungsgericht Koblenz die Baupläne für unrechtmäßig erklärt, unter anderem weil sich die Größe der Moschee nicht mit dem Wohngebiet vertrage und es an Parkplätzen fehle.

Vor drei Jahren hatte der Kreis Germersheim wieder einen Bauantrag für die Moschee abgelehnt und das mit dem Lärm begründet, der durch die mit dem Auto ankommenden und wegfahrenden Moschee-Besucher entstehen könnte. Die Gemeinde, die zum türkisch-islamischen Ditib-Verband gehört, hatte daraufhin den Bauantrag geändert. Auch der wurde 2021 vom Kreis abgelehnt. Dieses Mal mit der Begründung, dass Neubauten in dem Gebiet nicht zulässig seien.

Sitz der Ditib-Gemeinde in Germersheim - direkt daneben ist der Bauplatz für die geplante Moschee.
Sitz der Gemeinde in Germersheim: direkt daneben ist der Bauplatz für die geplante Moschee.

Kritik an politischer Ausrichtung von Ditib

Neben der juristischen Diskussion hatte es auch grundsätzliche Kritik an der Ditib-Gemeinde gegeben: Im August 2016 hatten der Landrat des Kreises Germersheim, Fritz Brechtel, Germersheims Bürgermeister Marcus Schaile (beide CDU) und die CDU Südpfalz die Gemeinde aufgefordert, aus dem Ditib-Dachverband auszutreten und sich von der türkischen Politik zu distanzieren. Zur Begründung hieß es, Ditib sei ein verlängerter Arm des türkischen Ministerpräsidenten Erdogan, der sich deutlich gegen die Integration der Türken in Deutschland ausgesprochen habe.

Kehl

Höhepunkt des Fastenmonats Ramadan Kurz nach Acht wird es voll: Zuckerfest in der Bäckerei? | Reportage

Das Zuckerfest bedeutet für Familie Kilcik und ihre türkische Bäckerei in Kehl Dauerstress. Hier könnt ihr lesen, warum sie den Ramadan-Höhepunkt dennoch lieben.

Ditib Germersheim: "politische Gründe" verhindern Moscheebau

Der Vorsitzende der Ditib-Gemeinde Germersheim, Hayrettin Günes, beklagt dann auch, die Baugenehmigung werde "aus politischen Gründen" nicht erteilt. Gegenüber dem SWR sagte er: "Egal, was wir bringen oder ändern, wir werden zurückgewiesen." Bisher habe seine Gemeinde rund eine Million Euro an Ausgaben rund um den geplanten Moscheebau gehabt.

Mehr aus der Pfalz

Ludwigshafen

Nach Erdbebenkatastrophe im Februar Ludwigshafen: Betreuungsstelle für traumatisierte Kinder in Gaziantep geplant

Der Freundeskreis Ludwigshafen-Gaziantep richtet in der Türkei eine Betreuungsstelle für traumatisierte Kinder und Jugendliche ein, die ihre Angehörigen bei der Erdbebenkatastrophe im Februar verloren haben.

Am Morgen SWR4 Rheinland-Pfalz

Karlsruhe

Blick hinter die Kulissen Rohbau der neuen Moschee in Karlsruhe ist fertig

Der Neubau der Ditib-Moschee im Karlsruher Osten kommt gut voran. Gemeindeangaben zufolge sind die Rohbauarbeiten fast abgeschlossen.

SWR4 BW aus dem Studio Karlsruhe SWR4 BW aus dem Studio Karlsruhe

Ludwigshafen

Jetzt die SWR Aktuell App runterladen Aufs Handy: Nachrichten aus Ludwigshafen, der Süd- und Vorderpfalz

Die SWR Aktuell App bringt Ihnen kurz und knapp alles Wichtige auf Ihr Smartphone. Sie bekommen auch gezielt Nachrichten aus Ludwigshafen und der Pfalz. So funktioniert's: