Schon von weitem ist sie zu sehen, die neue Moschee der Ditib-Gemeinde im Karlsruher Osten. Das 28 Meter hohe Minarett steht und auch die weite Kuppel des künftigen Gebetsraums ist aus der Entfernung gut zu erkennen. Noch ist die Fassade komplett grau, das Gelände mit Bauzaun abgesperrt. Der Rohbau zwischen Baumarkt, Bioladen und Babywarengeschäft ist inzwischen so gut wie fertig.
Viele Nachbarn aus den umliegenden Geschäften oder Passanten bleiben stehen und schauen sich den ungewöhnlichen Bau im Industriegebiet an. Mit der Frage, wann man sich die Moschee mal von innen anschauen kann, werden die Bauarbeiter oft konfrontiert. Doch noch ist es nicht so weit.
Lieferengpässe und weltweite Krisen
Mitten während der Corona-Pandemie war Baustart. Der Ukrainekrieg und Lieferengpässe habe zwar vorübergehend zu Verzögerungen geführt, trotzdem wolle man das Gemeindezentrum Ende des Jahres eröffnen, so Kilicer.
Bis zur Eröffnung werde voraussichtlich aber noch nicht alles fertig sein, sondern vor allem der zentrale Bereich der Moschee. In dem Gebetsraum sollen später mehr als 500 Gläubige Platz finden.
Moschee ist mehr als ein großer Gebetsraum
Unter der fast 17 Meter weiten Kuppel liegen provisorische Gebetsteppiche. Noch sind nicht alle Fenster eingebaut. Die Löcher in den Fassaden mit Folie abgedeckt. Von draußen ist der Straßenverkehr zu hören. Als der Rohbau fertig war, hat die Gemeinde schon einmal ein Freitagsgebet in dem neuen Raum gefeiert.
Doch der Neubau der Moschee soll später viel mehr sein. Ein Kindergarten im Dachgeschoss ist geplant - offen für alle. Sieben Geschäfte mit Außenfläche sollen im Erdgeschoss Platz finden. Das Ziel ein Kultur- und Gemeindezentrum auf fast 4.800 Quadratmetern Fläche mit eigenem Parkhaus. Durch die Mieteinnahmen sollen später die laufenden Kosten gedeckt werden.
Finanzierung des Millionenprojekts Ditib-Moschee bleibt Kraftakt
Ursprünglich war die Gemeinde von Baukosten in Höhe von sechs bis sieben Millionen Euro ausgegangen. Doch die aktuellen Kostensteigerungen haben auch vor diesem Projekt keinen Halt gemacht. Inzwischen rechnet man mit rund zehn Millionen Euro.
Über einen Baukredit und Spenden wird das Gesamtprojekt, laut Ditib, finanziert - ohne Zuwendungen aus dem Ausland. Dementsprechend werde man einige Bereiche auch erst nach und nach fertigstellen können. Beispielsweise wird sich auch die Gestaltung des Außenbereichs verzögern.
Jahrelanger Streit hatte Bauvorhaben verzögert
Bereits 2011 hatte der deutschsprachige Muslimkreis Pläne eines Moscheeneubaus ins Gespräch gebracht. Es folgten Podiumsdiskussionen und Pläne, die auf Widerstand stießen. 2016 folgte ein weiterer Vorstoß von Ditib für einen Neubau im Stadtteil Mühlburg. Nach massiver Kritik, unter anderem durch die Karlsruher CDU, wurden die Pläne gekippt.
Für einen weiteren Ansatz mit einem kleineren Bau auf dem Ditib-Gelände in der Oststadt gab die Stadt Karlsruhe 2019 dann letztendlich mit der Baugenehmigung grünes Licht. Von der anfänglichen Skepsis sei aktuell erfreulicherweise nichts mehr zu spüren, so Gemeindesprecher Kilicer.