Die 27 Eichen stehen an der Freinsheimer Straße zwischen Frankenthal-Flomersheim und Lambsheim (Rhein-Pfalz-Kreis). Unter ihrem Blätterdach verläuft direkt ein Radweg, der direkt zum Lambsheimer Baggersee führt und auf dem normalerweise immer viel los ist. Der Radweg musste gesperrt werden und auch eine Fahrbahn der Straße.
Thomas Hans Zillhardt von der Firma Treeval arbeitet im Auftrag der Stadt Frankenthal als Baumgutachter und bekämpft nun auch die Goldafter-Raupe. Dafür steht er auf seiner ausfahrbaren Bühne in etwa zehn Metern Höhe und schneidet großzügig die Zweige einer Eiche zurück. Der Grund: An ihren Trieben sitzen viele braune, lederartig aussehende Cocons, in denen sich die Raupen des Goldafters verpuppt haben. Auch ihre weißen Nester, in denen die noch kleinen Raupen überwintert haben, sind hier und da noch zu sehen.
Höchster Arbeitsschutz bei Bekämpfung der Raupe bei Frankenthal
Zillhardt und sein Mitarbeiter sehen aus wie Arbeiter, die Giftmüll entsorgen. Sie tragen weiße, luftdichte Ganzkörperanzüge, die nochmals extra abgeklebt sind, darunter lange Unterhosen und Rollkragenpullis, außerdem FFP3-Atemmasken, Schutzhandschuhe und belüftete Brillen, zählt Zillhardt auf.
So zu arbeiten sei extrem anstrengend: "Man fühlt sich wie in einer Ganzkörpersauna", aber wer einmal mit den Brennhaaren des Goldafters in Berührung gekommen sei, der nehme das in Kauf, wie sein Mitarbeiter Eduard. Eduard war vor einer Woche zufällig auf die Goldafter-Raupe gestoßen als er die Eichen bei Flomersheim untersuchte. Er zeigt seine Unterarme, die sind immer noch mit roten Flecken übersät.
Brennhaare der Goldafter-Raupe sind gefährlich
Dafür sind die etwa 20.000 mikroskopisch kleine Brennhaare verantwortlich, die sich am Körper der Goldafter-Raupe befinden, und die noch dazu mit Widerhaken versehen sind und ein Gift enthalten, erklärt der Baumexperte. Kommen diese in Berührung mit der Haut oder werden eingeatmet, könne das zu schweren allergischen Reaktionen führen. Das geht los mit Rötungen und starkem Jucken bis hin Quaddeln. Im extremen Fall kann es zu Atemnot und einem allergischen Schock kommen, so Zillhardt.
Dabei seien nicht nur die rund drei bis vier Zentimeter großen Raupen das Problem. Auch die Nester, in denen die kleinen Raupen im vergangenen Jahr überwintert haben, müssten entfernt werden, ebenso wie die Cocons, aus denen der Falter nun im Sommer schlüpft. Denn auch wenn der Falter längst umher schwirrt, seien die Nester und Cocons, in denen sich die Raupe gehäutet hat, noch voller Brennhaare. Und deren Gift bleibe bis zu zwölf Jahre aktiv, warnt der Firmeninhaber.
Fies auch: Die Haut reagiert oft erst Stunden nach der Berührung mit den Brennhaaren, etwa beim Duschen. Und: Wer das zweite Mal mit dem Gift in Berührung komme, reagiere meist noch viel heftiger als beim ersten Mal, mit Quaddeln und Brennen.
Giftige Raupen vernichten, Bäume erhalten
Ihm sei daran gelegen, die Bäume, wenn irgend möglich, komplett zu erhalten. Auf chemische Bekämpfungsmittel verzichte er komplett, so Thomas Hans Zillhardt. Er schneidet die Triebe der Eiche nur soweit herunter, wie es nötig ist, um Cocons zu entfernen. So könne der Baum sich gut erholen und neu austreiben: "Das ist so, als wenn ich der Eiche einen Haarschnitt verpasse", sagt der Baumexperte.
Alte Nester, die an Spinnweben erinnern, sammeln er und sein Mitarbeiter auch mit der Hand ein. Und die bereits entwickelten Falter werden mit Pheromonfallen angelockt.
Ganzkörperdusche nach Baumschnitt
Der gesamte Grünschnitt kommt dann erstmal per Bagger in einen luftdichten Container und wird später in der Müllverbrennungsanlage in Ludwigshafen entsorgt. Beim Ausziehen der Arbeitskleidung sind Zillhardt und sein Mitarbeiter extrem vorsichtig: Sie besprühen ihre Anzüge gegenseitig mit einer Flüssigkeit, bevor sie sich Stück für Stück herausschälen.
Der Goldafter ist eine heimische Raupenart, breitet sich aber möglicherweise durch die Klimaerwärmung stark aus. An der Nordsee, in Frankreich und den Niederlanden gebe es einige Regionen, die sehr stark befallen seien, so der Baumexperte. Dort werde der Goldafter teilweise auch mit heißem Wasser bekämpft.