Im vergangenen Jahr hat das Bundeskriminalamt 2.227 drogenbedingte Todesfälle in Deutschland registriert. Das sind etwa doppelt so viele wie vor zehn Jahren und rund zwölf Prozent mehr als im Vorjahr (1.990 Fälle).
Ein trauriger Trend, der sich aber in der Vorder- und Südpfalz anders abzeichnet.
In der Vorder- und Südpfalz hat das Ludwigshafener Polizeipräsidium Rheinpfalz im vergangenen Jahr 14 Drogentote registriert. Das seien nicht viel mehr oder weniger als in den Jahren zuvor.
Auch die Zahl der Rauschgiftdelikte liege mit rund 3.700 im Jahr 2023 inzwischen wieder auf Durchschnittsniveau. 2020 und 2021 war die Zahl zwischenzeitlich auf über 4.000 angestiegen.
Viele Rückfälle während Corona
Diplom-Psychologen Mark Blattner von der Aids-, Drogen- und Jugendhilfe Landau überraschen die Zahlen nicht. Er hat den Eindruck: "Während Corona mit Lockdown und den damit verbundenen psychischen Belastungen gab es viele Rückfälle, die jetzt aber so langsam aufgearbeitet sind". In diesem Jahr kämen nicht viel mehr Menschen zu ihm in die Suchtberatung als in den Vorjahren.
Vor allem Cannabis wird oft konsumiert, gefolgt von Amphetamin und Kokain
Auf die Frage, welche Drogen in Landau konsumiert werden würden, antwortet Blattner: "Alle". Mit Blick auf seine Klientinnen und Klienten schätzt er, dass etwa ein Viertel von ihnen Probleme mit Cannabis hat, ein Viertel mit Alkohol und der Rest mit "polytoxem Konsum". Das heißt, dass sie mehrere Rauschmittel gleichzeitig konsumieren. "Kokain und Amphetamin sind da die häufigsten. Opiate wie Heroin sind eher selten. Psyschedelische Substanzen wie LSD tauchen auch vereinzelt auf", erzählt er.
Den Eindruck des Experten bestätigen die Daten des Polizeipräsidiums Rheinpfalz: "Bei den festgestellten Drogen handelte es sich hauptsächlich um Cannabis, gefolgt von Amphetamin, Kokain und Heroin", schreibt eine Sprecherin des Präsidiums.
Ein Trend bei den Betäubungsmittelkonsumentinnen und -konsumenten in der Vorder- und Südpfalz sei aber auch der Konsum von codeinhaltigen Getränken - szenetypisch "Lean" oder "Purple Drank" genannt. Mit Blick auf die in Kraft getretene Teillegalisierung von Cannabis vermutet die Sprecherin im Präsidium, dass die Zahl der Straftaten in diesem Zusammenhang abnehmen wird.
Mehrere Suchtberatungsstellen im Land
Hat jemand das Gefühl, seinen Konsum nicht mehr im Griff zu haben und möchte sich Hilfe suchen, kann er oder sie sich telefonisch oder per Mail bei verschiedenen Beratungsstellen in der Pfalz melden. Hier eine Übersicht der Suchtberatungsstellen im Land.
Bei der Aids-, Drogen- und Jugendhilfe Landau kann jeder zum Beispiel auch im Café Regenbogen vorbeischauen. Die Treffen finden immer von Montag bis Mittwoch von 13 bis 16 Uhr in den Räumlichkeiten der Drogenhilfe statt. "Ein Treffpunkt für alle", heißt es auf der Website, "egal (..) mit welchem Hintergrund: HIV-Positive, Jugendliche, Homo-, Bi- oder Heterosexuelle, Menschen mit Drogenproblematik, ihre Angehörigen und Freunde".
"Konsumsicherheit für Alle(s)"
"Konsumsicherheit für Alle(s)" ist das Motto des diesjährigen bundesweiten Gedenktags. Das Motto soll zu einer Diskussion darüber anregen, wie die Risiken beim Drogenkonsum minimiert werden können.
Es gibt einige Möglichkeiten, das Todesrisiko beim Drogenkonsum zu minimieren, von denen sich Psychologe Blattner wünschen würde, dass sie auch in Landau und Umgebung stärker umgesetzt werden, zum Beispiel Konsumräume.
Konsumräume für Landau?
"Konsumräume sind im Betäubungsmittelgesetz geregelt", erklärt Blattner. "Das sind geschützte Räume, in denen immer ein Ersthelfer oder eine Ersthelferin und ein leicht zugängliches Beratungsangebot da sein müssen."
"Landau ist vielleicht etwas klein für einen Konsumraum", ist Blattners spontane Antwort auf die Frage, ob diese Maßnahme auch in Landau Sinn machen würde. Als er jedoch genauer darüber nachdenkt, meint er: "Wobei ich mir schon vorstellen könnte, dass der Bedarf in Landau groß genug ist." In deutschen Großstädten wie Frankfurt, Berlin und Hamburg sind die Konsumräume schon üblich.
Drug-Checking
Blattner würde bei der Aids-, Drogen- und Jugendhilfe Landau auch gerne "Drug-Checking" anbieten. Also, dass Konsumierende mit Teststreifen oder ähnlichem legal checken können, wie sauber ihre Droge ist. "Oder Ehrenamtliche verteilen Teststreifen auf Partys, bei denen absehbar ist, dass konsumiert wird". Dies könnte sich Blattner ebenfalls vorstellen.
Der Bundestag hat im vergangenen Jahr eine bundesweite Regelung beschlossen, die Drug-Checking prinzipiell erlaubt. Letztlich darüber entscheiden muss aber das jeweilige Bundesland. In Rheinland-Pfalz gibt es dazu noch keine Regelung.