Das Logistik-Unternehmen Contargo Rhein-Neckar GmbH hat die Schifffahrt auf dem Oberhein, der sich von Basel über Ludwigshafen bis Bingen erstreckt, am Montag deshalb weitestgehend eingestellt. Das gleiche Bild zeigt sich auch auf dem Mittelrhein, dem Rheinabschnitt zwischen Bingen und Bonn.
Vereinzelt würden noch speziell geeignete Schiffstypen fahren, allerdings könnten diese nicht mehr voll beladen werden, so der Managing Director von Contargo Rhein-Neckar, Marco Speksnijder. Am Montag seien in den Terminals drei Schiffe mit insgesamt 100 Containern beladen worden, normalerweise würde ein einziges Schiff 100 bis 150 Container befördern. Die Schifffahrt mit der verminderten Fracht sei an der Grenze der Wirtschaftlichkeit, man müsse aber versuchen, den Warentransport so gut es geht aufrechtzuerhalten.
Vorerst noch Warentransport auf dem Land zum Niederrhein
Zusätzlich müsse für den Warentransport deshalb auf Lkw und Züge ausgewichen werden. Über eine Landbrücke werden die Container zu einem Terminal in Duisburg transportiert und auf dem Niederrhein weiterverschifft. Dort sei die Binnenschifffahrt aktuell noch möglich. Allerdings seien die Kapazitäten für den Containertransport auf dem Land begrenzt, so Speksnijder.
BASF: Beeinträchtigungen sind möglich
Auch für die BASF haben die niedrigen Pegelstände Auswirkungen. Einige Schiffstypen können laut einer Sprecherin nicht mehr zum Einsatz kommen, alle anderen fahren nur noch mit weniger Ladung. Aktuell sei die Produktion durch das Niedrigwasser nicht beeinträchtigt, für die nächsten Wochen könne dies aber nicht ausgeschlossen werden. Die BASF bekommt insgesamt 40 Prozent ihrer Rohstoffe über den Rhein geliefert.
Niedrigwasser nicht das einzige Problem
Ben Steinhäuser, der Transport-Manager der Ludwigshafener Firma HCL Logistics GmbH, hofft, dass sich die Situation durch Niederschläge Ende nächster Woche entspannt. Das Niedrigwasser im Rhein sei aber nicht das einzige Problem. Auch der Krieg in der Ukraine und weltweite Staus von Containerschiffen hätten dazu beigetragen, dass sich die Situation immer weiter zugespitzt habe. Weltweit komme es zu Verspätungen, die das Liefersystem mit Containern an seine Grenzen bringen.
Container bleiben länger stehen
Auch Marco Speksnijder spricht von einem langfristigen Problem. Die verstopften Seewege und Häfen würden dazu führen, dass die Container deutlich länger in den Terminals stehen. In Mannheim und Ludwigshafen verbleiben die Container aktuell im Durchschnitt zwölf Tage – vor der Pandemie waren es vier oder fünf.
Terminals bald voll ausgelastet
Aktuell sind die Terminals bei Contargo Rhein-Neckar laut Speksnijder zu 85 Prozent ausgelastet. Wenn sich an der Situation nichts ändere, sei man voraussichtlich Mitte nächster Woche bei 100 Prozent angelangt, und damit quasi handlungsunfähig: neue Container könnten dann nicht mehr angenommen werden. Speksnijder hofft deshalb, dass die Pegel durch den Regen rechtzeitig steigen und wieder mehr Schiffe fahren können.