Ehrenamtliche spielen in der Hospizarbeit eine wichtige Rolle

Pfalz: Hilfe am Ende des Lebens im Hospiz

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Autor/in
Nicoletta Prevete

Während die meisten von uns höchstens im November, etwa an Allerheiligen, der Toten gedenken, beschäftigen sich andere fortwährend mit dem Ende des Lebens. Freiwillig und in der Freizeit - als ehrenamtliche Hospizbegleiter. SWR Aktuell hat mit einer Ehrenamtlichen über ihre Motivation gesprochen, dem Tod stets ins Auge zu schauen.

Wir treffen Anne Käthe Schönhals-Driedger bei ihrer Patientin zuhause: der 94-Jährigen Alice Thiessen aus Limburgerhof. Thiessen hört fast nichts mehr, ist so gut wie blind und sehr gebrechlich. "Letztes Jahr dachten wir, jetzt stirbt sie. Sie hatte eine schwere Grippe, von der sie sich kaum erholte", erzählt ihre Tochter Trautemarie Thiessen. Bei ihr lebt die 94-Jährige.

Die Tochter pflegt die Mutter rund um die Uhr. Jetzt, am Ende des Lebens der 94-Jährigen, hat Trautemarie Thiessen sich aber dazu entschlossen, sich Hilfe zu holen.

Hospizbegleiter entlasten pflegende Angehörige

Die ehrenamtliche Hospizbegleiterin Schönhals-Driedger kommt immer freitags vormittags für drei Stunden. Eine Wohltat für die pflegende Angehörige.

"Ich geh dann sofort raus, einkaufen, zum Friseur, spazieren - Hauptsache mal raus aus der Dauerverantwortung!", erzählt Trautemarie Thiessen. Denn bei der Hospizbegleitung geht es nicht nur um den Patienten, es geht auch um die Entlastung der Angehörigen, erklärt Barbara Haas, Leiterin des ambulanten Hospizdienstes Schifferstadt.

Eine Kerze brennt vor einem Zimmer in einem Hospiz
Sich mit dem Sterben auseinandersetzen - für ehrenamtliche Hospizbegleiter selbstverständlich.

Erfassen, was der schwer kranke Mensch im Moment braucht

Schönhals-Driedger spielt dann mit der Hochbetagten Alice Thiessen Karten, geht mit ihr mit dem Rollstuhl spazieren oder unterhält sich einfach mit ihr. "Es geht darum den Moment zu erfassen.

In welcher Situation befindet sich der- oder diejenige gerade, was benötigt sie jetzt", erklärt die Ehrenamtliche.

"Ich finde es toll, dass ich nur diese Aufgabe habe in diesem Moment. Dass ich mich nur um diesen Menschen kümmern muss und mich ganz darauf konzentrieren kann", erklärt Schönhals-Driedger.

"Mich interessiert alles, was mit dem Tod zu tun hat"

Nein, vor dem Tod habe sie keine Angst. Er sorge dafür, dass man überhaupt verstehe, wie wertvoll das Leben sei, sagt die Ehrenamtliche. Mit dem Tod kam sie sehr früh in Berührung. Ihr Bruder verstarb bereits mit 27 an Leukämie, ein guter Freund hatte einen tödlichen Unfall mit einem Traktor - da war er gerade 19 Jahre jung.

"Mich hat das Ende des Lebens immer interessiert. Wenn ich etwas darüber gelesen habe, fand ich das spannend", so Anne Käthe Schönhals-Driedger. "Wir haben auch alle fünf Geschwister zusammen unsere sterbenden Eltern begleitet. Das war wirklich schön!", betont die ehrenamtliche Hospizbegleiterin.

Ehrenamtliche genießen mehrere Monate dauernde Fortbildung

Als Ehrenamtliche hat sie eine monatelange Fortbildung gemacht, bei der sie sich auch mit medizinischen Aspekten des Sterbens, mit Vorsorge und Vollmachten, mit Schmerztherapie und Angehörigenarbeit beschäftigt hat. "Die Ehrenamtlichen sind aber nur für die psychosoziale Beratung zuständig, die medizinische Beratung machen die Hauptamtlichen, die gelernte Krankenschwestern sind mit einer Palliativ-Zusatzausbildung", erklärt Haas vom Ambulanten Hospizdienst in Schifferstadt.

In der Pfalz arbeiten fast 500 Menschen ehrenamtlich im Hospizdienst

Fast 500 Ehrenamtliche arbeiten in der Pfalz und in der Saarpfalz bei ambulanten Hospizdiensten. Sie begleiten nicht nur sterbende Menschen und deren Angehörige, sondern helfen auch bei der Trauerarbeit, wenn der schwer kranke Mensch verstorben ist. "Ich werde auch oft zu den Beerdigungen eingeladen. Das ist den Angehörigen wichtig", erzählt Schönhals-Driedger. Und es bildet auch für die Ehrenamtlichen einen Abschluss ihrer Betreuung.

Ein Rollator steht vor einem Pflegebett
Ehrenamtliche Hospizbegleiter sind eine wertvolle Unterstützung für pflegende Angehörige.

Abschied von schwer kranken Menschen gehört dazu

Schönhals-Driedger leitet zudem in Schifferstadt ein Trauercafe und eine Trauergruppe. "Im Trauercafé geht es um die Begegnung mit anderen Trauernden. Man unterhält sich bei Kaffee und Kuchen und klar lacht man auch miteinander. Bei der Trauergruppe geht es um die Bearbeitung verschiedener Themen, die Angehörige durch den Verlust des geliebten Menschen beschäftigen", weiß Schönhals-Driedger.

"Die Ehrenamtlichen sind sehr wichtig!"

"Die Ehrenamtlichen sind ganz wichtig!", ruft mitten in unserem Gespräch plötzlich die 94-jährige Alice Thiessen. "Schreiben Sie das!", fordert sie mich als Autorin auf. Und das mache ich gerne. Denn ich bin doch sehr berührt von dieser wertvollen, ehrenamtlichen Arbeit.

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