Wirtschaftliche und personelle Probleme

Pfalz: Sterben die Dorfläden aus?

Stand
Autor/in
Frank Schumann

Der Dorfladen in Bad Dürkheim-Leistadt muss schließen. Grund dafür ist der dramatisch gesunkene Umsatz. In der Südpfalz sind die Dorfläden in Freckenfeld und Landau-Mörzheim schon länger dicht.

Vier Jahre lang gab es im Bad Dürkheimer Stadtteil Leistadt einen Dorfladen. Zu kaufen gab es unter anderem Wein der örtlichen Winzer, Backwaren, Eier, speziellen Kaffee und viele andere Dinge des täglichen Bedarfs. Doch damit ist jetzt Schluss. Zum 31. Juli schließt der Dorfladen. Er wurde von einer Art Unternehmergemeinschaft gemeinsam betrieben, an der etwa 50 Leistadter Bürger mitgearbeitet hatten. Als Grund für die Schließung nennt der Laden-Initiator, Geschäftsführer und Leistadts Ortsvorsteher Axel Günther den dramatischen Umsatzeinbruch seit Anfang des Jahres.

"Entscheidung hat uns wehgetan"

Dazu nennt er ganz offen einige Zahlen. Das letzte Jahr habe es zum Abschluss ein Minus von gerade mal 98 Euro in der Kasse gegeben, der Jahresumsatz hatte bei 128.000 Euro gelegen. Aber in den ersten Monaten 2023 sei der Umsatz um 20 Prozent eingebrochen, sehr schnell habe sich ein Verlust von 6.000 Euro aufgetürmt. Günther macht die Inflation für den Umsatzverlust verantwortlich: die Menschen würden jetzt sparen und beim Discounter einkaufen. Beim Dorfladen koste das Mehl soviel wie beim Discounter das fertige Brot. Auch der höhere Mindestlohn, den er durchaus gut finde, habe dem Laden geschadet. Die Entscheidung zum Aus des Dorfladens sei "ganz bitter und hat uns weh getan." Vor allem ältere Leistadter hätten den Laden gern besucht. Vier Beschäftigte verlieren nun Ende Juli ihre Minijobs.

Leistadter Backhaus und Dorfladen Bad Dürkheim

Zwei Südpfälzer Dorfläden haben ebenfalls aufgegeben

Auch der "Dorftreff Linde" in Landau- Mörzheim hat als Dorfladen nur vier Jahre lang überlebt. Im September 2022 war Schluss mit dem Laden. Beim Trägerverein klagten die Verantwortlich über eine "geschrumpfte Kundschaft". Außerdem fand sich kein neuer ehrenamtlicher Vorsitzender mehr im Verein, der laut Gesetz zwingend erforderlich ist, damit ein Verein weiter existieren kann. Mit ähnlichen Problemen hatte der Dorfladen im südpfälzischen Freckenfeld zu kämpfen. Ende Mai wurde hier die weiße Fahne gehisst. Der Dorfladen war 2015 mit großen Hoffnungen in Freckenfeld an den Start gegangen. Tausende von Euro Fördergelder seiten der Landesregierung waren geflossen. 2020 gab es einen regelrechten "Boom" beim Dorfladen. Durch die Corona-Pandemie hatte der Freckenfelder Dorfladen einen gut gehenden Lieferdienst organisiert. Doch nun hat auch hier der Laden geschlossen, weil Vereinsvorstand und Geschäftsführung fehlen.

Geld muss außerhalb vom Dorfladen verdient werden

Im knapp 900 Einwohner großen Dorf Hainfeld (Kreis Südliche Weinstraße) hält der Trägerverein seinen Dorfladen noch über Wasser. 2021 bekam der Laden den netten Namen "Weck & Ebbes", wo es regionale Bio-Produkte zu kaufen gibt. Vereinschefin Eva Brüning meldet aber ebenfalls einen Umsatzrückgang und zuletzt eine stärkere "Kaufzurückhaltung". Ergebnis einer Dorfumfrage in Hainfeld war laut Brüning, dass "wir zu teuer sind". Daher überlege der Verein nun, das Sortiment umzustellen und günstigere Preise anzubieten. Backwaren, Fleisch, Obst und Gemüse sollen aber weiterhin das Hainfelder Dorfladensortiment bestimmen. Der Trägerverein habe über 100 Mitglieder. Es koste enorm Kraft, in dem Verein zu arbeiten. Alle drei Wochen gebe es Sitzungen, erzählt Eva Brüning. Um Geld in die Kasse zu bekommen, nehme der Verein an vielen Festen teil, was wiederum "sehr anstrengend" sei. Eine festangestellte Kraft arbeitet im Hainfelder Dorfladen. Besonders stolz ist Brüning, dass der Laden ausbildet: 2024 werde der Azubi seine Abschlussprüfung ablegen.

Zwei Dorfläden in Landau

In den Landauer Stadtteilen Arzheim und Nußdorf gibt es zwei Dorfläden, die von ein und demselben "Tante Emma"-Verein organisiert werden. Antje Röper ist hier die starke Frau, die nicht nur die Fäden in der Hand hält, sondern auch in den Läden präsent ist. Der Nußdorfer Laden wurde etwa zwei Jahre lang unter dem Namen "Esslust" privat betrieben, scheiterte aber im Juni 2022. Seit Dezember hat der Laden unter der Regie des Trägervereins wieder neu eröffnet. Und weil der Laden noch recht neu ist, gebe es dort bisher noch "einen guten Umsatz". Auch Antje Röper betont, dass die Arbeit für die Dorfläden enorm umfangreich sei. Immer wieder müsse sie Mitstreiterinnen und Mitstreiter finden, die sich z. B. auf Festen engagieren. "In Arzheim haben wir einen Umsatzrückgang von monatlich 2 bis 3.000 Euro festgestellt", obwohl die Kundinnen und Kunden aus Verbundenheit zum Laden zum Einkaufen kämen, was ein Pluspunkt sei. Sie seien gar nicht mal so alt: zwischen 30 und 60 Jahre liege das Alter der Lauf- und Stammkundschaft. Wichtig sei, dass das Angebot der Dorfläden kreativ ist und sich von anderen Geschäften unterscheidet. So veranstalte der Arzheimer "Tante Emma"-Laden beispielsweise ein "Heringsessen" oder eine "sizilianische" oder auch "spanische Woche" mit jeweiligen Spezialitäten, die gut angenommen würden. Außerdem gibt es in dem Laden noch ein zusätzliches "Wohnzimmer", wo ein zweiter Verein verschiedene Veranstaltungen organisiert. Antje Röpers Fazit zum Thema Dorfladen: "Es ist wahnsinnig anstrengend, aber es macht Freude."

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