Schon der Begleittext zu dieser Ausstellung hat seinen ganz eigenen Zauber: Von "hilflos gemalten Bildern ohne jede Phantasie" ist da die Rede und von "belanglosen Konzepten, die wider besseren Wissens dann doch ausgeführt wurden".
Das Konzept der Ausstellung ist ganz und gar nicht belanglos, sondern sehr amüsant: Hier kommen Kunstwerke unter den Hammer, die sonst keiner will. Die Kriterien, um hier ausstellen zu dürfen, sind überschaubar: "Es sollte nicht übel riechen, und nicht zu sperrig sein", sagt Helmut van der Buchholz. Er gehört zum Buero für angewandten Realismus in Ludwigshafen, einer Gruppe von Künstlern und Aktivisten. Auf deren Konto gehen auch die berühmten Touren zu den häßlichsten Orten der Stadt. Über solche Diskussion sei man als Ludwigshafener ja ohnehin erhaben: "Manchmal ist der schlechte Geschmack ja besser, als der zu glatte Geschmack." Man sei ja schließlich nicht in Heidelberg.
Ein früherer Verkehrminister wird zum Bad-Taste-Kunstwerk
Der Besucher in der Ausstellung hat manchmal den Eindruck, er sei versehentlich in einen Laden für Schrottwichtel-Bedarf gestolpert: An einer Wand hängt ein offenbar mit Goldfarbe angesprühtes Gebilde, einer Armatur nicht unähnlich, bei dem sich weder erschließt, was es früher war, noch, was es jetzt sein soll. Gegenüber hängt ein Foto vom früheren Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU). Der lässt sich zumindest einwandfrei identifizieren. Aber macht es das besser?
Auch Fachpublikum vor Ort
Und doch ist es nicht unwahrscheinlich, dass auch diese Objekte ihre Käufer finden. Schön ist, was gefällt, scheint das unausgesprochene Übereinkommen hier im Keller des Kulturzentrums "Das Haus" zu sein. Eine Besucherin stellt sich als studierte Kunsthistorikerin vor. Natürlich gebe es auch "viel Schrott". Aber einige Sachen seien eben auch echt gut. Sie selbst habe vor Jahren hier einen "Kleptomat" ersteigert: ein Automat, in den man zwar Geld einwerfen kann, dann aber nichts dafür bekommt. "Es kommen Leute zu uns nach Hause, die werfen was ein, und denken, da passiert jetzt was, und dann passiert: nichts."
Was Kunst ist, und was nicht, darüber ließe sich ja ohnehin stundenlang streiten. Unstrittig aber ist: Die Leute haben hier an diesem Abend einen großen Spaß. Eine Besucherin bringt es auf den Punkt: "Über Geschmack diskutiert man nicht. Entweder man hat ihn, oder man hat ihn nicht. Alles kann schön sein - für jeden!"