Er liebte die schönen Künste und die Frauen, war ein sehr reaktionärer Monarch und doch ein Modernisierer - König Ludwig I. (1786 bis 1868). Er regierte ab 1825 nicht nur über Bayern sondern auch über den sogenannten Rheinkreis, die heutige Pfalz. Und genau diese Einflüsse seiner Regentschaft auf die Pfalz thematisiert das Historische Museum der Pfalz in Speyer auf anschauliche und unterhaltsame Weise seit dem vergangenen Sonntag.
Ludwig I. - Liebhaber der Antike
Natürlich weiß der ein oder andere Pfälzer, warum Ludwigshafen Ludwigshafen heißt und woher die Villa Ludwigshöhe ihren Namen hat. Aber wer weiß schon, dass Speyer mit 'y' geschrieben wird, weil König Ludwig der I. eine Liebe zur griechischen Antike hatte und daher Namen von Ländern und Städten gerne ein 'y' verpasste und das 'i' vertrieb.
Kindheit in Mannheim
Oder dass die Pfalz früher "Rheinkreis" hieß? König Ludwig hatte daraus "Pfalz" gemacht, weil die Franzosen die Region "Rheinkreis" genannt hatten und Ludwig alles Französische von Grund auf hasste. Die Pfälzer hingegen liebte er innig. Warum? Weil er seine Kindheit in Mannheim und in der Umgebung verbracht hatte und den Umzug nach München nie so richtig verknusen konnte.
König Ludwig war ein Freund der Kunst
Die Zeit im Stadtpalais in Mannheim gegenüber dem Nationaltheater war einfach schön für ihn, das verraten Gedichte, Portraits und Zitate des Schöngeistes in der Ausstellung in Speyer. Insbesondere liebte es der kleine Ludwig schon als Zehnjähriger, den schönen Tänzerinnen und Schauspielerinnen hinterher zu schauen und zu schwärmen.
Mannheim und die Pfalz prägten den König stark, sagt der Direktor des Historischen Museums in Speyer, Alexander Schubert. Und seine Liebe zur Kunst, zu den Frauen und der Pfälzer Landschaft entwickelte er in seiner Kindheit, so Schubert.
Ludwig bestraft die "Aufrührer" des Hambacher Festes
Als König von Bayern konnte er lange nur aus der Ferne von der Pfalz schwärmen. Seine Liebe war daher eine "verklärte", meint Schubert. Erst als die Pfälzer "aufmüpfig" wurden, musste Ludwig der I. sich auch ein bisschen intensiver um diesen Teil seines Königreichs kümmern. Nach dem Demonstrationszug 1832 auf das Hambacher Schloss, schickte der ungeliebte Bayern-König 8.000 Soldaten in die Pfalz. Es kam zu über 100 politischen Prozessen. Denn Reformen war Ludwig der I. nicht wohlgesonnen. Er war Zeit seines Lebens ein reaktionärer Monarch, wie die Ausstellung zeigt.
Viele Bauten aus der Pfalz sind Zeugen seiner Regentschaft
Doch seine Spuren sind überall in der Pfalz zu sehen: Die Villa Ludwigshöhe in Edenkoben sollte sein Alterssitz werden und wurde auf sein Geheiß ganz nach dem Vorbild antiker Gebäude gebaut. Die beiden vorderen Türme des Speyrer Doms ließ er im Stil des Mittelalters errichten. Die Pfalz bekam ihre erste Eisenbahnlinie. Und die Gründung der Stadt Ludwigshafen ging auch auf Ludwig zurück, der damals eine Art kleines München aus der Stadt machte.
Ausstellung multimedial aufbereitet
Wie so oft ist die Ausstellung im Historischen Museum der Pfalz in Speyer originell und anschaulich. Ein riesiges bis zur Decke reichendes elektronisches Buch, auf der die Geschichte der Pfalz projiziert wird, lässt Besucherinnen und Besucher in die Geschichte eintauchen. Immer wieder gibt es von Direktor Alexander Schubert selbst gestaltete Foto-Alben, in denen auf witzige Weise und aus der Ich-Perspektive des Königs die Ereignisse in seiner Regentschaft thematisiert werden.
Ludwig, der Frauenheld
Aber einige Themen werden auch kritisch beleuchtet. Etwa Ludwigs unbändige Lust auf schöne Frauen - und das rückwärtsgewandte Frauenbild von damals, das bis heute nachwirkt. Eine Portrait-Galerie aller Damen, denen sich Ludwig hingebungsvoll widmete, sind Zeugen des Tunichtguts.
Verhängnisvolle Affäre mit Lola
Und natürlich widmet sich die Ausstellung auch der einen, der wohl nicht zu übertreffenden Liebe König Ludwigs zur Tänzerin Lola Montez. Er änderte sein Testament zu ihren Gunsten, stattete sie mit einer fürstlichen Rente aus, erhob sie in den Adelsstand. Das Volk tobte, die Minister auch und Ehefrau Therese sowieso. Doch liebestoll schrieb er gefühlt Hunderte von Gedichten auf Lola - einige davon sind in Speyer vertont. "Ich kann mich mit dem Vesuv vergleichen, der für erloschen galt, bis er plötzlich ausbrach", das schrieb der bayerische König im Alter von 60 Jahren an seine "Lolitta".
Restriktiver Monarch muss abdanken
Am Ende muss der liebestolle König 1848 abdanken - nicht nur wegen Lola, sondern weil das Volk unter hohen Preisen litt und der reaktionäre Ludwig zu keinerlei politischen Reformen bereit war. 175 Jahre nach seiner Abdankung widmet sich das Historische Museum in Speyer dem Pfalz-, Kunst- und Frauenliebhaber - und zwar auf witzige und amüsante Art. Ein Besuch, der sich lohnt.
Infos zur Ausstellung
"König Ludwig der Erste – Sehnsucht Pfalz" - die Ausstellung ist vom 17. September 2023 bis 31. März 2024 im Historischen Museum der Pfalz in Speyer zu sehen.#
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