Im Technikmuseum Speyer wird momentan schwer gearbeitet, und zwar an einem besonderen Stück: dem ausgemusterten U-Boot U17, das zukünftig in Sinsheim ausgestellt werden soll. In den vergangenen Monaten hat das Boot eine weite Reise auf sich genommen: Von Kiel über Köln, Mainz, Mannheim, Ludwigshafen und schließlich Speyer - verfolgt von tausenden U-Boot-Fans.
In Speyer wird gerade alles über Bord geworfen, was Gewicht hat und nicht mehr gebraucht wird, damit das Boot leichter wird und seitlich gekippt werden kann und so den Weg über Heidelberg und den Neckar nach Sinsheim schafft. Für die Brücken ist das U-Boot nämlich zu hoch, für die Schleusen wäre es aber auf der Seite liegend zu breit.
Klaustrophobie darf man bei den Arbeiten im U-Boot nicht haben
Insgesamt 144 Batterien müssen aus U17 entfernt werden. Jede davon ist 720 Kilogramm schwer. Als das Boot noch im Einsatz war, wurde mit den riesigen Zellen der E-Motor versorgt mit 1500 PS. Nur eine Person kann im Batterie-Raum arbeiten. Liegend und dicht gepresst unter einer Luke – umgeben von Batterien. Angst vor engen Räumen darf man hier nicht haben – sagt Handwerker Matthias Krieg: "Man hat hier wirklich nicht viel Luft nach oben und ist wirklich umhüllt von unzähligen Batterien." Aber als U-Boot-Fahrer lerne man das, ergänzt Jörg Wiest: "Das ist eine ganz alltägliche Arbeit, man muss die Batterien kontrollieren, destilliertes Wasser auffüllen und man weiß, wie man sich bewegen muss."
Ex-U-Bootfahrer von U17 unterstützen bei Arbeiten in Speyer
Jörg Wiest war früher U-Bootfahrer und unterstützt derzeit bei den Arbeiten in Speyer. Er und sein Kollege Ingo Benisch waren in den 70er Jahren mit U17 zur See. Damals war das U-Boot ihr Zuhause, deswegen macht es sie stolz, dass es erhalten bleiben soll: "Das ist ein schönes Gefühl, kann ich nur sagen. Man hat's noch in Erinnerung gehabt. Und jetzt hier original zwischen den beiden Diesel-Motoren zu sitzen, da sind Emotionen im Spiel. Man kriegt glasige Augen."
Heiße Temperaturen bei den Arbeiten im U-Boot
Die Arbeiten sind körperlich extrem anstrengend und im engen U-Boot kann es ganz schön heiß werden – sagt Werkstattmitarbeiter Robert Mrijaj: "Wir haben kein Thermometer, aber wir hatten letzte Woche diese Schwüle mit den 36 Grad, also ich schätz mal hier locker 50 bis 60 Grad. Das erwärmt sich schon ganz schön."
Kran zieht Batterien aus dem U-Boot
Sobald eine Batterie mal mit der extra dafür angefertigten Konstruktion aus dem Batterieraum rausgehoben wurde, wird sie an einem Kran befestigt und aus dem U-Boot gezogen: "Wir haben jetzt die Batterien mit Wagen von hinten nach vorne geschafft. Und hier ist jetzt die Luke offen, da steht der Kollege und weist den Kranfahrer ein, dann nehmen wir die Leiter weg, fahren mit dem Wagen unters Loch, hängen sie hier dran und ziehen sie durch die Luke nach oben und dann kommt sie nach draußen", sagt Robert Mrijaj. Die Batterien bis zum Abtransport auf Paletten gelagert. Sobald 30 Stück zusammengekommen sind, werden sie von einem Entsorgungsbetrieb abgeholt.
Konstruktion zum Drehen des U-Boots wird extra in Italien angefertigt
Die Arbeiten am U-Boot werden noch einige Wochen dauern. Ende August soll eine Konstruktion aus Italien kommen, mit der das vom Ballast befreite Boot gedreht werden soll. Ansonsten passt es nicht unter den Brücken hindurch auf dem Weg nach Sinsheim. Einen ersten Drehversuch will das Museum im September machen. Wenn das klappt, soll U17 im Juli 2024 nach Sinsheim transportiert werden.
Geschäftsführer Michael Einkörn spricht von einer Weltpremiere: "Das gibt eine Riesengeschichte vermutlich, das hat ja weltweit noch niemand gemacht. Wir haben uns das mit Partnern zusammen ausgedacht, wie es funktionieren könnte. Die Konstruktion wird derzeit in Italien gebaut."
Sicherheit bei den Arbeiten im U-Boot steht über dem Zeitplan
Die ersten fünf Batterien sind rausgeschafft, aber es gibt noch viel zu tun. Ob sie den Zeitplan einhalten können, wissen sie nicht. Aber die Handwerker lassen sich auch nicht hetzen: "Wir werden sehen, wir lassen uns überraschen. Stress machen wir uns auch keinen. Wichtig ist, dass keinem etwas passiert", sagt Werkstattmitarbeiter Armin Hönig.