Das Technik Museum Speyer hat am Sonntagmittag das von der deutschen Marine ausgemusterte U-Boot U17 in Empfang genommen. Das knapp 50 Meter lange und 500 Tonnen schwere Gefährt wurde im Schritttempo per Lastwagen vom örtlichen Naturhafen auf das Ausstellungsgelände gebracht.
Es war der Höhepunkt eines spektakulären mehrwöchigen Transports über Wasser und Land. Entlang der Strecke standen tausende technikbegeisterte Zuschauer, die sich freuten, das Boot von der Nähe aus zu sehen.
Kurz vor dem Technik Museum war es nochmal knifflig geworden: Es mussten mehrere, teils enge Kurven absolviert werden. Das U-Boot, das so lang ist wie elfeinhalb Autos, musste zum Beispiel ums Eck einer Straßenkreuzung manövriert werden. Dafür musste sogar eine Ampel zur Seite gedreht werden.
Auch ein Baum wurde möglicherweise in Mitleidenschaft gezogen: Nach Angaben der Museums-Sprecherin hat das U-Boot kurz vor seinem Ziel einen Baum gestreift. Ob es dabei zu einem Sachschaden kam, wird laut Polizei aber noch überprüft.
Speyer ist nur Zwischenstation für U-Boot
U17 wird auf einem Freigelände in Speyer stehen und kann zunächst von außen besichtigt werden, wie die Sprecherin weiter mitteilte. Seine endgültige Position im Museum Speyer erreiche das Boot jedoch erst am Montag.
Speyer ist aber nicht der letzte Standort des Bootes. Hier soll an dem Stahlkoloss zunächst gearbeitet werden für den Weitertransport. So müssen etwa hundert Tonnen Batterie aus dem Boot, die Motoren fixiert werden und das Boot muss auf dem Weg nach Sinsheim unter einer Brück durch gedreht werden. 2024 kommt U17 dann wohl ins Technik Museum Sinsheim (Baden-Württemberg). Das Boot sei 40 Jahre lang im Einsatz bei der Marine gewesen, erzählte Jürgen Weber, ehemaliger Kommandant auf dem Boot, dem SWR.
Mit dem Tieflader vom Schwimmponton aufs Festland
Am Samstag war das U-Boot im Speyerer Hafen von einem Schwimmponton auf einen Tieflader gehoben worden. Danach brachte der Spezial-Lkw das Boot zentimeterweise aufs Festland, wo es für die richtige Position noch hin- und herrangiert wurde. Am Freitag war es mittels Hydrauliktechnik aufgebockt worden, damit der 30-achsige Tieflader drunter fahren konnte. "Er übernimmt nun quasi die Last," erläuterte Museumssprecher Andreas Hemmer den Vorgang.
Kritik von Umweltschützern
Riesiges Interesse bei Zwischenhalten
Route und Ziel
Bäume für Weitertransport gefällt
Für den Weitertransport des U-Bootes vom Hafen zum Museum waren auf einer Fläche von rund 800 Quadratmetern Bäume in einem Natur- und Vogelschutzgebiet gefällt worden. Die Speyerer Grünen hatten daraufhin Strafanzeige bei der Polizei gestellt. Die Stadt Speyer hatte vorher die Genehmigung für die Rodung erteilt. Kurz vor der Ankunft des Bootes wurde ein Gutachten vorgelegt, nachdem es keine schweren Umweltschäden geben soll.
Riesiges Interesse bei Zwischenhalten
Bei den Zwischenzielen des U-Bootes auf dem Rhein war das Zuschauerinteresse riesig. Tausende Menschen waren nach Lahnstein, Mainz und Mannheim gekommen, um das U-Boot aus nächster Nähe zu sehen. Nachts war das U-Boot jeweils angestrahlt worden. Auch am Sonntag begleiteten wieder viele Zuschauer den Weg des U-Bootes.
Einen solchen Ansturm während eines Transportes habe man noch nie erlebt, sagte Museumssprecher Holger Baschleben. Das sei deutlich mehr als bei dem russischen Space Shuttle Buran, welches ebenfalls über den Rhein transportiert worden war, und ein "ganz tolles Feedback".
Transport von Kiel nach Sinsheim kostet um die zwei Millionen Euro
U17 war Ende April in Kiel in der Werft ThyssenKrupp Marine System auf ein Ponton verladen worden. Dort war das U-Boot in den vergangenen Wochen demilitarisiert worden. Seit dem 28. April war das alte U-Boot von Kiel über den Nord-Ostsee-Kanal, die Nordsee und den Rhein auf dem Weg nach Speyer. "Dies wird ein Transport an der Grenze zum Machbaren", hatte der Präsident des Museums, Hermann Layher, im Vorfeld gesagt. Nach Museumsangaben kostet der Transport um die zwei Millionen Euro.
Neues Leben als Museums-U-Boot in Sinsheim
U17 war den Angaben zufolge seit 1973 im Einsatz und wurde im Dezember 2010 in Eckernförde ausgemustert. Nach seiner Außerdienststellung lag U17 elf Jahre lang in einem Marinearsenal in Wilhelmshaven, bis das Boot im Juli 2021 ein letztes Mal in See stach. Es wurde von dort nach Kiel geschleppt.