Pfarrer Arno Vogt sieht jeden Tag die kleinen Sandhaufen auf dem gepflasterten Vorplatz seiner Kirche in Herxheim (Kreis Südliche Weinstraße). Jeden Tag scheinen neue dazuzukommen. Zwischen den Fugen sieht man Ameisen wuseln. Es sind tausende, die in langen Straßen an Mauern und Gehwegen, über Treppen und Plätze krabbeln. Dabei handelt es sich um die eingeschleppte Art Tapinoma Magnum, die auch in Limburgerhof (Rhein-Pfalz-Kreis) oder im badischen Kehl (Ortenaukreis) für massive Schäden sorgt. In Herxheim ist sogar der katholische Kindergarten befallen.
Ameisen-Straße quer durch die Kirche
Die Ameisen waren in Küchenschubladen - überall wo es Essen gab. Beim Open-Air-Fronleichnams-Gottesdienst krabbelten sie den Besuchern die Beine hoch. Sie waren sogar in der Kirche, sagt Pfarrer Vogt: "Wir hatten sogar eine Prozession durch die Kirche: zum Südeingang rein und zum Nordeingang raus. Ob die Ameisen alle in die Messe wollten, wusste ich nicht. Ich habe sie dann aber gestoppt."
Experten empfahlen Gift-Gel gegen Ameisen
Die Gemeinde Herxheim hat sich bereits im vergangenen Jahr, als man den Ameisen mit herkömmlichen Mitteln im Kindergarten nicht Herr wurde, an das Institut für Schädlingskunde in Reinheim in Hessen (Kreis Darmstadt-Dieburg) gewandt. Die Experten stellten fest, dass es sich um die südeuropäische Ameisenart handelt. Bei dieser Art bekämpfen sich rivalisierende Ameisenvölker nicht. Im Gegenteil. Sie schließen sich zu riesigen Superkolonien zusammen, mit mehreren Königinnen.
Das Institut empfahl eine Bekämpfung mit einem speziellen zucker- und eiweißhaltigen Gel mit Gift. Dieses wirkt verzögert, sodass es die Ameisenköniginnen ebenfalls tötet, denn die werden von den Arbeiterinnen gefüttert.
Haushalte in Herxheim sollen aggressive Ameisen bekämpfen
"Zunächst war es schwierig, dieses teure Mittel in ausreichender Menge zu bekommen", sagt Sven Koch (CDU), Ortsbürgermeister von Herxheim. Jetzt ist aber ein Lieferant gefunden und er kann das Mittel auch in kleineren Packungen liefern. Die Packungen will die Gemeinde den Bewohnern sämtlicher betroffener Haushalte kostenlos zur Verfügung stellen. Sie sollen das Mittel auch auf ihren Grundstücken ausbringen, wo die Gemeinde keinen Zutritt hat. "Nur wenn wir gemeinsam bekämpfen, haben wir eine Chance", sagt Bürgermeister Koch.
Ameisen dringen in Mauerwerk der Häuser ein
Anwohnerin Judith Groß ist sehr froh, dass die Gemeinde ein hoffentlich wirksames Mittel stellen wird. Noch hat sie die Ameisen bei sich nicht in der Wohnung, aber da sie schon ins Mauerwerk ihres Hauses eingedrungen sind, sei das wohl nur eine Frage der Zeit. Dass es sich um Tapinoma Magnum handelt, hat sie von einer Expertin des Instituts für Schädlingskunde, die vor ihrem Haus Proben genommen hatte: "Sie hat mir das ganz anschaulich gezeigt: Wenn man die zerdrückt, riecht es nach ranziger Butter, und überall wo die Ameisen sind, entstehen kleine Sandhäufchen." Und diese Sandhäufchen sind mittlerweile an vielen Stellen im Ortskern zu sehen.