In RLP leiden aktuell viele Patienten an Grippe und melden sich krank.

Krankenstand 2023 auf Rekordniveau

Trotz vieler Patienten: Höhepunkt der Grippewelle in RLP überstanden

Stand

Die Menschen in Rheinland-Pfalz waren 2023 so häufig krankgeschrieben wie noch nie - und häufiger als der Bundesschnitt. Der Höhepunkt der aktuellen Grippewelle scheint aber überschritten.

Den letztjährigen Negativrekord in RLP belegen die Zahlen von zwei großen Krankenversicherungen im Land. Im Schnitt waren 2023 bei der Techniker Krankenkasse versicherte Personen 20,4 Tage krankgeschrieben. Bei der DAK waren es 21 Tage. Damit lag Rheinland-Pfalz über dem bundesweiten Schnitt von 19,4 Tagen. Im Jahr 2010 waren es laut Statistischem Bundesamt noch durchschnittlich 9,4 Tage.

Der Krankenstand lag in Rheinland-Pfalz im vergangenen Jahr auf Rekordniveau.
Der Krankenstand lag in Rheinland-Pfalz im vergangenen Jahr auf Rekordniveau. Jede versicherte Person bei der Techniker Krankenkasse war im Schnitt 20,4 Tage krankgeschrieben, bei der DAK waren es 21 Tage.

Für die meisten Ausfälle waren Atemwegserkrankungen wie Erkältungen, Bronchitis oder Grippe verantwortlich. Dieser Trend setzt sich auch 2024 fort - das zeigen die Daten des Landesuntersuchungsamts (LUA) Rheinland-Pfalz. Demnach stieg die bereits Anfang Februar hohe Zahl der Grippefälle im aktuellsten LUA-Wochenbericht, der die Woche bis Fastnachtssonntag umfasst, nochmals um fast ein Fünftel. Die Zahl der Covid-19-Erkrankungen hingegen ging deutlich zurück.

Experten: Höhepunkt der Grippewelle bereits erreicht

Das LUA bezieht seine Daten von den 24 Gesundheitsämtern im Land sowie über ein Panel aus 40 rheinland-pfälzischen Haus- und Kinderarztpraxen, die Abstriche von Patienten mit Atemwegserkrankungen einschicken. Aus den Ergebnissen schließt LUA-Epidemiologin Anja Schoeps, das unter den aktuell vielen Krankheitsfällen im Land das Grippevirus dominiere. Das bestätigen für ganz Deutschland auch Zahlen der Arbeitsgemeinschaft Influenza des Robert Koch-Instituts in Berlin.

"Die Grippewelle in diesem Jahr ist keine leichte, aber schwächer als zum Beispiel in der Saison 2017/18", sagt Schoeps. Ihren Höhepunkt habe die aktuelle Grippewelle bereits erreicht. Nun werde sie nach und nach zurückgehen. "Wir rechnen nicht mit einer zweiten Welle", so die Expertin. Im Vergleich zum Vorjahr sei die Grippewelle damit deutlich später gekommen - 2022/23 begann sie sehr früh, baute sich bereits Anfang Oktober auf und war bis Weihnachten 2022 schon wieder überstanden.

Hausärztin: Auswirkungen der Fastnacht weniger schlimm

Ein Blick in die Praxis: Von der Schnupfnase bis zur Lungenentzündung - bei Allgemeinmedizinerin Verena Gall in Mommenheim (Kreis Mainz-Bingen) ist nach den Fastnachtstagen deutlich mehr los als in der Vorwoche. "Erwartungsgemäß sind es da immer mehr Patienten. Das beginnt mit dem Start der Saalfastnacht und gipfelt in den Tagen nach Fastnachtsdienstag." Es sei aber weniger schlimm als befürchtet, so die Praxisinhaberin: "Da war die Corona-Welle im Dezember heftiger."

Die Wochen vor Weihnachten waren noch intensiver, was Zahl der Patienten und Schwere der Erkrankungen anging.

Generell gebe es auch in dieser Erkältungssaison wieder mehr Patienten als in manchen Vorjahren. "Das liegt vor allem daran, dass wir wieder mehr Kontakte haben und diese weniger Restriktionen unterliegen. Außerdem sind die Erreger generell leichter übertragbar geworden", sagt Gall. Was sie nachdenklich stimmt: Die Nachfrage nach einer Grippeschutzimpfung sei um fast ein Drittel zurückgegangen, schätzt die Ärztin.

Die Grippe werde als nicht mehr so bedrohlich wahrgenommen, meint Gall. Zudem habe bei den Menschen nach der Corona-Pandemie eine gewisse Impfmüdigkeit eingesetzt. Zu Unrecht: "Wir sehen gerade bei 35- bis Mitte 50-Jährigen erschreckend mehr virale Lungenentzündungen mit teilweise sehr schweren Krankheitsbildern, die wir bei geimpften Patienten so nicht sehen."

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Negative Folgen für die Wirtschaft durch Krankmeldungen

Ob Grippe, Corona oder eine simple Erkältung - sie alle haben 2023 zu einem bundesweiten Rekord an Krankheitszahlen beigetragen. Einer Studie des Verbands der forschenden Pharma-Unternehmen zufolge hat das der deutschen Wirtschaft massiv geschadet. Die Wirtschaftsleistung sei wegen der vielen Krankmeldungen um 26 Milliarden Euro geschrumpft, die Steuereinnahmen um 15 Milliarden Euro gesunken.

Laut der Berechnungen des Verbands wäre die deutsche Wirtschaft 2023 ohne die überdurchschnittlichen Krankheitstage sogar um 0,5 Prozent gewachsen. Stattdessen schrumpfte sie um 0,3 Prozent. "Rein rechnerisch bedeutete diese Krankheitswelle, dass 350.000 Menschen zu wenig zur Verfügung standen. Das ist erheblich und bedeutet für die Unternehmen, dass sie Dinge ausgleichen müssen mit Mehrarbeit und Überstunden. Aber diese Puffer sind wahrscheinlich überreizt", sagte Claus Michelsen, Chefvolkswirt des Verbands Forschender Pharma-Unternehmen, der Tagesschau.

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SWR