Christian Baldaufs Rückzug ist konsequent. Eigentlich war er schon seit der letzten Landtagswahl eine lahme Ente. Nach dem historisch schlechten CDU-Ergebnis, das er als Spitzenkandidat eingefahren hatte, entschied er sich gegen den fälligen Rücktritt.
Seitdem trat Baldauf weiter so auf, wie man ihn seit langem kennt. Schwache Reden im Landtag. Verpasste Chancen, der Regierung einzuheizen. Selbst Bälle auf dem Elfmeterpunkt ist Baldauf in der Lage zu versemmeln.
Der Jurist gilt als fahrig und häufig unsortiert. Ein starker Oppositionsführer, der Malu Dreyer hätte gefährlich werden können, war er nie. Zahlreiche CDU-Abgeordnete haben ihm das in den vergangenen Monaten in persönlichen Gesprächen offen gesagt.
Es soll auch interne Drohungen gegeben haben
Zuletzt soll intern sogar gedroht worden sein. Wenn Du nicht freiwillig gehst, werden wir für einen Wechsel sorgen. Ein Putsch. Baldauf wirkt wie ein Getriebener, der zwei Tage vor Weihnachten aufgibt. Auch wenn er die Überraschung kurz vor dem Fest als geplanten Übergang schönredet.
Dabei muss man Christian Baldauf zugutehalten: Er arbeitet an Veränderungen. Im Frühjahr ließ er als CDU-Chef einen Unternehmensberater auf dem Landesparteitag ungewohnten Klartext reden. Die rheinland-pfälzische CDU sei ein überalterter Verein. Obrigkeitshörig und streitfaul. Im Saal war es da mucksmäuschenstill.
"Nachfolgekandidaten versprechen keinen fulminanten Neuanfang"
Zu den unangenehmen Wahrheiten gehört auch: Die CDU kann sich überzeugendes Führungspersonal nicht backen. Die gehandelten Nachfolgekandidaten für den Fraktionsvorsitz versprechen keinen fulminanten Neuanfang. Immerhin: Der Wechsel kommt rechtzeitig, um sich für die Kommunalwahl 2024 und die Landtagswahl zwei Jahre später neu aufzustellen.
Allerdings ist der völlig überraschende Wechsel kurz vor Weihnachten auch mal wieder typisch CDU. Gerade erst haben die Christdemokraten die SPD im SWR-Politrend in der Sonntagsfrage überholt - doch jetzt sind sie erstmal mit sich selbst beschäftigt.