Schlangennachwuchs für die Lahn

Zoo Neuwied züchtet erstmals seltene Würfelnattern

Stand
Autor/in
Christoph Bröder

Die Würfelnatter ist in Deutschland vom Aussterben bedroht. Um die Schlangenart trotz anstehender Bauarbeiten an der Lahn zu erhalten, gibt es jetzt ein neues Zuchtprojekt.

Eine der zwölf Würfelnattern ist in einem der Freilandterrarien noch kurz zu sehen, bevor sie sich verkriecht. Die Schlangen sind scheu, sobald sie die Vibrationen unserer Schritte spüren, sind sie weg.

Würfelnattern zu züchten, das ist auch für den erfahrenen Zoo Neuwied Neuland. Die Mitarbeiter des Zoos kennen sich aber grundsätzlich gut mit der Zucht von Reptilien aus.

Sechs Freilandterrarien wurden im Zoo Neuwied für die Würfelnatter-Zucht gebaut.
Sechs Freilandterrarien wurden im Zoo Neuwied für die Würfelnatter-Zucht gebaut.

"Wir lesen uns immer gerne in neue Arten ein, wir sind also gut vorbereitet auf die nächsten Monate", erklärt Max Birkendorf vom Neuwieder Zoo. Für die Zucht der Würfelnattern wurden sechs neue Freilandterrarien gebaut, jeweils zwei Schlangen leben gemeinsam in einem Terrarium.

Die Zoobesucher können sich die Schlangen jedoch nicht anschauen. Die Tiere sollen sich nicht an Menschen gewöhnen.

Junge Schlangen sollen ausgewildert werden

Die zwölf weiblichen Zuchttiere wurden in den vergangenen Wochen an der Lahn gefangen, sie waren bereits trächtig. Sie sollen jetzt im Zoo ihre Eier ablegen. Die jungen Schlangen werden dann von den Mitarbeitern großgezogen.

Im kommenden Jahr, so der Plan, sollen sie an der Lahn ausgewildert werden. Die zwölf Zuchttiere werden sogar schon in diesem Jahr wieder ausgewildert.

In jedem Terrarium sollen zwei Würfelnattern ihre Eier ablegen.
In jedem Terrarium sollen zwei Würfelnattern ihre Eier ablegen.

Biologin Sigrid Lenz betreut und unterstützt das Zuchtprojekt. Sie gilt als eine der führenden Expertinnen für die Würfelnatter und betreut und untersucht seit Jahrzehnten die wenigen Populationen in Deutschland. "Die Schlangen legen zwischen fünf und 25 Eier. Wenn wir hier von einem guten Schnitt ausgehen, können wir hoffentlich rund 100 junge Schlangen großziehen", so Lenz.

Die Schlangen legen zwischen fünf und 25 Eier.

Im Zoo sind die Überlebenschancen der jungen Schlangen zudem deutlich höher als in der freien Natur. "Den ersten Winter überlebt rund die Hälfte der Würfelnattern draußen nicht", erklärt Sigrid Lenz. Alle Beteiligten sind daher guter Dinge, dass sie durch die Zucht den Bestand an der Lahn stärken werden.

Schlangenzucht wegen anstehender Bauarbeiten an der Lahn

In den kommenden Jahren plant das für die Lahn zuständige Wasserstraßen-Neubauamt Heidelberg sechs Stauwehre an der Lahn zwischen Limburg und Lahnstein zu erneuern. Darunter auch das Wehr in Hollerich bei Nassau.

Dort lebt die seltene und geschützte Würfelnatter. Das Amt ist daher gesetzlich verpflichtet, den Bestand der Schlangen zu erhalten.

Nikolai Goll, Sigrid Lenz und Max Birkendorf (von links) im Zoo Neuwied.
Nikolai Goll, Sigrid Lenz und Max Birkendorf (von links) im Zoo Neuwied.

"Wir müssen mit der Zucht jetzt schon anfangen, obwohl das Wehr in Hollerich erst 2027 erneuert werden soll", erklärt Nikolai Goll vom Wasserstraßen-Neubauamt Heidelberg.

Es sei nicht auszuschließen, dass während der Bauarbeiten in einigen Jahren Schlangen ums Leben kommen. Die Zucht soll also schon jetzt ein Ausgleich für mögliche Verluste sein.

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