Eine der zwölf Würfelnattern ist in einem der Freilandterrarien noch kurz zu sehen, bevor sie sich verkriecht. Die Schlangen sind scheu, sobald sie die Vibrationen unserer Schritte spüren, sind sie weg.
Würfelnattern zu züchten, das ist auch für den erfahrenen Zoo Neuwied Neuland. Die Mitarbeiter des Zoos kennen sich aber grundsätzlich gut mit der Zucht von Reptilien aus.
"Wir lesen uns immer gerne in neue Arten ein, wir sind also gut vorbereitet auf die nächsten Monate", erklärt Max Birkendorf vom Neuwieder Zoo. Für die Zucht der Würfelnattern wurden sechs neue Freilandterrarien gebaut, jeweils zwei Schlangen leben gemeinsam in einem Terrarium.
Die Zoobesucher können sich die Schlangen jedoch nicht anschauen. Die Tiere sollen sich nicht an Menschen gewöhnen.
Junge Schlangen sollen ausgewildert werden
Die zwölf weiblichen Zuchttiere wurden in den vergangenen Wochen an der Lahn gefangen, sie waren bereits trächtig. Sie sollen jetzt im Zoo ihre Eier ablegen. Die jungen Schlangen werden dann von den Mitarbeitern großgezogen.
Im kommenden Jahr, so der Plan, sollen sie an der Lahn ausgewildert werden. Die zwölf Zuchttiere werden sogar schon in diesem Jahr wieder ausgewildert.
Biologin Sigrid Lenz betreut und unterstützt das Zuchtprojekt. Sie gilt als eine der führenden Expertinnen für die Würfelnatter und betreut und untersucht seit Jahrzehnten die wenigen Populationen in Deutschland. "Die Schlangen legen zwischen fünf und 25 Eier. Wenn wir hier von einem guten Schnitt ausgehen, können wir hoffentlich rund 100 junge Schlangen großziehen", so Lenz.
Im Zoo sind die Überlebenschancen der jungen Schlangen zudem deutlich höher als in der freien Natur. "Den ersten Winter überlebt rund die Hälfte der Würfelnattern draußen nicht", erklärt Sigrid Lenz. Alle Beteiligten sind daher guter Dinge, dass sie durch die Zucht den Bestand an der Lahn stärken werden.
Schlangenzucht wegen anstehender Bauarbeiten an der Lahn
In den kommenden Jahren plant das für die Lahn zuständige Wasserstraßen-Neubauamt Heidelberg sechs Stauwehre an der Lahn zwischen Limburg und Lahnstein zu erneuern. Darunter auch das Wehr in Hollerich bei Nassau.
Dort lebt die seltene und geschützte Würfelnatter. Das Amt ist daher gesetzlich verpflichtet, den Bestand der Schlangen zu erhalten.
"Wir müssen mit der Zucht jetzt schon anfangen, obwohl das Wehr in Hollerich erst 2027 erneuert werden soll", erklärt Nikolai Goll vom Wasserstraßen-Neubauamt Heidelberg.
Es sei nicht auszuschließen, dass während der Bauarbeiten in einigen Jahren Schlangen ums Leben kommen. Die Zucht soll also schon jetzt ein Ausgleich für mögliche Verluste sein.