Mit den wämeren Temperaturen kommen auch neue Insektenarten vermehrt nach Rheinland-Pfalz

Hirschkäfer, Gottesanbeterin und Ödlandschrecke

Wie der Klimawandel neue Tierarten in den Westerwald bringt

Stand
Autor/in
Christoph Bröder

Die Sommer der vergangenen Jahre waren meist sehr heiß und trocken. Während große Teile der Natur darunter leiden, profitieren manche Arten davon.

Naturschützer Wolfgang Burens ist unterwegs auf einem Schotterweg an der Westerwälder Seenplatte. Hier hat er vor Kurzem eine Blauflügelige Ödlandschrecke gesehen. Auch heute findet er wieder mehrere Exemplare dieser Heuschreckenart, die er zur Dokumentation fotografiert.

"Dass wir hier diese Art finden, hat mich so sehr überrascht, dass ich es kaum glauben konnte."

"Dass wir in dieser ehemals regenreichen und kalten Mittelgebirgslandschaft diese Art finden, das hat mich so überrascht, dass ich es kaum glauben konnte", erklärt Burens. Er ist an der Westerwälder Seenplatte aufgewachsen und kennt das Gebiet sehr gut. Vor allem in den vergangenen vier Jahren hat er klimatisch eine Veränderung festgestellt. Das Klima sei mediterraner geworden.

Wolfgang Burens macht zur Dokumentation ein Foto der Ödlandschrecke.
Wolfgang Burens macht zur Dokumentation ein Foto der Ödlandschrecke.

Manche Tiere kommen, andere verschwinden

Vor einigen Jahren standen hier noch Fichten. Trockenheit und Borkenkäferbefall haben sie sterben lassen, dann wurden sie gefällt. Damit ist auch der Tannenhäher verschwunden, sagt Burens. Eine Vogelart, die sonst eher im kühleren Alpenraum vorkommt. Jetzt heizt die Sonne den kahlen Boden stark auf. Für die wärmeliebende Blauflügelige Ödlandschrecke ist das gut.

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Auch andere Arten profitieren durch den Klimawandel

Neben der Ödlandschrecke profitieren aber auch noch andere Arten. Zum Beispiel der Hirschkäfer oder die Gottesanbeterin. Auch sie breiten sich in unseren Mittelgebirgen zunehmend aus. Im Westerwald gibt es ebenfalls schon einige Sichtungen. Hirschkäferfunde gibt es etwa im Unteren Westerwald, aber auch weit oben im Norden, in Daaden.

Markus Rink aus Alf an der Mosel dokumentiert solche Hirschkäferfunde. Wer einen findet, kann das auf seiner Homepage melden. Die Käfer seien in den vergangenen Jahren zunehmend von den wärmeren Flusstälern in die Mittelgebirge eingewandert. "Sie tauchen mittlerweile etwa in Kirchberg oder Kastellaun im Hunsrück auf, das hat mich überrascht", sagt Rink.

Neue Arten als Warnsignal des Klimawandels

Wolfgang Burens ist bei solchen Entdeckungen hin- und hergerissen. "Es ist einerseits eine Freude solche Tiere zu sehen, weil es schöne Arten sind. Gleichzeitig bleibt aber der fade Beigeschmack, weil ich weiß, warum die jetzt hier sind."

Der Naturschützer geht davon aus, dass wir in den kommenden Jahren eine Verschiebung von Tier- und Pflanzenarten erleben werden. Manche Arten würden bei uns verschwinden, manche kämen dafür dazu.

Insgesamt bereitet ihm das große Sorgen. "Die Lebensräume werden enger werden, der Konkurrenzkampf nimmt zu. Ob dann in ferner Zukunft mal der mediterrane Rotkopfwürger den heimischen Neuntöter verdrängen wird, das weiß ich nicht, ist aber denkbar", sagt Burens.

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