Der Wiederaufbau an der Ahr dauert vielen Menschen im Ahrtal zu lange. Oft gibt es aber gute Gründe, warum es nur langsam vorangeht. Zum Beispiel, weil nach Bomben und Munition aus dem Zweiten Weltkrieg gesucht wird, die in der Flutnacht angeschwemmt wurden.
Kampfmittelexperte an der Ahr im Einsatz
Seit Wochen konnten die Bürgerinnen und Bürger von Bad Neuenahr-Ahrweiler einem Bagger in der Ahr dabei zuschauen, wie er ganz vorsichtig Schicht für Schicht das von der Flut angeschwemmte Geröll aus der Ahr holt. Zuvor hatte ein Kampfmittelexperte mit einer Sonde den Fluss nach Munition untersucht.
Überall, wo das Gerät anschlug, wurde die Stellen markiert - insgesamt mehr als 1.700 Mal. Die Suche mit der elektromagnetischen Sonde sei sehr zeitaufwendig, sagt Hermann-Josef Pelgrim, Geschäftsführer der Aufbau- und Entwicklungsgesellschaft Bad Neuenahr-Ahrweiler: "Zwischen einer Tomatendose und einer Granate kann man elektromagnetisch nicht unterscheiden."
Bagger mit Panzerglas ausgestattet
Um die Fundstellen zu überprüfen, musste der Boden dort ausgebaggert werden. Der Bagger hat für die gefährliche Suche eine dicke Panzerglasscheibe vor die Fahrerkabine bekommen. Außerdem habe die Maschine zusätzlich eine extra dicke Bodenplatte aus Stahl, sagt Markus Renda, von der Aufbau- und Entwicklungsgesellschaft Bad Neuenahr-Ahrweiler. Er beaufsichtigt die Arbeiten vor Ort.
Bei der Suche nach Munition und Bomben ist in den vergangenen Wochen einiges ans Tageslicht gekommen. Etwa ein verbogenes Brückengitter, ein Parkscheinautomat, ein Kronleuchter oder ein Auto, das unter einer dicken Kiesschicht verborgen lag. Laut Markus Renda wurden aber auch ein Bajonett und ein Geschoss von einem Flugzeug aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden.
Die Suche sei auch ein Stück Pionierarbeit nach der Flutkatastrophe, sagt Hermann-Josef Pelgrim. Denn die Ahrflut habe Millionen Kubikmeter Material verschoben und in der Stadt abgelagert. Darunter möglicherwiese auch Bombenteile aus dem Zweiten Weltkrieg. Die auf alten Fotografien dokumentierten Bombenabwurfstellen seien nach der Flutkatastrophe nicht mehr aktuell. Darum müsse jeder Ahrabschnitt neu untersucht werden.
Bisher keine gefährliche Munition in der Ahr gefunden
Die gute Nachricht: Nichts von den bisherigen Fundstücken auf den ersten eineinhalb Kilometern der abgesuchten Strecke stellte eine Gefahr für die Bevölkerung da. Bis Ende März sei der erste Abschnitt ausgebaggert und damit wieder etwa so tief wie vor der Flut, verspricht Markus Renda. Dann soll die Suche Richtung Ahrweiler weiter gehen. Erst wenn die Suche abgeschlossen ist, können Arbeiter damit beginnen, die Uferbereiche - zum Beispiel für den Bau der neuen Brücken - vorzubereiten.