Probleme bei Behandlung in Rheinland-Pfalz

Eine bessere Versorgung von Post-Covid-Patienten ist nicht in Sicht

Stand
Autor/in
Isabel Röder
Holger Schäfer

In Rheinland-Pfalz gibt es nur eine Ambulanz, die speziell Patienten mit Post-Covid behandelt. Die Warteliste ist lang. Doch eine bessere Versorgung ist nicht in Sicht.

Mehr als 400 Patienten stehen im Moment auf der Warteliste der Corona-Ambulanz in Koblenz, wie die leitende Ärztin Astrid Weber mitteilt. Die Wartezeit bis zur Behandlung betrage rund ein Jahr und sie werde immer länger. Es ist die einzige Anlaufstelle in Rheinland-Pfalz, die speziell Patienten mit Post-Covid-Symptomen behandelt. Das sei deutlich zu wenig, sagt Weber. Bereits im Oktober letzten Jahres schlug sie wegen Überlastung Alarm und forderte weitere Ambulanzen.

Das Problem ist der Politik bekannt. Der Gesundheitsminister von Rheinland-Pfalz, Clemens Hoch (SPD), äußerte im Dezember 2022 selbst den Wunsch, in jeder Großstadt eine Anlaufstelle für Post-Covid Patienten zu schaffen. Verbessert hat sich an der Versorgungsstruktur in Rheinland-Pfalz bisher jedoch nichts.

Ärzte können Behandlung von Post-Covid schwer abrechnen

Weder Politik noch die Kassenärztliche Vereinigung (KV), in welcher die niedergelassenen Ärzte und Ärztinnen organisiert sind, könnten neue Ambulanzen beschließen, heißt es von Seiten des Gesundheitsministers und der KV Rheinland-Pfalz. "Vielmehr entstehen Anlaufstellen aus dem Engagement der Ärzteschaft heraus", so die KV Rheinland-Pfalz.

"Wir bräuchten neue Abrechnungsmodalitäten, wo wir für die zusätzliche Zeit eine Vergütung bekommen."

Ärztin Astrid Weber sieht hauptsächlich einen Grund, warum bisher nicht mehr Ambulanzen eröffnet wurden: Es fehle an passenden Möglichkeiten, die Behandlung von Post- und Long-Covid Patienten abzurechnen. Bis die Diagnose Post-Covid feststeht, vergeht viel Zeit, da andere Erkrankungen vorher ausgeschlossen werden müssen. Die Zeit für die hier notwendige enge Betreuung können Hausärzte bisher nicht abrechnen, so Weber.

Dr. Astrid Weber
Dr. Astrid Weber hat im Mai 2022 die Corona-Ambulanz in Koblenz eröffnet und seitdem etwa 350 Patienten behandelt.

Über Finanzierung von Post-Covid-Ambulanzen wird diskutiert

Bisher sieht es nicht so aus, dass sich die Möglichkeiten der Abrechnung bald ändern. Denn Politik, die Krankenkassen und die Kassenärztliche Vereinigung schieben sich gegenseitig die Verantwortung zu.

Das Gesundheitsministerium plant derzeit keine finanzielle Unterstützung, stattdessen sollten sich Ärzte und Krankenkassen einigen. "Das Land wird nicht in die laufenden Betriebskosten von Ärztinnen und Ärzten und Krankenhäuser einsteigen", sagt Gesundheitsminister Hoch auf Anfrage des SWR. Stattdessen könne die KV ihre Budgets so sortieren, dass mehr Geld bei den Ärztinnen und Ärzten ankomme. Zuständig für die Budgetverhandlungen seien die KV und die Kostenträger, also die Krankenkassen, so Hoch.

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Vergütung der Ärzte soll bundesweit geregelt werden

Die Kassenärztliche Vereinigung Rheinland-Pfalz sieht bei dieser Forderung ihre Hände gebunden. Bisher bestünden keine Regeln zur Vergütung der ambulanten Versorgung. "Diese offenen Fragen müssen bundesweit geregelt werden", teilt sie schriftlich mit.

Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen (GKV) teilt mit, dass er seit Februar mit Ärzten und Krankenhäusern im gemeinsamen Bundesausschuss an einer Richtlinie für Post-Covid-Patienten arbeite. Ein Herumirren im System solle damit vermieden werden, teilt der GKV auf SWR-Anfrage mit. Ergebnisse sollen bis Ende des Jahres vorliegen. Ob das zu mehr Anlaufstellen für Post-Covid-Patienten führen wird, ist allerdings offen. Darüber hinaus hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach diese Woche ein Hilfsprogramm für Post-Covid-Betroffene angekündigt.

In Rheinland-Pfalz soll es einen runden Tisch zu Post-Covid geben

In Rheinland-Pfalz wollen sich Politik, Ärzte, Krankenkassen und die Kassenärztliche Vereinigung an einem runden Tisch zu dem Thema beraten. Wann dieser stattfindet, steht noch nicht fest.

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