Seit Ende 2021 läuft bei der Caritas in Neuwied das Projekt, bei dem bislang fünf wohnungslose Menschen eine eigene Wohnung bekommen haben. Das soll ihnen die Rückkehr in ein geregeltes Leben ermöglichen. Nach eigenen Angaben ist die Caritas Neuwied nach rund anderthalb Jahren zufrieden mit der ersten Bilanz des Projekts "Housing First".
Dafür hat eine Stiftung der Firma Wirtgen fünf Wohnungen gekauft und renoviert und sie dann ohne Vorbedingungen an wohnungslose Menschen vermietet. Allerdings müssen sie dafür Miete zahlen.
Bei der Caritas Neuwied kümmert sich die Sozialarbeiterin Jana Dreckkötter um die Mieter. Die ehemals Wohnungslosen bekommen nach ihren Angaben die Miete von den Behörden. Sie seien aber selbst dafür verantwortlich, die nötigen Anträge zu stellen, damit die Miete auch pünktlich bezahlt werde. Das habe bislang immer geklappt, so Dreckkötter. Zudem habe es noch keine Beschwerden der Nachbarn gegeben. Allein das sei schon ein Erfolg, betont sie.
Eigene Wohnung ist Basis, um Probleme zu lösen
Mit der eigenen Wohnung verbesserten sich auch die oft massiven Gesundheitsprobleme der Betroffenen, zieht die Sozialarbeiterin Bilanz. Bei einem Mann etwa heilten endlich die offenen Wunden an seinen Beinen ab, seit er ein warmes Zuhause habe. Und die ehemals Wohnungslosen nähmen Beratungsangebote an, beispielsweise um ihre Schulden abzubauen oder um Suchtprobleme zu lösen.
Einer habe ihr wörtlich gesagt, "sobald man eine feste Adresse hat, holt einen die Vergangenheit ein. Um die muss man sich kümmern, bevor man Pläne für die Zukunft machen kann." Dreckkötter freut sich darüber, dass einer der ehemals Wohnungslosen voraussichtlich im Sommer eine Weiterbildung abschließen wird. Danach wolle er sich eine Arbeitsstelle suchen, sagt sie.
Nach ihren Angaben wird die Wirtgen-Stiftung in diesem Jahr noch eine sechste Wohnung kaufen und "Housing First" zur Verfügung stellen. Mit dann insgesamt sechs Wohnungen werde das Projekt dann zunächst nicht weiter ausgeweitet.
Bedauern in Neuwied über fehlende Landesförderung
Im Gespräch mit dem SWR bedauerte Dreckkötter, dass das Projekt der Neuwieder Caritas keine Förderung des Landes bekomme, obwohl es schon erfolgreich angelaufen sei. Das Land Rheinland-Pfalz hatte Mitte Januar angekündigt, eigene "Housing-First"-Projekte zu starten - und zwar in den Städten Koblenz und Landau sowie im Westerwaldkreis. Noch aber stecken sie in den Startlöchern.
Jedes dieser drei Landesprojekte wird den Angaben zufolge mit bis zu 114.000 Euro gefördert, und jedes soll mindestens acht Personen aufnehmen und betreuen. Verantwortlich für die Umsetzung sind demnach in Koblenz der örtliche Kreisverband der Arbeiterwohlfahrt (AWO), in Landau die Caritas und im Westerwald mehrere Verbandsgemeinden in Kooperation mit Caritas und Diakonie. Ab 2024 sollen zudem drei weitere Kommunen den neuen Ansatz in der Wohnungslosenhilfe testen, teilte das Land mit.