Teilung hatte viele Nachteile

Fast 900 Jahre getrennt: Ganz Marienthal gehört jetzt zu Dernau

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Autor/in
Martin Gärtner
Bild von Reporter Martin Gärtner aus dem SWR-Regionalbüro Bad Neuenahr-Ahrweiler in Rheinland-Pfalz.

Seit 1137 war Marienthal geteilt. Die eine Hälfte gehörte zu Dernau, die andere zu Bad Neuenahr-Ahrweiler. Seit dem Jahresanfang ist das anders.

Marienthals westlicher Teil gehörte bisher zu Dernau, der östliche Teil zur Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler. Seit der Gründung des Marienthaler Klosters im Jahr 1137 war das so. Die Grenze bildet der unterirdische Hubach, der die Grafschaft Saffenburg vom Erzbistum Köln trennte. In der Nacht vom 31. Dezember 2023 auf den 1. Januar 2024 hat sich das geändert: Jetzt ist ganz Marienthal Teil der Ortsgemeinde Dernau.

Der Hubach war bislang die Grenze in Marienthal

Die Grenze zwischen den beiden Ortsgemeinden war bislang der Hubach: Dort stand bis zur Ahrflut ein Haus direkt über diesem Bach, erzählt Rolf Schmitt aus Marienthal. Es wurde nach der Hochwasserkatastrophe abgerissen. "Dieses Haus hatte früher die Besonderheit, dass der Besitzer beim Frühstück in Dernau saß und beim Mittagessen in Bad Neuenahr-Ahrweiler, weil der Bach genau unter seinem Haus durchlief", so Schmitt.

Der Hubach teilt Marienthal. Er verläuft unterirdisch unter der Klosterstraße
Der Hubach teilte bislang Marienthal in zwei Teile. Er verläuft unterirdisch unter der Klosterstraße.

Unterschiedliche Postleitzahlen in Marienthal

Für die Menschen in Marienthal war die Trennung jahrhundertelang vor allem lästig, und für Fremde unverständlich. Die Bürgerinnen und Bürger im Ort haben bislang unterschiedliche Adressen, Postleitzahlen und Telefon-Vorwahlen - je nachdem, in welchem Teil sie wohnen.

Die Einsatzkräfte wussten manchmal gar nicht, wo sie hinfahren sollten. Und so war das Chaos eigentlich programmiert.

Bei der Ahrflut im Sommer 2021 wurden die Nachteile deutlich spürbar, sagt Rolf Schmitt aus Marienthal. Tausende Helferinnen und Helfer von Bundeswehr, Technischem Hilfswerk und anderen Organisationen hätten damals an ihre Einsatzorte dirigiert werden müssen.

Rolf Schmitt aus Marienthal im Kreis Ahrweiler kümmert sich seit der Ahrflut unter anderem darum, Probleme beim Wiederaufbau zu lösen.
Rolf Schmitt aus Marienthal im Kreis Ahrweiler kümmert sich seit der Ahrflut unter anderem darum, Probleme beim Wiederaufbau zu lösen.

Marienthal-Ost gehörte dabei zum Einsatzabschnitt III, Marienthal-West dagegen zum Einsatzabschnitt I. "Das führte dazu, dass die Einsatzkräfte manchmal gar nicht wussten, wo sie hinfahren sollten. Und so war das Chaos eigentlich programmiert", erinnert sich Rolf Schmitt.

Teilung von Marienthal machte Nahwärmenetz schwieriger

Auch später habe die Teilung des Ortes in zwei Hälften weiter für Probleme gesorgt, sagt auch Alfred Sebastian (CDU), der Ortsbürgermeister von Dernau: Niemand habe sich so richtig zuständig gefühlt für die Hilfs- und Wiederaufbaumaßnahmen.

Deshalb sei auch der Aufbau eines umweltfreundlichen Nahwärmenetzes schwierig gewesen. Beim Wiederaufbau von Telefonleitungen, Strom- und Wasserversorgung mussten immer zwei Ansprechpartner ins Boot geholt werden - einer aus Dernau und einer aus Bad Neuenahr.

VG Altenahr spricht von "historischem Ereignis"

Die Verbandsgemeinde Altenahr sprach deshalb bei der Vertragsunterzeichnung im November von einem "historischen Ereignis", dass Marienthal vereinigt wird und ganz zu Dernau gehört. Bei einer Abstimmung votierten 77 der 85 stimmberechtigten Marienthaler Einwohnerinnen und Einwohner für den Zusammenschluss. Auch der Ortsgemeinderat in Dernau, der Stadtrat Bad Neuenahr-Ahrweiler und die Verbandsgemeinde Altenahr stimmten dafür.

Seit 1137 war Marienthal geteilt. Die eine Hälfte gehörte zu Dernau, die andere zu Bad Neuenahr-Ahrweiler. Seit heute ist der Ort vereinigt.
Im November 2023 wurde vertraglich besiegelt, dass Marienthal künftig komplett zu Dernau gehört.

Für die Menschen in Marienthal bedeutet das: Einige von ihnen bekommen eine neue Postleitzahl und eine neue Telefon-Vorwahl. Manche Straßen werden umbenannt und Hausnummern werden neu verteilt. Und einige Bürgerinnen und Bürger müssen ihre Personalausweise ändern lassen.

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