Laut Experten weitere Betrugsfälle wahrscheinlich

Oldtimer-Betrug: Händler aus Mülheim-Kärlich gab entscheidenden Hinweis

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Autor/in
Christian Giese-Kessler
Portraitfoto von Reporter Christian Giese-Kessler aus dem SWR-Studio Koblenz in Rheinland-Pfalz.

Nachdem ein Oldtimer-Händler aus Mülheim-Kärlich möglicherweise einen Betrug im Millionenbereich aufgedeckt hat, könnte es nach Ansicht von Experten noch weitere Fälle geben.

Konkret geht es um die mutmaßliche Fälschung eines Mercedes 300 SL aus den 60er Jahren. Der Händler Ralph Grieser aus Mülheim-Kärlich hatte den Original-Mercedes nach eigenen Angaben privat gekauft. Als er ihn anmelden wollte, habe die Zulassungsstelle ihm mitgeteilt, dass zuvor schon ein baugleicher Oldtimer mit der gleichen Fahrgestellnummer angemeldet gewesen sei.

"Ich hätte mir vorher nicht vorstellen können, dass so etwas passiert."

Diese Nachricht auf der Zulassungsstelle habe ihn aus allen Wolken gerissen, so Grieser im SWR-Interview. "Ich hätte mir vorher nicht vorstellen können, dass so etwas passiert. Ich hatte vorher alle Prüfziffern selbst kontrolliert." Inzwischen hätten zum Glück auch weitere Gutachten die Echtheit seines Mercedes bestätigt. Er gehe deswegen davon aus, dass der andere Mercedes eine Fälschung sein müsse.

Staatsanwaltschaft Stuttgart ermittelt gegen anderen Oldtimer-Händler

Mittlerweise ermittelt die Staatsanwaltschaft Stuttgart, da der mutmaßlich gefälschte Oldtimer von einem anderen Händler im baden-württembergischen Ditzingen angeboten und verkauft worden war. Nach Angaben eines Sprechers der Staatsanwaltschaft wurden bei einer Razzia in der Firma und beim Inhaber mutmaßliche Beweismittel sichergestellt.

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Der Inhaber dort hatte auf SWR-Nachfrage die Vorwürfe zurückgewiesen. Er habe den Verkauf lediglich vermittelt. Weder sei er mit der Überprüfung der Echtheit des Oldtimers beauftragt worden, noch habe er Gründe gehabt, an der Originalität zu zweifeln.

Gutachter: Original lässt sich zweifelsfrei ermitteln

Im Raum stehe auch die Frage, welches der beiden Modelle überhaupt das Original und welches die Fälschung sei, so der Händler aus Ditzingen weiter. Nach Angaben eines Gutachters sind solche Untersuchungen zwar aufwendig, letztlich ließen sich aber auch sehr detailgetreue Fälschungen zweifelsfrei entlarven.

Sogenannte Auto-Forensiker könnten beispielsweise Proben vom Fahrgestell nehmen. Anhand des Stickstoffgehalts im Stahl ließe sich das Alter des Materials sehr genau bestimmen. Ein anderer Anknüpfungspunkt seien die Schweißnähte. Die Schweißtechnik habe sich in den Jahrzehnten immer weiter entwickelt und die Experten könnten alte Schweißstellen von neueren unterscheiden.

Ein roter Oldtimer Mercedes in einer Halle in Mülheim-Kärlich - der Händler hat offenbar einen Millionen-Betrug aufgedeckt.
Diesen Mercedes 300 SL aus den 60er Jahren hatte der Händler aus Mülheim-Kärlich gekauft.

Mutmaßlich hohe Dunkelziffer bei Oldtimer-Fälschungen

Der Gutachter geht eigenen Angaben davon aus, dass trotzdem viele solcher Fälschungen unentdeckt bleiben. Das liege vor allem daran, dass die Zulassungsstellen der verschiedenen Länder keine Daten untereinander austauschten. Ans Licht kämen solche Fälschungen deshalb erst dann, wenn wie im vorliegenden Fall beide Oldtimer gleichzeitig in Deutschland angemeldet würden. Erst dann bemerkten die Behörden, dass etwas nicht stimme.

Gerade solche Luxus-Oldtimer würden aber oft international gehandelt und wenn die gleiche Fahrgestellnummer in unterschiedlichen Ländern angemeldet sei, bemerke niemand die Fälschung. Der Fall aus Ditzingen und Mülheim-Kärlich habe in der Oldtimer-Szene große Wellen geschlagen, so der Gutachter. Er geht demnach davon aus, dass einige Sammler jetzt von sich aus überprüfen lassen, ob ihre Fahrzeuge wirklich Originale sind. Wenn es dazu komme, würden mit Sicherheit auch weitere Fälschungen aufgedeckt.

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