Nach einer Durchsuchung der Staatsanwaltschaft beim Oldtimerhändler Kienle aus Ditzingen (Kreis Ludwigsburg), hat der Inhaber auf SWR-Anfrage schriftlich Stellung bezogen. Darin weist Klaus Kienle alle Vorwürfe zurück. Der vom Landeskriminalamt als Doublette identifizierte Mercedes 300 SL sei nicht von der Firma Kienle aufgebaut, repariert oder restauriert worden. Man habe lediglich von einem Kunden den Auftrag erhalten, das Fahrzeug zu vermitteln.
Kienle will nach eigenen Angaben eng mit der Staatsanwaltschaft und dem Landeskriminalamt zusammenarbeiten, um die Sache schnell aufzuklären. Er habe daher freiwillig Fahrzeuge und Fahrzeugteile als Beweismittel herausgegeben, teilte er dem SWR mit. Das bestätigt auch die Staatsanwaltschaft wenige Tage später. Kienle habe zunächst kooperiert, dann aber Widerspruch eingelegt.
Zwei Mercedes als Beweismittel sichergestellt
Nach den Durchsuchungen der Polizei Ende Mai in den Privatwohnungen der Firmeninhaber sowie der Firmensitze im Raum Stuttgart hat die Staatsanwaltschaft Stuttgart vor kurzem weitere Details bekannt gegeben. Demnach sind unter anderem zwei Mercedes-Fahrzeuge des Modells SL 300 als Beweismittel sichergestellt worden. Ebenso ein Motor für ein entsprechendes Fahrzeug, ein Fahrgestell und umfangreich digitale Speichermedien sowie schriftliche Unterlagen.
Der Fokus der Ermittlungen liege speziell auf dem Mercedes-Fahrzeugmodell 300 SL, so ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Stuttgart auf SWR-Anfrage. Die Auswertung der Beweismittel dauere an. Einzelheiten wollte der Sprecher nicht nennen, um die Ermittlungen nicht zu gefährden.
Entscheidender Tipp vom Bundeskriminalamt
Die Ermittlungen des baden-württembergischen Landeskriminalamts (LKA) und der Staatsanwaltschaft Stuttgart gehen auf einen Hinweis des Bundeskriminalamts (BKA) vom März zurück: Nach den Erkenntnissen des BKA soll die Firma aus Ditzingen einen betrügerischen Handel mit exklusiven Oldtimern betreiben. Es gebe den Verdacht, dass diese Firma Dubletten - also nachgebaute Kopien - von lange nicht gehandelten Oldtimern fertige und verkaufe, so LKA und Staatsanwaltschaft.
Mercedes-Benz Roadster SL für 1,6 Millionen Euro
Im konkreten Fall soll ein Oldtimerhändler einen Mercedes-Benz SL Roadster für 1,6 Millionen Euro erworben haben. Dieses Fahrzeug sei zuvor 50 Jahre nicht angemeldet gewesen. Bei der Kfz-Anmeldung habe sich herausgestellt, dass eben dieses Auto mit der identischen Fahrzeugidentifikationsnummer bereits angemeldet gewesen war.
Den Erkenntnissen der Ermittler nach wurde dieser 300 SL Roadster im Januar 1961 gebaut und nur wenige Monate später an den Internationalen Automobilsalon in Genf in der Sonderfarbe Fantasiegelb ausgeliefert. Im Jahr 1962 habe ein Geschäftsmann aus Zürich den Wagen gekauft und ihn in Rot umlackieren lassen. Die Recherchen der Polizei haben nach Aussage der Behörden ergeben, dass ein Mercedes-Benz 300 SL in der Farbe Fantasiegelb im Jahr 2019 durch die Firma aus Ditzingen zum Kauf angeboten wurde. Die Fahrgestellnummer sei die selbe gewesen, wie sie auch der rote SL aus Zürich hatte. Bei dem Wagen in Gelb muss es sich nach Einschätzung der Behörden demnach um eine Fälschung handeln.