Natalja Kronenberg ist seit fünf Jahren Bürgermeisterin der Gemeinde Bassenheim im Kreis Mayen-Koblenz. Ein ehrenamtlicher Job, der viel Zeit in Anspruch nimmt. Die 37-jährige CDU-Frau arbeitet in Teilzeit bei einer Investmentbank und hat drei kleine Kinder. Gerade ist sie in Elternzeit. Mutter sein und sich in ihrem Heimatort politisch zu engagieren, ist für sie kein Widerspruch.
Ist die Frauenquote eine Lösung?
Für die 37-Jährige wäre es wünschenswert, mehr Mitstreiterinnen zu haben. Denn Frauen hätten oft einen anderen Blick auf die Themen, sagt Kronenberg. Aber von einer Quote - wie sie auch die CDU parteiintern eingeführt hat - halte sie nicht viel: "Ich würde niemals einen engagierten Mann ablehnen, weil ich noch Frauen auf der Liste brauche. Und dann muss ich verzweifelt Frauen suchen, die sich irgendwie erbarmen."
Kim Theisen, die Spitzenkandidatin der Grünen in Koblenz, hingegen ist für eine Frauenquote. Die 25-Jährige tritt zum ersten Mal bei einer Kommunalwahl an. "Einige Perspektiven sind einfach in der Politik nicht genug vertreten. Das betrifft nicht nur Frauen - auch junge Menschen und auch Menschen mit Migrationshintergrund", sagt Theisen.
Späte Ratssitzungen oft unattraktiv für Familien
Ein Grund, weshalb Frauen eher selten für ein politisches Amt kandidierten, seien zum Beispiel die vielen Abendtermine, sagt Natalja Kronenberg. Besonders während der Ratssitzungen sei sie auf Unterstützung der Großeltern und ihrem Mann angewiesen: "Wenn die Kinder quengelig und müde sind und die Mama geht dann aus dem Haus, das ist schon immer mal wieder eine schwierige Situation." Aber ansonsten könne sie sich ihre Zeit als Bürgermeisterin häufig frei einteilen.
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Sie machen mehr als 50 Prozent der Bevölkerung aus, aber in der Kommunalpolitik sind Frauen oft wenig vertreten. Warum ist das so? Eine Spurensuche in der Region Neckar-Alb.
Mehr Frauen in Führungspositionen gebraucht
Auch Kronenbergs Parteikollegin Christine Horsch macht Werbung für das Bürgermeisteramt. Die 62-Jährige ist Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Schweich bei Trier und hat das Netzwerk "Kommunale Führungsfrauen" des Städte- und Gemeindebundes RLP initiiert.
Sie wünscht sich, dass Frauen in der Kommunalpolitik mehr gefördert werden, um häufiger Führungsrollen in den Städten und Gemeinden zu übernehmen. Das lohne sich, denn "Frauen setzen neue Impulse, haben einen ganz anderen Führungsstil, sind vielen Dingen gegenüber aufgeschlossener und bevorzugen flache Hierarchien," sagt Horsch.
Hybride Sitzungen könnten mehr Teilhabe ermöglichen
Die CDU-Politikerin fordert, dass sich die politisch Verantwortlichen bessere Lösungen überlegen, um verschiedenen Lebensmodellen gerecht zu werden. Es sei an der Zeit, Dinge zu ändern, um ein Engagement - zum Beispiel für junge Eltern - attraktiver zu machen: "Wir brauchen digitale Sitzungen und wir müssen die Arbeit auf mehrere Schultern verteilen und in Teams arbeiten." Alte Strukturen müssten sich einfach ändern.
Als Vorsitzende der Grünen in Koblenz setzt sich Kim Theisen ebenfalls für hybride Stadtratssitzungen - an denen von zuhause aus teilgenommen werden kann - ein: "Wir machen das bei uns Grünen intern schon lange. Wir haben bei Corona umgestellt und haben das beibehalten - zum Beispiel bei unseren Vorstandssitzungen. Und wir haben damit sehr gute Erfahrungen gemacht, ohne dass sich an der Qualität etwas verändert hat", sagt die 25-Jährige.
Frauenanteil in kommunalen Räten unter 25 Prozent
In den vergangenen Jahren ist der Frauenanteil in den Stadt- und Gemeinderäten laut Statistischem Landesamt leicht gestiegen - auf knapp 24 Prozent (Wahlen 2019). Das sei aber offensichtlich noch lange nicht genug, da sind sich die drei Kommunalpolitikerinnen einig.
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Um den Frauenanteil zu erhöhen, sei es entscheidend, dass sich politisch aktive Frauen zusammentun und andere motivieren, sagt Bürgermeisterin Horsch. Denn Frauen würden oft die nötigen Kompetenzen mitbringen, ihr Auftreten sei aber schüchterner und zurückhaltender als das von Männern. "Viele Frauen bewerben sich im Gegensatz zu den Männern nicht von alleine. Frauen müssen angesprochen und unterstützt werden", sagt die 62-jährige CDU-Politikerin.
Sie ist überzeugt davon, dass es künftig gelingen kann, mehr Frauen für ein politisches Amt zu begeistern. Denn ihrer Erfahrung nach, sagt sie, sei es eine äußert erfüllende und schöne Aufgabe, Kommunalpolitik für die Menschen in einem Ort mitzugestalten.