Für Werner Rockenbach aus Biebern im Hunsrück ist es aktuell die dritte Reise nach Brasilien. Erstmals traf er 2007 dort auf Verwandte, dann noch einmal 2013. Auch dieses Mal will der 75-Jährige mit seiner Frau Brigitte Verwandtschaft in Porto Alegre im Süden Brasiliens treffen: Fünf Familien stehen auf seinem Besuchs-Plan.
Rockenbachs Vorfahren wanderten 1857 nach Brasilien aus
Angefangen hatte alles schon in den 1980er Jahren, erzählt Werner Rockenbach. Damals sei ein Mitarbeiter der Deutschen Welle im Hunsrück aufgetaucht und habe Vorfahren gesucht. Sein Name: Silvio Rockenbach. Werner Rockenbach, damals noch Lehrer, forschte mit dem Journalisten und die beiden fanden heraus, dass sie einen gemeinsamen Vorfahren haben: Johann Nikolaus Rockenbach, dessen Eltern auch aus Biebern kamen. Er wanderte 1857 nach Brasilien aus.
Noch heute wird in Brasilien Hunsrücker Platt gesprochen
Silvio Rockenbach, der brasilianische Journalist, sprach zur Freude von Werner Rockenbach noch fließend Hunsrücker Platt. Und zwar das von vor 200 Jahren! Deutsch werde bis heute von den Auswanderern gepflegt, erzählt Werner Rockenbach. "Nur die Jüngeren beherrschen die deutsche Sprache und den Dialekt mittlerweile leider immer seltener", bedauert er.
Manche Worte kenne er selbst nur noch von seiner Mutter, sie seien heute im Hunsrück gar nicht mehr geläufig. Beispielsweise das Wort "enda", das viele Auswanderer bis heute als Bezeichnung für "früher" benutzen. Und schmunzeln müsse er jedes Mal, wenn die Brasilianer statt von einem Flugzeug lieber von einem "Luftschiff" sprechen.
Jubiläumsjahr: 200 Jahre Auswanderung Warum in Brasilien Hunsrücker Dialekt gesprochen wird
Sich im Süden Brasiliens auf Deutsch unterhalten? Oft kein Problem, denn viele sprechen hier noch die Sprache ihrer Vorfahren. Vor 200 Jahren kamen sie dort an - viele aus dem Hunsrück.
Vorfahren im Internet ausfindig gemacht
Werner Rockenbach hat noch mehr Nachfahren gefunden: Der pensionierte IT-Lehrer hatte bei Internetrecherchen auch eine Informatikprofessorin an der Universität von Porto Alegre ausfindig gemacht: Liane Margarida Rockenbach Tarouco.
Dank alter Kirchenbücher hat er herausgefunden, dass insgesamt fünf Familien mit dem Namen Rockenbach aus dem Hunsrück nach Brasilien ausgewandert sind - sie waren alle miteinander verwandt. Rockenbachs brasilianische Nachfahrin, die Informatikprofessorin, hat inzwischen mehr als 1.000 Rockenbachs in Brasilien zusammengetragen.
Spurensuche von Peter Benke steht noch am Anfang
Ganz anders sieht es bei Peter Benke aus Kirchberg aus. Ein Freund von ihm gehört zu den Organisatoren der Reise von den "Brasilienfreunden Kirchberg". Und durch ihn erfuhr er, dass es im Bundesstaat Rio Grande do Sul etliche Familien mit dem Namen Brand gibt.
Peter Benkes Mutter war eine geborene Brand und sie wohnte in Dickenschied im Hunsrück. Aus diesem Ort wanderten im 19. Jahrhundert ebenfalls viele Familien aus - vor allem nach Salvador do Sul, das auf Deutsch bis heute Kappesberg genannt wird.
Deutsche Gummibärchen für brasilianische Verwandtschaft
Peter Benke hofft, dass er bei seinem Besuch in der Region Vorfahren mit dem Namen Brand findet. Ein Bekannter half ihm dabei, eine Art Stammbaum zu erstellen, das soll die Suche erleichtern. Als Gastgeschenk hat er schon mal ein paar Tüten Gummibärchen eingepackt.
Fast 40 Hunsrücker zu Besuch in Brasilien
Die Reisegruppe aus dem Hunsrück ist für mehrere Tage in der Region um Porto Alegre, der Hauptstadt des Bundesstaates Rio Grande do Sul. Die 38-köpfige Gruppe freut sich dabei besonders auf den Besuch in Maratà, der Partnerstadt von Rheinböllen: Am 25. Juli fand hier einen Festumzug anlässlich der offiziellen Feierlichkeiten zum 200-jährigen Jubiläum der deutschen Einwanderung nach Brasilien statt.
Für Peter Benke war die Reise ein großer Erfolg, er hat Verwandte gefunden: "Nach dem Gottesdienst standen da einige, die Brand hießen, das hat einer organisiert.“ Mit einigen will er nun in Kontakt bleiben: "Handynummern sind ausgetauscht und wir schicken auch schon fleißig Bilder hin und her". Für Peter Benke war der Besuch zu kurz für ausführliche Gespräche und um sich kennenzulernen. Er denkt darüber nach, nochmal wiederzukommen: "Ich habe Fotos gekriegt von einem Brand-Treffen, wo über 100 Leute zusammen sind. Ich hoffe, dass ich die irgendwann mal alle kennen lerne".